Plötzlich schwer krank

Leptospirose ist eine bakterielle Infektionskrankheit mit grippeähnlichen Symptomen. Sie kommt sehr selten vor. Doch feuchte Sommer begüns­tigen die Verbreitung des über Nagetiere übertragbaren Bakteriums.

Leptospirose ist eine sehr seltene Infektionskrankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird. Im vergangenen Jahrzehnt sind bundesweit jährlich nur zwischen 25 bis 166 Menschen daran erkrankt. Im Jahr 2013 waren es 81 Patienten, wie das Robert Koch-Institut meldet. Davon kamen 16 aus NRW.

Dennoch lässt Dr. Anton Gillessen, Infektologe und Internist im Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup, das Thema nicht los. Denn immer wieder kommt es zu schweren Verläufen der Erkrankung, die stationär von ihm behandelt werden müssen. So auch in diesem Jahr. Zurzeit behandelt der Mediziner drei Patienten, die an der meldepflichtigen Infektion erkrankt sind.

Erreger im Wasser und Erdboden

Leptospiren, die Erreger der Infektionskrankheit, werden hauptsächlich von infizierten Nagern wie Ratten und Mäusen über Urin, Blut oder Speichel ausgeschieden und verbreitet. Damit gelangen die Erreger ins Oberflächenwasser und in den Erdboden. Aber auch Säugetiere wie infizierte Hunde, Pferde, Schweine, Schafe oder Kühe können Krankheitsüberträger sein.

Vor Ansteckung schützen
Gefährdete Berufsgruppen wie Landwirte, Förster oder Feldarbeiter sollten bei der Arbeit auf dem Feld oder im Wald Gummistiefel, Gummihandschuhe oder, wenn nötig, auch eine Schutzbrille tragen, um das Infektionsrisiko zu senken. Haustiere wie Hunde muss man gegen Leptospirose impfen. Und im Sommer sollte man nur in Gewässern baden, die dafür auch freigegeben sind. Eine Schutzimpfung für Menschen gibt es nicht. Dr. Gillessen

Der Mensch steckt sich mit den Leptospiren über kleine Verletzungen der Haut beispielsweise an Händen oder Füßen an, die beim Kontakt mit verseuchtem Wasser oder Erdboden in den Körper gelangen können. Auch der direkte Kontakt kann zur Ansteckung führen, beispielsweise wenn der in­fizierte Hund durch das Gesicht leckt. Eine Infektion kann auch über verletzte Schleimhäute erfolgen.

Im feuchtwarmen Milieu bei Temperaturen ab etwa 12 °C überleben die Bakterien besonders lange Zeit. Deshalb können sich die Erreger in feuchten Sommermonaten in Pfützen, stillen Gewässern und schlammigen Tümpeln besonders lange halten. Aus diesem Grunde finden die meisten Infektionen in Deutschland auch in feuchten Sommermonaten zwischen Juni und September statt.

Grippeähnliche Symptome

Nach der Ansteckung können Dr. Gillessen zufolge zwei bis 30 Tage vergehen, ehe erste Symptome auftreten. Häufig beginnt die Krankheit abrupt mit allgemeinen Grippesymptomen, wie plötzlich hohem Fieber zwischen 39 und 40 °C, Schüttelfrost sowie starken Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Beobachtet werden häufig auch eine Bindehautentzündung an beiden Augen sowie Waden- und Schienbeinschmerzen.

Bei schwereren Verlaufsformen kann es dem Patienten kurzfristig etwas besser gehen. Doch dann kommt es zu erneutem Fieberanstieg mit Leber- und Nierenentzündung und Gelbfärbung der Augen, was einen stationären Aufenthalt notwendig macht. In schweren Fällen kommt es zu Komplikationen, die intensivmedizinisch zu behandeln sind.

In der Regel heilt eine Leptospirose ohne Folgen wieder aus. Aufgrund der grippeähnlichen Symptome ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Infektionen gar nicht als solche erkannt wird und von allein verheilt.

Wie behandeln?

Im frühen Stadium spricht in der Regel eine 10- bis 14-tägige Behandlung mit Penicellin gut an und die Infektion heilt aus. Schwere Verläufe lassen sich nur symptomatisch behandeln. Das heißt, Flüssigkeitsverluste werden ausgeglichen, schmerz- und fiebersenkende Mittel verabreicht und bei Komplikationen betreffende Organe wie Nieren, Leber, Herz und Hirn behandelt. Mit Folgeschäden an den Organen müssen Patienten dabei nicht rechnen. Zuvor gesunde Organe erholen sich wieder. Bis die Patienten wieder richtig fit sind, kann es allerdings Wochen bis Monate dauern. LHo/Dr. Gillessen


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