Hantavirus

Hantavirus: Vorsicht vor Mäusekot

In diesem Jahr gibt es besonders viele Fälle von Hantavirus-Infektionen. Übertragen wird das Virus durch Ausscheidungen der Rötelmaus. Mit einfachen Maßnahmen lässt sich die zum Teil schwer verlaufende Krankheit vermeiden.

Auf dem weißen Teststäbchen ist ein roter Strich zu sehen. Das ist der Beweis: Schon wieder eine Hantavirus-Infektion. „Das ist jetzt schon unser 26. Fall“, sagt Dr. Wolfgang Clasen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Nephrologie/Dialyse am Herz-Jesu-Krankenhaus Münster.

Bis Mitte August wurden allein in NRW 157 Fälle von Hantavirus-Infektionen gemeldet. Im letzten großen Ausbruchsjahr 2017 waren es im gesamten Jahr 200 Fälle.

Das Virus wird eingeatmet

Das Hantavirus wird über Nager übertragen, im Westen und Nordwesten Deutschlands vor allem durch die Rötelmaus. Die Mäuse scheiden das Virus über Speichel, Urin und Kot aus. Der Mensch infiziert sich über den Kontakt zu den Ausscheidungen, zum Beispiel, wenn kontaminierter Staub aufgewirbelt und die Erreger eingeatmet werden. Die Viren können in der Umwelt mehrere Wochen überdauern. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist unwahrscheinlich.

Oft infizieren sich Menschen mit dem Virus, wenn sie Schuppen, Scheunen oder Ställe reinigen und dabei infizierten Kot einatmen. Besonders gefährdet sind Menschen, die sich häufig dort aufhalten, wo vermehrt Mäuse vorkommen können. Dazu gehören unter anderem Forstarbeiter und Landwirte.

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, dauert in der Regel zwischen zwei und vier Wochen. Das macht die Diagnose schwierig.

Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen

Die ersten Symptome einer Hantavirus-Infektionen ähneln denen einer Sommergrippe: Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, selten auch Durchfall. In den meisten Fällen heilt die Infektion danach von allein aus.

Bei schwereren Verläufen kommt es in einem zweiten Krankheitsstadium zu Blutdruckabfall und Nierenfunktionsstörungen. Die Betroffenen haben starke Schmerzen in der Nierengegend und Wassereinlagerungen. Manchmal können sie gar keinen Urin mehr ausscheiden.

Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Hier sollte der Verdacht geäußert werden, dass es sich um eine Hantavirus-Infektion handeln könnte. Der Arzt wird daraufhin den Urin und die Nierenwerte testen. Weisen die Werte auf eine Infektion mit dem Erreger hin, sollte der Hausarzt den Patienten an ein Krankenhaus überweisen. Dort lässt sich der Verdacht meist durch einen Schnelltest in kurzer Zeit überprüfen.

Bei etwa jedem zehnten Patienten sind die Nieren so stark betroffen, dass er an die Dialyse muss. In seltenen Fällen greift die Infektion auch auf die Lunge oder das zen­trale Nervensystem über.

Nachsorge ist wichtig

Bei schweren Fällen dauert es meist einige Wochen, bis der Patient wieder gesund ist. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus rät Dr. Clasen dringend zur Nachsorge. Etwa jeder dritte Patient entwickelt durch die erlittene Nierenschädigung später Blut­hochdruck. Deshalb sollten die Betroffenen zunächst nach vier bis sechs Wochen und dann noch einmal nach einem Jahr eine Kontrolle durchführen lassen.

Bei all den Schmerzen und Unannehmlichkeiten hat Dr. Clasen aber eine gute Nachricht für seine Patienten: Wer einmal an einer Hantavirus-Infektion erkrankt ist, bleibt sein Leben lang immun.

Schutz vor dem Hantavirus

Der beste Schutz vor einer Hantavirus-Infektion besteht darin, Mäuse aus dem Haus und dem häuslichen Umfeld fernzuhalten. Dazu rät das Robert Koch-Institut (RKI):
- Bewahren Sie Lebensmittel für Nager unzugänglich auf, zum Beispiel in gut schließenden Schränken.
- Lassen Sie Tierfutter und Wasser nicht über Nacht offen stehen.
- Bewahren Sie Abfall für Nager unzugänglich auf.
- Geben Sie Essensreste nicht in den Hauskompost.
- Suchen Sie nach möglichen Eintrittsstellen für Mäuse im Haus und verschließen Sie diese.
- Beseitigen Sie Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten für Nager, zum Beispiel Sperrmüll.

Sind bereits Mäuse vorhanden, sollten diese konsequent bekämpft werden:
- Benutzen Sie zum Mäusefang geeignete handelsübliche Schlagfallen.
- Wer Nagergifte einsetzen möchte, muss auf zugelassene Mittel achten.
- Geeignete Plätze zum Aufstellen von Fallen oder Auslegen von Ködern sind dunkle Ecken und entlang von Wänden. Sie müssen für Kinder und Haustiere unzugänglich sein.
- Wenden Sie sich bei starkem Befall an einen erfahrenen Schädlingsbekämpfer.

Bei Reinigungsarbeiten oder beim Entfernen toter Mäuse ist besondere Vorsicht geboten:
- Bevor Sie Räume reinigen, in denen sich Mäuse aufgehalten haben könnten, sollten Sie mindestens 30 Minuten gut durchlüften.
- Tragen Sie einen eng anliegenden Mundnasenschutz, am besten eine FFP3-Maske. Diese ist beispielsweise im Baumarkt erhältlich.
- Besprühen Sie tote Mäuse, belegte Fallen und Mäuseausscheidungen zunächst mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel.
- Tote Mäuse sollten sicher in einer verschlossenen Plastiktüte über den Hausmüll beseitigt werden.
- Kontaminierte Flächen und gebrauchte Fallen sind mit Haushaltsreiniger zu säubern.
- Benutzen Sie beim Entfernen von Mäusekot oder Nistmaterial keinen Staubsauger, weil Viren über die Abluft abgegeben werden könnten.


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