Auf dem Spargelhof Kreienbaum in Füchtorf, Kreis Warendorf, werden seit Anfang April alle 230 Beschäftigten zweimal pro Woche, immer montags und donnerstags, getestet. Die Nasenabstrich-Tests dafür hat Willy Kreienbaum im medizinischen Fachhandel für etwa 5 € pro Stück bezogen. Drei Mitarbeiter, die speziell dafür geschult wurden, führen die Schnelltests in einem eigens dafür eingerichteten Raum durch. Um die Ergebnisse eindeutig zuordnen zu können, klebt jeder seinen Mitarbeiter-Aufkleber auf den Testbogen. Das Ergebnis steht nach 15 Minuten fest. Informiert werden die Getesteten nur, wenn das Ergebnis positiv sein sollte. Das ist aber auf dem Spargelhof Kreienbaum noch nicht vorgekommen.
Tests sind freiwillige Verpflichtung
Die Tests sind eine freiwillige Verpflichtung. „Wer hier arbeiten will, muss sich testen lassen“, sagt Willy Kreienbaum. Überreden muss er seine Mitarbeiter allerdings nicht zum Test. Im Gegenteil, viele drängen darauf, getestet zu werden. Sie würden sich mit den Tests sicherer fühlen, stellt er fest.
Saisonmitarbeiter, die aus dem Ausland einreisen, müssen einen PCR-Test nachweisen, der maximal zwei Tage alt sein darf. Trotz dieses Tests müssen die Erntehelfer zunächst für fünf Tage in Quarantäne. Danach erfolgt ein Schnelltest. Ist dieser negativ, kann der Mitarbeiter die Arbeit aufnehmen.
Zwei Tests pro Woche
Seit Samstag vergangener Woche gilt, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern zwei Corona-Tests pro Woche anbieten müssen. Zunächst war nur ein Testangebot pro Woche verpflichtend. Lediglich Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko hatten Anspruch auf zwei Tests pro Woche. Diese Unterscheidung wurde Ende vergangener Woche überraschend aufgehoben. Damit müssen Unternehmen jetzt allen Mitarbeitern, die nicht im Homeoffice arbeiten, zwei Corona-Tests pro Woche anbieten. Das können PCR- oder Schnelltests durch geschultes Personal oder auch Selbsttests sein.
Samstag ist Testtag auf dem Spargelhof
Der Spargelhof Kemna in Dorsten bietet seinen etwa 35 Mitarbeitern einmal wöchentlich, immer samstags, einen Corona-Schnelltest an. Ein Bekannter der Familie, der Rettungssanitäter und im Umgang mit Corona-Tests geschult ist, führt die Tests durch. In einer Halle hat der Betrieb eine Teststraße eingerichtet, die alle Beschäftigten durchlaufen. Zusätzlich zu den Schnelltests stellt der Spargelhof seinen Arbeitern pro Woche einen Selbsttest zur Verfügung.
Die Tests hat Betriebsleiterin Barbara Kemna über das Internet bezogen. Informationen dazu, welche Tests zugelassen sind, hat sie über die Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe e. V. bekommen. Für 20 Tests hat sie 144 € bezahlt. Dabei handelt es sich um Nasenabstrich-Tests. In Zukunft möchte Barbara Kemna aber lieber Rachentests verwenden, da es bei häufigen Nasenabstrichen zu Empfindlichkeiten in der Nase kommen kann.
Inzwischen darf der Betrieb auch Bescheinigungen für durchgeführte Corona-Tests ausstellen. Dazu war eine Anmeldung beim Gesundheitsamt erforderlich. Mitarbeiter können die Bescheinigung beispielsweise beim Friseur oder beim Einkaufen vorlegen.
Tests aus der Apotheke
Bereits seit Anfang März bietet Familie Rasche aus Lippetal-Lippborg auf ihrem Milchvieh- und Schweinemastbetrieb für die Festangestellte und den Auszubildenden zwei Selbsttests pro Woche an. Zusätzlich legt Heike Rasche ihnen nahe, sich einmal wöchentlich an der öffentlichen Teststation im Ort testen zu lassen. Um möglichst sichere Tests zu bekommen, hat sie die ersten Selbsttests in einer Apotheke gekauft, für etwa 7 € pro Stück.
Vor dem ersten Test hat Heike Rasche die Anleitung für die Mitarbeiterin und den Auszubildenden kopiert und ihnen die Handhabung erklärt. Sie vertraut darauf, dass die beiden die Tests regelmäßig korrekt durchführen, kontrollieren möchte sie das nicht.
Tipps vom Hausarzt
Heinz Terstriep aus Ahaus testet seine Mitarbeiter schon seit November. Seine Frau ist ausgebildete Intensivpflegerin und führt die Schnelltests auf dem Sauenbetrieb durch, zunächst einmal pro Woche, seit Mitte März zwei Mal. Ende vergangenen Jahres waren Schnelltests noch kaum zu bekommen. Deshalb hat der Betriebsleiter sie über seinen Hausarzt bezogen. Nachdem das Angebot an Selbsttests zugenommen hat, bestellt Heinz Terstriep sie über das Internet. Um sicherzugehen, verlässliche Tests zu bekommen, hat er bei der Auswahl seinen Hausarzt um Rat gefragt.
Fleischbranche nimmt Vorreiterrolle ein
Nachdem die Fleischindustrie im vergangenen Jahr wie kaum eine andere Branche negativ mit der Corona-Pandemie in Verbindung gebracht worden ist, hat das Testen hier heute höchste Priorität, wie die Beispiele Tönnies und Westfleisch zeigen.
Bei der Unternehmensgruppe Tönnies mit Hauptsitz in Rheda-Wiedenbrück werden Corona-Tests verpflichtend durchgeführt. Mitarbeiter der Produktion werden je nach Arbeitsfeld zwei- oder dreimal pro Woche getestet, Verwaltungsmitarbeiter mindestens einmal, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Seit Sommer wurden mehr als 500 000 Tests durchgeführt, die Positiv-Quote liegt im Promillebereich. Zum Einsatz kommen grundsätzlich PCR-Tests. Schnelltests werden nur bei Bedarf zusätzlich zum PCR-Test durchgeführt. Die Tests erfolgen durch geschultes Personal, beispielsweise vom DRK in Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt-Team.
Bei der Westfleisch-Gruppe mit Sitz in Münster werden alle Produktionsmitarbeitenden seit Juli 2020 täglich PCR-getestet. Die Abstriche werden von externen Organisationen durchgeführt und von externen zertifizierten Laboren ausgewertet, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens.
In den Eingangsbereichen der Standorte wurden Testzentren aufgebaut. Personen, die am Vortag nicht getestet wurden oder bei denen ein positives Ergebnis vorliegt, erhalten keinen Zugang. Besucher und Techniker werden, falls sie kein negatives Testergebnis vorweisen können, das nicht älter als 48 Stunden ist, mit einem Schnelltest untersucht. Insgesamt hat Westfleisch seit dem Start der Testungen rund 1,4 Mio. Tests durchgeführt. Davon waren 0,05 % positiv.