Je eher eine Krankheit erkannt wird, desto besser ist sie in der Regel zu behandeln. Wer Untersuchungen zur Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten nutzt, trägt daher viel dazu bei, seine Gesundheit zu erhalten. Jeder gesetzlich Krankenversicherte hat Anspruch auf solche Untersuchungen. Die Teilnahme daran ist freiwillig.
Wem welche Untersuchungen zustehen, das hängt zum Beispiel von Alter und Geschlecht ab. Für Kinder, Jugendliche und Schwangere etwa gibt es spezielle Angebote. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über wichtige Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen für alle Erwachsene sowie über die besonderen Angebote für Männer und für Frauen.
Je nach Kasse
Welche Maßnahmen die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen, das legt der Gemeinsame Bundesausschuss fest. Einige Krankenversicherungen übernehmen darüber hinaus die Kosten für weitere Untersuchungen im Rahmen der Vorsorge und Früherkennung. Dies ist im Einzelfall mit der eigenen Krankenkasse abzuklären. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) etwa bietet zusätzliche Leistungen bei der Hautkrebs-Früherkennung. Im Internet gibt sie unter www.svlfg.de/vorsorge einen Überblick über die Vorsorgeleistungen.
Neben den Untersuchungen, die die Kassen zahlen, können Patienten weitere Früherkennungsmaßnahmen als Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) in Anspruch nehmen. Die Kosten hierfür zahlen Patienten selbst.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfiehlt außerdem einige Schutzimpfungen für Erwachsene. Die Kosten für diese Impfungen tragen die gesetzlichen Krankenversicherungen.
Vorsorge für alle Erwachsenen
Die folgenden Untersuchungen kann jeder Erwachsene kostenlos nutzen, sofern er gesetzlich krankenversichert ist:
Allgemeine Gesundheitsuntersuchung („Check-up“)
Wann? ab 18 Jahren
Wie oft? ein Mal zwischen 18 und 34 Jahren, ab 35 Jahren alle drei Jahre
Was? Der allgemeine Gesundheitszustand wird erfasst. Dazu gehören die Anamnese, also ein Gespräch zwischen Arzt und Patient, etwa über Beschwerden und familiäre Vorbelastungen sowie eine körperliche Untersuchung. Der Arzt misst den Blutdruck, prüft den Impfstatus und untersucht bei Patienten ab 35 Jahren auch Urin, Blutzucker- und Cholesterinwerte. Je nach Ergebnis berät er zur Prävention und empfiehlt gegebenenfalls Leistungen aus den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stressmanagement oder Suchtmittelkonsum. Nach Rücksprache mit der Krankenkasse kann der Versicherte die ihm in diesem Rahmen empfohlenen Kurse in Anspruch nehmen.
Warum? Gesundheitliche Risiken und Belastungen sollen frühzeitig erfasst und häufig auftretende Krankheiten erkannt werden. Dazu zählen vor allem Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes.
Wo? Hausarzt
Hautkrebs-Früherkennung
Wann? ab 35 Jahren
Wie oft? alle zwei Jahre
Was? Es erfolgt eine Anamnese. Dabei befragt der Arzt den Patienten zum Beispiel dazu, ob ihm Veränderungen an der Haut aufgefallen sind und auch dazu, ob in seiner Familie bereits Hautkrebs aufgetreten ist. Er untersucht die Haut des gesamten Körpers inklusive der Kopfhaut, der Nägel und aller Hautfalten. Das Hautkrebs-Screening wird häufig in Verbindung mit dem Check-up durchgeführt.
Warum? Wenn Hautkrebs früh erkannt wird, ist er in der Regel sehr gut heilbar. Besonders der schwarze Hautkrebs wächst schnell und bildet schon sehr früh Metastasen in anderen Organen.
Wo? Hautarzt oder speziell dafür geschulter Hausarzt
Darmkrebs-Früherkennung
Wann? ab 50 Jahren
Wie oft? Zwischen 50 und 54 Jahren erfolgt einmal jährlich eine Stuhluntersuchung, ab 55 Jahren im Zwei-Jahres-Rhythmus. Wer möchte, kann stattdessen zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren in Anspruch nehmen. Dies gilt für Männer ab 50, für Frauen ab 55 Jahren.
Was? Die Stuhlprobe wird auf verstecktes (okkultes) Blut untersucht. Bei einer Darmspiegelung wird der im Vorfeld durch Abführmittel entleerte Dickdarm begutachtet. Dazu wird ein Schlauch mit einer kleinen Kamera durch den After in den Dickdarm eingeführt.
Warum? Blut im Stuhl kann auf Darmpolypen oder Krebs hinweisen, meist hat es andere Ursachen. Ein auffälliger Test ist per Darmspiegelung abzuklären. Darmkrebs entsteht fast immer aus Wucherungen der Darmwand, meist im Dickdarm. Sie lassen sich oft direkt bei der Spiegelung entfernen.
Wo? Hausarzt oder Gastroenterologe, ggf. Weiterleitung zur Spiegelung
Prophylaxe und Früherkennung von Zahnerkrankungen
Wann? für alle Erwachsenen
Wie oft? ein Mal im Halbjahr
Was? Der Arzt untersucht Zähne, Zahnfleisch, Kiefer und Mundhöhle. Er berät zur Mundhygiene und entfernt harte Beläge und Karies sowie Reizfaktoren, die Zahnfleischentzündungen hervorrufen können.
