Wie Sie optimistisch werden

Stets das Positive im Blick

Seine Ziele ausdauernder verfolgen und Niederlagen besser verkraften – wer will das nicht? Nötig ist dafür vor ­allem eine gesunde Portion Optimismus. Und die lässt sich trainieren.

Schlechte Preise für landwirtschaftliche Produkte, Vorwürfe gegen Massentierhaltung oder mangelndem Artenschutz – Landwirte müssen sich häufig Herausforderungen stellen, die ihnen viel abverlangen. Aber auch in Schule, Ausbildung, im Familien- und Freundeskreis gilt es immer wieder, Aufgaben zu lösen und Durststrecken zu überwinden. Während die einen dies mit Zuversicht und Elan angehen, fürchten andere eher den Misserfolg. Warum ist das so? Und wie lässt sich das ändern?

Daniel Schwanekamp ist Dozent sowie Berater für Persönlichkeitsentwicklung und Achtsamkeit aus Stadtlohn. Er weiß, Optimismus hat nicht nur etwas mit dem Blickwinkel zu tun. Das halb gefüllte Glas Wasser ist für den Pessimisten halb leer, für den Optimisten halb voll. Beide haben recht, doch sagt ihre Sichtweise etwas über ­ihre innere Grundeinstellung und Überzeugung aus, wie sie mit Anforderungen umgehen. Während der Optimist dabei vom Erfolg ausgeht, fürchtet sich der Pessimist eher vor dem Misserfolg.

Was Optimisten ausmacht

„Optimistische Menschen hoffen nicht einfach nur auf einen glücklichen Zufall, dass schon alles gut geht“, erklärt Daniel Schwanekamp. Vielmehr gehen sie davon aus, Herausforderungen selbstständig ausführen und meistern zu können. Sie vertrauen auf sich selbst und gehen vom Erfolg aus nach dem Motto: „Ich denke, ich kann’s!“

Eine solche optimis­tische Grundeinstellung wirke sich oft positiv aus, wie Schwanekamp auflistet. Denn Optimisten

  • haben ein geringeres Risiko, an einer Depression zu erkranken, und eine höhere Lebenserwartung;
  • unternehmen mehr, um ihre Gesundheit und ihr zukünftiges Wohlergehen zu schützen und bleiben meistens gesünder;
  • sind häufiger erfolgreich als ­andere und bewältigen Stress erfolgreicher;
  • setzen sich eher solche Auf­gaben, die sie fordern, aber nicht überfordern;
  • verfolgen Ziele beharrlicher, auch bei Hindernissen;
  • entwickeln bei Niederlagen alter­native Pläne oder holen sich Rat;
  • fällt ein Belohnungsaufschub leichter, weil sie die Erwartung auf den Erfolg antreibt.

Nicht jeder hat sich seine Grundeinstellung bewusst ausgesucht. Sie ist, wie Daniel Schwanekamp erklärt, vielmehr von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von der genetischen Veranlagung, vorgeburtlichen Einflüssen, vermittelt durch Gehirn und Körper der Mutter, sowie von Bindungserfahrung vor allem in den ersten drei Lebensjahren.

Optimisten lenken Aufmerksamkeit auf Positives

Doch das heißt nicht, dass sich das nicht ändern ließe. „Wir sind unseren Genen und unserer Prägung nicht hilflos ausgeliefert“, informiert der Persönlichkeitsberater anlässlich eines WiN-Seminars der Landwirtschaftskammer NRW über Optimismus und Achtsamkeit.

Seit etwa 15 Jahren habe man Kenntnis über Regulationsmechanismen, die Gene ein- und ausschalten können. Unsere Art zu ­leben habe großen Einfluss auf diese Mechanismen. „Wenn wir es schaffen, uns ein Lebensumfeld zu gestalten, mit den für uns richtigen Menschen und Tätigkeiten sowie einer für uns richtigen Ernährungsweise und Bewegung, dann beeinflusst dies unsere Gene“, sagt Schwanekamp. Bei einer genetischen Veranlagung für Depressivität beispielsweise lasse sich dieses Gen deaktivieren, indem man ein sinnerfülltes Leben führt, wozu es auch ausreichend liebevoller Menschen im Umfeld bedarf.

Testen Sie Ihre Grundeinstellung
Ist Ihr Glas halb voll oder halb leer? Menschen gehen oft mit unterschiedlichen Grundeinstellungen an Aufgaben heran. Wie gelingt das Ihnen?
Erfolgszuversichtlich:
- Sie besitzen eine positive Grundstimmung, gehen vom Erfolg aus und haben Lust loszulegen.

- Sie setzen sich in der Regel realistische Ziele
- Erfolge schreiben sie sich selbst zu.
- Misserfolge führen Sie entweder auf ihr eigenes veränderbares Verhalten zurück – zu wenig gelernt, nicht ausreichend vorbereitet, zu wenig angestrengt – oder auf das Schicksal, nach dem Motto „Pech gehabt“ oder „Das kann ­jedem passieren“.
Misserfolgsängstlich:
- Aus einer negativen Grundstimmung heraus fürchten Sie sich eher vor dem Misserfolg, als dass Sie sich auf Erfolge freuen.

- Sie setzen sich meist zu hohe oder zu niedrige Ziele.
- Sie beziehen Misserfolge auf sich selbst als Person nach dem Motto „Ich bin zu dumm“.
- Sie buchen Erfolge eher auf das Konto „Glück gehabt“ oder „Das war ja auch nicht so schwer“.
- Sie sind gehemmt, stolz auf ihre Erfolge zu sein, und können nicht daran wachsen.

Was also lässt sich tun, um einen gesunden Optimismus zu ent­wickeln? Ahmen Sie die Optimisten nach! Neben der Zuversicht, erfolgreich zu sein, lenken Optimisten ihre Aufmerksamkeit bevorzugt dem Positiven zu und beschäftigen sich ausdauernd damit. Genau das lasse sich mit Achtsamkeitsübungen trainieren.

Üben Sie gesunden Optimismus

„Man kann sich dabei von seinen Gefühlen und Gedanken ein Stück weit distanzieren“, erklärt Schwanekamp. Dieser Zustand lasse sich auf vielerlei Weise erreichen. Manchmal reiche schon ein Spaziergang an der frischen Luft, ein herzhaftes Lachen oder ein gutes Mittagsschläfchen. „Wichtig aber ist, regelmäßig seine Achtsamkeit zu trainieren“, sagt Daniel Schwanekamp. „Und es ist eine Frage der Disziplin, das Gute sehen zu wollen.“

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