Erste Hilfe

Sicher Heimwerken

Die Corona-Pandemie weckt in manch einem den Hobbyhandwerker. ­Fehlende Erfahrung und mangelhafte Ausrüstung sorgen dabei häufig für Unfälle. Experten geben Tipps zum sicheren Heimwerken.

Zurzeit verbringen viele Menschen Corona-bedingt mehr Zeit zu Hause. Einige nutzen die Gelegenheit, die eigenen vier Wände zu verschönern. Unfallchirurgen warnen dabei vor Selbstüberschätzung. „Wir sehen jetzt etwa ein Drittel mehr Handwerkerverletzungen in der Notaufnahme“, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster.

Immer auf Arbeitsschutz achten

Ob Bodenbeläge austauschen oder ein Regal bauen – oft handelt es sich um Arbeiten, die man sonst nur selten tut. „Wer keine Erfahrung mitbringt, sollte besonders bedacht vorgehen“, sagt Prof. Dr. Dietmar Pennig, DGU-Generalsekretär. Zu selten denken Hobbyhandwerker an Arbeitsschutz und sicheres Werkzeug. Statt einer Leiter benutzen sie einen wackligen Hocker. Oft wird auch mit schwerem Gerät gewerkelt, ohne über die nötige Erfahrung zu verfügen. Falls es dabei zu einem Unfall kommt, sollte man einen Verbandkasten in der Nähe haben und wissen, was zu tun ist.

Fünf Erste-Hilfe-Tipps für Heimwerker

Bei Quetschungen: PECH-Regel anwenden – Pause, Eis, Kompression (compression), gegebenenfalls hochlegen. Sollten sich die Beschwerden am Folgetag nicht bessern, ist ein Arzt aufzusuchen, um strukturelle Verletzungen abklären zu lassen.
Beim Schnitt mit einem Cuttermesser: Blutung mit einem sauberen Tuch stoppen und die Wunde beobachten. Kribbelt der Finger oder ist er taub, könnte ein Nerv verletzt sein. Auch hier gilt, dass im Zweifel ein Arzt kontaktiert werden sollte.
Beim Schlag mit dem Hammer auf Finger oder Daumen: Wenn es keine offene Wunde ist, mit ­einem feuchten Tuch kühlen. Lässt der Schmerz oder die Schwellung nicht nach, sollte auch hier eine Abklärung erfolgen, um Brüche auszuschließen. Auch ein Bluterguss unter dem Nagel sollte abgeklärt werden. Er kann auf einen Bruch des Finger­endgliedes hindeuten.
Bei einem abgeschnittenen Finger: In dem Fall ist schnelles Handeln erforderlich. Die Blutung am Stumpf muss mit einem Druckverband gestoppt werden. Das Fingerglied trocken in eine Plastiktüte geben. Diese Tüte in eine weitere Plastiktüte stecken, die mit etwas Wasser und wenig Eis gefüllt ist. Das Fingerglied darf nicht direkt mit Eis in Berührung kommen, sonst kann es zu thermischen Schädigungen am Gewebe kommen.
Beim Sturz auf den Rücken: Bei starken Schmerzen oder Bewusstlosigkeit sollte umgehend ein Rettungswagen gerufen werden, da es sich um eine Wirbelsäulenverletzung oder schwerere Kopfverletzung handeln kann.

Kleine Verletzungen nicht verharmlosen

Als besonders tückisch erweisen sich manchmal kleine Verletzungen. Keime können bei einem Stich oder Schnitt tief in die Wunde eindringen. Da sich die obere Hautschicht sofort wieder schließt, ist äußerlich von der Wunde kaum etwas zu erkennen. Aber in den unteren Gewebeschichten kann sich eine Infektion entwickeln und Knochen und Gewebe schädigen. Es ist deshalb ratsam, bei länger anhaltender Rötung, pochenden pulssynchronen Schmerzen oder Entzündungszeichen den Facharzt aufzusuchen – auch in Corona-Zeiten.

So lässt sich Unfällen vorbeugen

Damit es gar nicht erst zu Verlet­zungen kommt, sollten handwerkliche Tätigkeiten gut vorbereitet werden. Beispielsweise müssen alle Arbeitsgeräte sich für die ge­plante Tätigkeit eignen und gut gewartet sein. Darüber hinaus sollten Hobbyhandwerker folgende Tipps beachten:

  • Festes Schuhwerk tragen: nicht in Hausschuhen oder Flipflops auf die Leiter steigen.
  • Sicher stehen: keine wackligen Leitern benutzen und nicht auf Tische, Stühle oder Hocker steigen.
  • Nicht ablenken lassen: konzentriert arbeiten mit Bohrmaschine, Flex und Co.
  • Keine Mutprobe: eigene Fähigkeiten einschätzen, besonders wenn keine Vorerfahrung vorhanden ist; bei Zweifel besser einen Handwerker hinzuziehen, beispielsweise bei Elektroarbeiten.
  • Vorsicht bei Ratgebervideos: Nicht immer liefern Amateur­videos die richtigen Sicherheits­informationen und vieles sieht einfacher aus, als es ist.

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