Warum? Erkrankungen wie Karies und Parodontose lassen sich frühzeitig behandeln. Das verhindert, dass gefährliche Parodontosebakterien in den Blutkreislauf gelangen und das Herz angreifen. Außerdem lassen sich Geschwüre in der Mundhöhle und an der Zunge früh erkennen.
Wo? Zahnarzt
Zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen für Männer
Prostatakrebs-Früherkennung
Wann? für Männer ab 45 Jahren
Wie oft? ein Mal im Jahr
Was? Es erfolgt eine gezielte Anamnese, bei der der Arzt den Patienten nach Veränderungen und Beschwerden sowie nach der familiären Vorbelastung fragt. Er tastet die äußeren Geschlechtsorgane ab sowie die Lymphknoten, die diese Körperregion betreffen. Auch die Prostata wird über den Enddarm mit dem Finger abgetastet.
Warum? Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Mit dem Abtasten der Prostata wird ihre Beschaffenheit erkundet. So sollen eventuelle Auffälligkeiten frühzeitig festgestellt werden.
Wo? Hausarzt oder Urologe
Screening auf Aneurysmen der Bauchaorta
Wann? für Männer ab 65 Jahren
Wie oft? ein Mal insgesamt
Was? Im Rahmen des Check-ups (siehe links) erfolgt zusätzlich eine Untersuchung der Bauchschlagader (Bauchaorta) per Ultraschall. Dabei wird der Durchmesser der Bauchaorta gemessen. Ab einem bestimmten Durchmesser empfiehlt der Arzt meistens einen operativen Eingriff.
Warum? Die Bauchaorta ist das größte Blutgefäß in der Bauchhöhle. Dort kann sich eine Ausbuchtung (Aneurysma) bilden. Meist verursacht dies keine Beschwerden. In seltenen Fällen kann es reißen und lebensbedrohlich sein. Männer über 65 haben ein erhöhtes Risiko hierfür.
Wo? unter anderem bei Hausärzten, Urologen, Internisten
Zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen für Frauen
Chlamydien-Screening
Wann? für Frauen von 18 bis 25 Jahren
Wie oft? ein Mal im Jahr
Was? Per Urinprobe wird untersucht, ob Erreger einer Infektion vorliegen.
Warum? Eine Infektion mit Chlamydia trachomatis ist die häufigste sexuell übertragbare bakterielle Erkrankung. Sie kann zum Beispiel zu Unfruchtbarkeit und chronischen Schmerzen im Unterbauch führen. Mit Antibiotika lässt sie sich gut behandeln.
Wo? Frauenarzt
Gynäkologische Krebsvorsorge
Wann? für Frauen ab 20 Jahren
Wie oft? ein Mal im Jahr
Was? Der Arzt führt eine Anamnese durch und erfasst den Gesundheitszustand. Er untersucht Genitalbereich, Gebärmutter und Eierstöcke. Zudem erfolgt eine zytologische Untersuchung mittels Abstrich (Pap-Test).
Warum? Durch die körperliche Untersuchung sollen Veränderungen festgestellt werden. Der Pap-Test umfasst Schleimhautproben von Gebärmutterhals und Muttermund. So lassen sich Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs aufspüren.
Wo? Frauenarzt
Veränderung beim Gebärmutterhalskrebs-Screening
Wann? für Frauen ab 35 Jahren
Wie oft? alle drei Jahre
Was? Statt des jährlichen Pap-Abstrichs im Rahmen der Krebsvorsorge erfolgt seit 2020 bei Frauen ab 35 alle drei Jahre eine kombinierte Untersuchung (Ko-Testung), die aus einem Pap-Abstrich und einem Test auf humane Papillomviren (HPV), ebenfalls per Abstrich, besteht. Die körperliche Untersuchung zur Krebsfrüherkennung bleibt unverändert bestehen.
Warum? HPV gelten als Hauptauslöser von Gebärmutterhalskrebs. Bei dem hier angewandten Dünnschichtverfahren wird die Probe in einer speziellen Flüssigkeit ausgewaschen. So lassen sich die Zellen besser begutachten.
Wo? Frauenarzt
Brustkrebsvorsorge
Wann? für Frauen ab 30 Jahren
Wie oft? ein Mal im Jahr
Was? Der Arzt führt eine Anamnese durch und fragt nach Veränderungen und Beschwerden. Er tastet Brust und Achselhöhle ab, insbesondere die Lymphknoten in dieser Region. Die Brustkrebsvorsorge erfolgt gemeinsam mit der Genitaluntersuchung im Rahmen der Krebsvorsorge. Außerdem weist der Arzt die Patientin in die Selbstuntersuchung der Brust ein.
Warum? Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Wird er im frühen Stadium erkannt, verbessern sich die Heilungschancen und die Behandlung kann oft weniger belastend erfolgen.
Wo? Frauenarzt
Mammographie-Screening
Wann? für Frauen von 50 bis 69 Jahren
Wie oft? alle zwei Jahre
Was? Hierbei werden von jeder Brust zwei Röntgenaufnahmen gemacht. Dazu wird die Brust zwischen zwei Plexiglasscheiben zusammengedrückt. Zwei Ärzte beurteilen unabhängig voneinander die Aufnahmen.
Warum? Diese Untersuchung kann frühe Formen von Brustkrebs aufzeigen, die nicht tastbar sind. Die Aufnahme durch Plexiglas verringert die Strahlendosis auf das Gewebe und verbessert die Bildqualität. Frauen dieser Altersgruppe haben das größte Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Wo? Brustzentrum