Prostatakrebs: Was nützt der Bluttest?

Mehr Vor- als Nachteile? Der Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs kann Leben retten, macht aber manche Männer unnötigerweise zu Krebspatienten.

Der Bluttest zur Früherkennung von Prostatakrebs kann Leben retten, macht aber manche Männer unnötigerweise zu Krebspatienten.

In der Früherkennung von Prostatakrebs spielt der sogenannte PSA-Test (PSA = prostataspezifisches Antigen) seit etwa 30 Jahren eine Rolle. Die Erwartungen an diesen Test haben sich in dieser Zeit stark gewandelt, erklärt Prof. Axel Semjonow, Leiter des Prostatazentrums am Universitätsklinikum Münster (UKM). Zunächst war er das bedeutende Instrument, mit dem ein Prostatakarzinom früh entdeckt werden konnte.

Seit etwa zehn Jahren wandelt sich das Bild. Das liegt nicht nur daran, dass ein erhöhter PSA-Wert immer für Verunsicherung sorgt, selbst wenn der betreffende Mann weiß, dass meist gutartige Erkrankungen für diesen Wert verantwortlich sind.

Eigene Entscheidung
Die Entscheidung, ob jemand einen PSA-Test machen lassen möchte, muss letztlich jeder selbst treffen und dabei zum Beispiel sein persönliches Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, berücksichtigen. Dabei spielt neben dem Alter beispielsweise die genetische Disposition eine Rolle. Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt Männern ab einem Alter von 40 Jahren, sich über die Prostatakrebs-früherkennung zu informieren und im Rahmen einer Beratung mit dem Arzt zu entscheiden, ob sie einen PSA-Test nutzen möchten.

Hinzu kommt, dass mit dem Test auch sogenannte „nicht relevante“ Pros­tatakarzinome entdeckt werden. Dabei handelt es sich um Karzinome, die langsam wachsen, nie symptomatisch werden oder keinen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. In solchen Fällen wäre es für den Patienten besser, wenn das Karzinom nie erkannt worden wäre. Die Herausforderung für die Ärzte liegt heute darin, die therapiebedürftigen Karzinome von den nicht relevanten zu unterscheiden.

Biopsie bringt Sicherheit

Trotz all der Kritik am PSA-Test hält Prof. Semjonow ihn für ein gutes Instrument zur Früherkennung. „Jede Art von Früherkennung wird Krankheiten finden, die noch nicht therapiert werden müssen“, betonte der Mediziner. Ein auffälliger PSA-Wert führt nicht automatisch zu einer Therapie. Zur Diagnose eines Prostatakarzinoms ist eine Gewebeprobe aus der Prostata, die sogenannte Biopsie, nötig.

Und selbst wenn die Biopsie auf ein Karzinom hinweist, bedeutet das nicht, dass eine Therapie erforderlich ist. Für die Therapieentscheidung muss der Urologe verschiedene Aspekte bedenken, erklärte Prof. Semjonow. Dazu gehören neben dem aktuellen PSA-Wert, der Entwicklung des Wertes und dem Ergebnis des Tastbefundes auch die Größe der Prostata, das Alter des Patienten und die Art des bösartigen Gewebes.

Aktive Überwachung statt Therapie

Gerade bei kleinen Karzinomen entscheiden sich die Mediziner häufig gegen eine sofortige Therapie. Diesen Patienten wird häufig zu einer „aktiven Überwachung“ geraten. Das bedeutet, dass Männer mit einer mutmaßlich harmlosen Prostata­erkrankung erst dann behandelt werden, wenn die Gefahr besteht, dass die Erkrankung dem Mann gefährlich werden könnte.

Der Patient wird während der aktiven Überwachung in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Dabei überprüft der Arzt unter anderem die Entwicklung des PSA. Dieses Vorgehen ist aber nur bei Männern möglich, die bestimmte Kriterien erfüllen. Die aktive Überwachung hat für die Patienten den Vorteil, dass sie sich in dieser Zeit keiner Therapie mit den damit möglicherweise verbundenen Nebenwirkungen unterziehen müssen. Es besteht jedoch keine absolute Sicherheit, dass nicht der optimale Zeitpunkt für den Beginn einer Therapie verpasst wird. Wul


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