Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Musterpatient Rudolf Schulze nimmt an einem Freitagabend helle Lichtblitze im Auge wahr. Aus dem Bekanntenkreis kennt der 67-Jährige das Symptom und weil er kurzsichtig ist, hat auch sein Augenarzt ihn vorgewarnt. Sofort macht er einen Termin und lässt sich von seiner Frau zur Augen-Notfallambulanz fahren. Solche Blitze sind Lichtempfindungen, die die Nerven in der Netzhaut erzeugen, wenn der Glaskörper an der Netzhaut zieht und sich ablöst – ein augenärztlicher Notfall (wir berichteten).
{{::tip::standard::Zum Notfalltermin sollten Patienten Begleiter mitbringen, die sie zurückfahren können, denn die Pupillen werden für die Untersuchung des Augenhintergrunds weit getropft.Treten Blitze, Rußregen oder die Schwarze Wand auf, sollten Patienten auf das Lesen verzichten. Die schnellen Augenbewegungen dabei können die Schäden verstärken.::}}
Der Glaskörper ist eine gelartige Kugel, deren Konsistenz dem Eiweiß eines ungekochtem Eis ähnelt. Er stabilisiert das Innere des Augapfels und besteht zu 98 Prozent aus Wasser. Feine Eiweiß-Fäden, die Kollagenfibrillen, und lange Ketten aus Zuckermolekülen, die Hyaluronsäuren, sorgen für seine Stabilität. Kleinste Ausläufer der Kollagenfibrillen verbinden an manchen Stellen den Glaskörper mit der Netzhaut.
Ab dem mittleren Alter verklumpen einzelne Kollagenfibrillen. Ihre Fähigkeit Wasser zu binden, reduziert sich. Der Glaskörper wird flüssiger. Auch Rudolf Schulze war dies aufgefallen. Er sieht kleine, durchsichtige Schwebkörper, auch fliegende Mücken genannt. Sie sinken ab und stören dann nicht mehr. Treten sie vereinzelt auf, sind sie kein Grund für einen Augeneingriff, denn es gibt keine risikoarme Methode, sie aus dem Glaskörper zu entfernen.
Vorsicht, wenn Netzhaut sich vom Glaskörper löst
Durch die Verflüssigung schrumpft der Glaskörper jedoch und löst sich von der Netzhaut ab. Dies zeigt sich vermehrt im Alter und tritt bei sechs Prozent der Menschen im Alter zwischen 54 und 65 Jahren auf, sowie bei 65 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 85 Jahren.
Hebt sich der Glaskörper ab, kann die Netzhaut verletzt werden, es bilden sich Löcher oder Risse. Weil dies zu weitergehenden Veränderungen führen kann, war der Weg zur Notfallambulanz für Patient Schulze genau der richtige.
In der augenärztlichen Untersuchung werden seine Blitze zunächst von einem Augenflimmern unterschieden. Diese zeigen sich einerseits bei kurzen Kreislaufschwächen oder auch länger anhaltend während einer Migräne.
Mit einem Augenmikroskop betrachtet der Augenarzt den Augenhintergrund. Dazu tropft er Schulzes Pupille weit. Bei gut jedem fünften Patienten mit Glaskörperabhebung entstehen hufeisenförmige Risse. Wird ein Blutgefäß verletzt, erleben Patienten diese winzigen Blutungen als schwarze Pünktchen, die vor dem Auge rieseln – den sogenannten Rußregen.
Risse in der Netzhaut sofort lasern lassen
Oft kann der Arzt Risse und Löcher kurz nach der Diagnostik durch einen Lasereingriff behandeln. Hierbei umstellt er mittels Laserimpulsen die Netzhautverletzung mit punktuellen Narben, ähnlich einer Schweißnaht. Sind die Netzhautschäden schwerer zugänglich, kann der Arzt die Netzhaut außerhalb des Augapfels mit einem Kältestift bei -70°C vernarben. Bei Rudolf Schulze konnte durch einen Laser-Eingriff Schlimmeres vermieden werden.
{{::tip::standard::Löst sich ein Teil der Netzhaut ab, fällt dies Patienten durch eine Schwarze Wand auf, die sich permanent in das Sehfeld schiebt. Vor allem kurzsichtige Patienten und Patienten, die bereits eine künstliche Linse tragen, sollten aufmerksam auf Blitze, Rußregen und die Schwarze Wand achten.::}}
Hat sich die Netzhaut teilweise gelöst, sind schwerere Eingriffe nötig:
- Einerseits kann der Arzt teils kombiniert mit der Kältestift-Vernarbung einen Silikonschwamm zwischen Augapfel und dem umgebenden Muskel- und Fettgewebe einbringen. Diese Plombe drückt den nährenden Untergrund zurück auf die Netzhaut.
- Andererseits kann eine Vitrektomie nötig werden. Dabei wird der Glaskörper über feine Zugänge abgesaugt und durch eine Flüssigkeit oder ein Gas ersetzt.
Warnsignale für den Augennotfall
Bei folgenden Symptomen sollten Sie sofort einen Notfalltermin verabreden – außerhalb der Sprechzeiten über die Facharzt-Notfall-Nummer 116 117.
- Halbdurchsichtige kleine Punkte, Flusen oder Würmchen im Sichtfeld, wenn sie stark zunehmen – Diese zusammengeklumpten Fädchen im Glaskörper folgen träge der Augenbewegung.
- Blitze – Diese einzelnen starken Lichtempfindungen, die durch schnelle Augenbewegung ausgelöst werden können, sind ein Zeichen dafür, dass sich der Glaskörper von der Netzhaut löst.
- Rußregen – Hierbei gleiten Blutzellen durch den Glaskörper und damit durch das Sichtfeld, ein Zeichen dafür, dass die Abhebung des Glaskörpers Verletzungen ausgelöst hat.
- Schwarze oder graue Wand, die überall im Sichtfeld auftaucht und in ihrer Größe leicht schwankt. – Achtung! Die Netzhaut ist stark betroffen. Sie hat sich teils von ihrer Unterlage gelöst und wird dort nicht mehr mit Nährstoffen versorgt.
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