Pflanzendrinks

Wie ökologisch sind Pflanzendrinks?

Sie gelten als ökologischere Alter­native zur Milch. Aber wie ist es um die Ökobilanz der Pflanzendrinks tatsächlich ­bestellt? Eine allgemeingültige Antwort darauf gibt es nicht.

Umwelt- und Klimaschutz ist ein häufiges Argument für den Kauf von Pflanzendrinks. Doch worum geht es dem Käufer genau? Um die CO2-Bilanz? Um den Wasserverbrauch? Um den Flächenverbrauch? Hier gibt es je nach Rohstoff große Unterschiede. Selbst innerhalb einer Produktgruppe können die Werte sehr unterschiedlich ausfallen. Wenn der Reis für einen Reisdrink aus dem Trockenanbau in Europa stammt, sieht die Ökobilanz ganz anders aus, als wenn er in Asien unter Einsatz von viel Wasser angebaut wurde.

Die nächste Frage ist die nach der Bezugsgröße. Wenn der CO2-Fuß­abdruck von Haferdrink mit dem von Kuhmilch verglichen wird, macht es einen erheblichen Unterschied, ob die Emissionen bezogen auf einen Liter oder auf 100 g Eiweiß berechnet werden. Milch hat ein Vielfaches mehr an Eiweiß als ein Haferdrink.

Verwirrende Zahlen

Zahlen zur Ökobilanz von Pflanzendrinks gibt es viele. Je nachdem, wie sie berechnet wurden, unterscheiden sie sich jedoch erheblich. Das verwirrt mehr als dass es informiert. Um eine korrekte ökologische Bewertung vorzunehmen, müsste die gesamte Wertschöpfungskette des Pflanzendrinks betrachtet werden. Diese umfasst neben der Herkunft der Rohware auch die landwirtschaftliche Erzeugung, die Verar­beitung, den Transport, die Nutzung sowie die Entsorgung, erklärt Dr. Christine Kanand vom Institut für Nachhaltige Ernährung an der FH Münster. Diese Mühe macht sich kaum jemand.

Nicht von der Hand zu weisen ist ­jedoch, dass Pflanzendrinks aus Klima­schutzsicht besser dastehen als Milch. Nach einer Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW verursachen Pflanzendrinks pro Liter etwa ein Viertel bis die Hälfte der Treibhausgasemissionen von Kuhmilch. Demnach schneiden selbst Drinks aus Kokosnüssen, die in tropischen Regionen wachsen, bei der CO2-Bilanz besser ab als Milch.

Herkunft der Rohware

Auf den Verpackungen der Drinks sind aber oft weder zur CO2-Bilanz noch zur Herkunft der Rohware Angaben zu finden. Woher stammten also die Pflanzen für die Drinks?

Bei Haferdrinks ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass der Hafer keine allzu weiten Wege hatte. In der Stichprobe der Verbraucherzentrale kam er bei allen 21 untersuchten Haferdrinks aus Europa, bei acht davon sogar aus Deutschland.

Die Mandeln für Mandeldrinks kommen aus dem Mittelmeerraum oder aus Kalifornien. Für den Anbau wird viel Wasser verbraucht, und das in Regionen, in denen Wasser ohnehin knapp ist. Deshalb kann die Wasserbilanz eines Mandeldrinks schlechter sein als die von Milch.

Das Soja für die Produktion von Sojadrinks stammt zum größten Teil aus Europa. Für den ­Anbau muss also in der Regel kein Regenwald zerstört werden.

Nachhaltig konsumieren

Wer aus Gründen des Klimaschutzes zu Pflanzendrinks greift, sollte also auf die Art der Rohstoffe und nach Möglichkeit auf deren Herkunft achten. Außerdem sollte er dafür Sorge tragen, dass Lebensmittel tatsächlich gegessen und nicht verschwendet werden.

Der Versuch, Pflanzendrinks mit Kuhmilch zu vergleichen, hinkt. Zu groß sind die Unterschiede. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick darauf, was in den Drinks drinsteckt – oder auch nicht.

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