Grauer Star

Zellreste trüben den Blick

Beim grauen Star trübt sich die Augenlinse. Unbehandelt kann das bis zur Erblindung führen. Abhilfe schaffen operativ eingesetzte Kunstlinsen.

Kennen Sie die berühmte Seerosen-Serie des französischen Malers Claude Monet? Seit 1912 litt der Impressionist unter einem Grauen Star, was sich auch in seinen Ölgemälden ab 1914 zeigt. Er erkannte die Farben nur noch durch eine Art Nebelschleier und sah die Welt immer gelblicher. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf spiegeln die Versionen seiner Seerosen beides wieder. Aus Angst zu erblinden, entschied Monet sich lange gegen eine Operation des Grauen Stars. Erst im Jahr 1923, mit 83 Jahren, wurde er operiert. Danach musste er eine sogenannte Star-Brille tragen, welche aufgrund der Glasstärken durch ihre extreme Dicke auffiel. Damals wurde nur die natürliche Linse entfernt. Künstliche Linsen als Ersatz gab es noch nicht. Blautöne nahm Monet fortan verstärkt wahr, was auf den Seerosen-Bildern nach 1923 sichtbar wird.

Häufige Erkrankung im Alter

Rund einhundert Jahre später ist der Katarakt immer noch eine häufige Augenkrankheit, die das Sehen mit dem Alter fortschreitend beeinträchtigt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Risikofaktoren wie Herz-Kreislauferkrankungen, Asthma und chronische Bronchitis sowie Diabetes lassen den Grauen Star früher auftreten; bei Typ-1-Diabetikern durchschnittlich 20 Jahre früher. Der Graue Star kann zudem als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten, zum Beispiel bei jahrelanger Nutzung von Kortison.

Oxidativer Stress gilt als Grundursache des Grauen Stars. Er zerstört schon in der Mitte des Lebens einzelne Linsen-Zellen. Da die Zellbestandteile nicht vollständig abgebaut werden können, verbleiben sie in der Linsenkapsel. Hier werden sie im Zentrum der Linse durch die von außen nachwachsenden Zellen immer weiter komprimiert, wodurch die Linse immer undurchsichtiger wird.

Star-Patienten werden zunächst blendempfindlich. Oft verändert sich die Brechkraft ihrer Augen in Richtung Kurzsichtigkeit. In auffällig kurzen Abständen muss der Patient seine Brillengläser erneuern lassen. Farben nehmen die Patienten weniger intensiv war. Später sehen sie nachts schlechter. Im Endstadium eines Katarakts erblindet das Auge.

Wann Eingriff sinnvoll wird

Bis dahin sollte allerdings niemand warten. Die trübe natürliche Linse lässt sich inzwischen risikoarm durch eine künstliche Linse ersetzen. Wann zu einer Operation geraten wird, hängt vor allem vom Leidensdruck des Patienten ab. Die meisten Patienten werden im Alter zwischen 70 und 80 Jahren operiert, bei einer Sehstärke um 50 Prozent. Dann ist in der Regel das Lesen stark erschwert. Beeinträchtigungen beim nächtlichen Autofahren können ebenfalls eine Operation notwendig machen.

Jeder Eingriff birgt Risiken. Bei der Operation kann sich das Auge entzünden, ein Glaukom entstehen oder die Linsenkapsel reißen. Auch kann sich die Netzhaut ablösen oder die Hornhaut verletzt werden. Obschon selten, sind nach diesen Ereignissen meist Folgeoperationen notwendig. Bei einigen Patienten trübt sich nach dem Eingriff die Innenseite der Linsenkapsel und ein „Nach-Star“ wird sichtbar. Dieser lässt sich mit einer einfachen Laserbehandlung dauerhaft beheben.

Operation erfolgt ambulant

Die Star-Operation wird ambulant an einem Auge durchgeführt. Das zweite Auge wird, wenn nötig, später operiert. Akute Entzündungen der Augen oder Allergien sollten zuvor ausgeheilt sein.

Der Eingriff verläuft in der Regel unter lokaler Betäubung, ist minimal invasiv und dauert ca. zehn bis zwanzig Minuten. Über sehr kleine Zugänge öffnet der Arzt die Linsenkapsel und befreit sie vom trüben Linseninhalt. Danach setzt er in den Kapselsack die Kunstlinse ein. Die bestehen entweder aus Acryl oder Silikon, vertragen sich gut mit dem umgebenden Gewebe und halten ein Leben lang.

Nach der Operation sollten die Patienten das operierte Auge schützen und in der ersten Nacht mit einem Augenpflaster schlafen. Staub oder Schmutz sollten in den ersten zwei Wochen vermieden werden ebenso wie Schwimmbad- und Saunabesuche. Vier bis sechs Wochen nach der Operation kann sich der Patient – wenn nötig – eine Brille anpassen lassen.

Welche verschiedenen Typen der künstlichen Linsen es gibt und was Sie dazu beitragen können, dass ein Grauer Star erst verzögert auftritt, lesen Sie in dem Beitrag auf der Gesundheitsseite der Wochenblattausgabe 44/2018.

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