Eine normale Verdauung bedeutet, dass sich der Darm von dreimal täglich bis 2 bis 3 mal wöchentlich entleert und dabei geformter Stuhl in einer Menge von etwa 150 g abgesetzt wird. Viele fühlen sich allerdings schon unwohl, wenn der Stuhlgang nicht täglich erfolgt. Hier scheint subjektives Empfinden eine große Rolle zu spielen.
Bei Verstopfung ist der Darm aus dem Rhythmus
Ist der Darm zu träge und verstopft, kann das verschiedene Gründe haben. Bei Stress beispielsweise verlangsamt der erhöhte Adrenalin-Spiegel die Darmbewegung. Fühlt man sich auf dem stillen Örtchen im Urlaub nicht wohl oder ist der Tagesablauf verändert, gerät auch der normale Rhythmus des Darms durcheinander.
Zu wenig Trinken kann jedoch die Neigung zu Verstopfung verstärken. Häufig wird Verstopfung, auch Obstipation genannt, unter den Nebenwirkungen von Medikamenten aufgeführt. Opiate, Antidepressiva, Eisenpräparate oder entwässernde Mittel können Auslöser sein.
Es gibt aber auch Krankheiten, wie Schilddrüsenunterfunktion oder neurologische Erkrankungen wie die Parkinson-Erkrankung oder Multiple Sklerose, die zu Verstopfung führen.
Für die Diagnose „Verstopfung“ ist nicht nur die Häufigkeit der Darmentleerung ausschlaggebend. Kriterien wie Schmerzen beim Stuhlgang, harter Stuhl, Blähungen oder Bauchschmerzen spielen ebenso eine Rolle wie das Gefühl der unvollständigen Entleerung oder starkes Pressen.
{{::tip::standard::Wer einen schnellen Wirkungseintritt sucht, kann Zäpfchen anwenden: Glycerol wirkt als Gleitmittel und bindet Wasser. Dies verursacht einen Dehnungsreiz im Enddarm und löst dadurch innerhalb einer halben Stunde den Reflex zur Stuhlentleerung aus. Das gleiche gilt für Sorbitol als Miniklistier.::}}
Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Verstopfung von stärkeren Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Blut im Stuhl begleitet wird. Eine chronische Obstipation liegt von, wenn der Darm über mehr als drei Monate weniger als dreimal pro Woche entleert wird. Auch das sollte vom Arzt behandelt werden. Bei Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren oder betagten Menschen ist der Gang zum Arzt eher angezeigt.
Vor allen Gegenmaßnahmen lohnt sich ein Blick auf die Ernährung. Erst wenn eine Umstellung der Ernährung nichts bringt oder wenn Bewegung wegen einer Erkrankung schwer fällt, ist eine Behandlung sinnvoll.
Die Behandlung der Obstipation nach der Therapieleitlinie sieht Macrogol als Mittel der ersten Wahl vor. Es handelt sich um ein Pulver, das in 150 ml Wasser aufgelöst wird. Es bindet diese Wassermenge osmotisch und schleust sie durch den Darm.
Dabei wird der Darminhalt erweicht und mitgenommen, aber nichts dem Körper zugeführt oder entzogen. Daher ist diese Therapie sehr gut verträglich. Die Dosis wird individuell festgelegt. Einziger Nachteil ist der Geschmack: Auflösen in Apfelsaft macht es nicht unbedingt besser. Möglichst kühles Trinken oder der Zusatz zum Beispiel von Kirschsirup können helfen.
Wie Sie den Darm bei Verstopfung flott bekommen
Auch Lactose, Lactulose, Magnesiumsulfat (Bittersalz) oder Natriumsulfat (Glaubersalz) erhöhen die Wassermenge im Stuhl und machen ihn dadurch weicher und voluminöser. Lactose und Lactulose führen leider oft zu Blähungen. Hier ist es hilfreich, sich in kleinen Schritten der wirksamen Dosis zu nähern.
{{::tip::standard::- Ein bekanntes Hausmittel ist ein Glas Sauerkrautsaft eine halbe Stunde vor dem Frühstück. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien können den Darm anregen.
- Pflaumensaft oder ein paar Trockenpflaumen auf nüchternen Magen haben eine ähnliche Durchschlagskraft, wirken aber oft erst am nächsten Tag. Pflaumen wirken durch Aufquellen im Darm und ihren recht hohen Sorbitolgehalt. Sorbitol ist ein Zuckeralkohol, der osmotisch Wasser bindet.
- Ähnliches gilt für getrocknete Feigen oder Datteln.::}}
Abführtabletten oder –tropfen mit den Wirkstoffen Bisacodyl oder Natriumpicosulfat verringern die Wasserresorption im Darm und verstärken die Darmbewegung. Bei zu hoher Dosis können dadurch krampfartige Beschwerden auftreten. Am besten werden sie abends eingenommen und wirken dann am nächsten Morgen. Bei Bisacodyltabletten ist auf einen Abstand zur Mahlzeit von zwei Stunden zu achten.
Gebräuchlich sind zahlreiche pflanzliche Abführmittel wie Sennesblätter, Aloe, Medizinalrhabarber oder Faulbaumrinde. Sie enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der Anthraglykoside. Als Tee zum Aufgießen, Pflanzenpulver zum Einnehmen, als Tabletten oder als die altbekannten Früchtewürfel sind sie im Handel. Die Anthraglykoside werden im Darm in ihre wirksame Form überführt und verstärken den Einstrom von Wasser und Elektrolyten. Die Wirkung tritt frühestens nach etwa zwölf Stunden ein.
Obwohl viele Patienten meinen, ein pflanzliches Mittel könne ja nicht schaden, gelten diese Anthraglykosid-haltigen Abführmittel nicht als erste Wahl. Vorsicht bei ÜberdosierungSie verursachen bei Überdosierung Bauchkrämpfe und den Verlust von Elektrolyten.
Vor allem Kalium geht verloren. Das kann eine bestehende Verstopfung verstärken, sodass ein Teufelskreis entsteht, der in einen Übergebrauch von Abführmitteln mündet. Außerdem kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Erkrankungen wie zum Beispiel Herzerkrankungen kommen, wenn der Kaliumhaushalt entgleist.
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