Pflege vom ersten Zahn an

Brechen die ersten Milchzähne durch, werden die Nächte oft lang. Doch Beschwerden beim Zahnen lassen sich lindern.

Waren Sie schon einmal mit Walter Moers in Zamonien unterwegs? In einem seiner Fantasy-Romane beschreibt er den jungen Wolpertinger Rumo, wie er Zähne bekommt.

Die Entwicklung des Gebisses erlebt der Wolfsnachfahre Rumo als eindrückliches Erlebnis. Aber auch für Menschenkinder ist das eine unruhige Zeit. Bereits im zweiten Lebensmonat kann sich der Zahndurchbruch ankündigen. Meist erfolgt er um den sechsten Lebensmonat mit den mittleren Schneidezähnen im Unterkiefer.

Das Kind sabbert, steckt Finger und alles Erdenkliche in den Mund, um durch Daraufbeißen den Druck in den Zahnleisten zu lindern. Manche Babys bekommen rote „Zahnungsbäckchen“ oder Flecken auf der Haut. Eltern fällt auf, dass ihr Kind reizbar ist und schlecht schläft. Manchmal kommen Appetitlosigkeit, Fieber, Durchfall oder Verstopfung hinzu.

Beschwerden lindern

Beschwerden beim Zahnen lassen sich häufig lindern.

  • Als Hausmittel wird das Kauen gekühlter Möhren oder Brotkanten empfohlen. Wegen der Gefahr des Verschluckens lassen Sie dabei Ihr Kind nicht allein. Alternativ können Kinder auf Beißringen kauen, die sich zum Teil im Kühlschrank kühlen lassen wie etwa Eisbeißerle oder der NUK Kühlstab. Von Veilchenwurzel ist abzuraten, weil die durchgekaute Wurzel recht unhygienisch ist.
  • Um die Kauleiste schmerzunempfindlicher zu machen, sind Gele mit Lokalanästhetika wie Dentinox Gel, Dynexan Mundgel oder Kamistad Baby Gel im Handel. Achten Sie auf die korrekte Dosierung, Anwendungshäufigkeit und Altersempfehlung. Nach der Anwendung soll Ihr Kind eine Weile nichts essen oder trinken.
  • Bei Fieber und Schmerzen kann Ibuprofen oder Paracetamol als Zäpfchen oder Saft gegeben werden. Die Dosis muss an das Alter und Körpergewicht des Kindes angepasst werden.

Homöopathische Hilfe

Gut bewährt haben sich auch homöopathische Mittel wie Escatitona oder Osanit Globuli. Je nach Lebensalter geben Sie eine Dosis der Kügelchen in die Wangentasche. Sie lindern Schmerzen und Fieber und bessern auch die unleidliche Stimmung.

„Ich möchte mein Spielzeug!“ Im nächsten Moment fliegt es wieder in die Ecke. Dann will Ihr Kind auf den Arm. Nein, am besten sofort wieder herunter. Es weint, quengelt, will getröstet, im nächsten Augenblick aber in Ruhe gelassen werden. Kindern mit diesen Symptomen kann Chamomilla D6 helfen. Geben Sie dreimal alle Viertelstunde drei Kügelchen, dann vergrößern Sie die Abstände. Möchten Sie unruhigen Nächten vorbeugen, können Sie auch dreimal täglich drei Globuli geben.

Viele Eltern haben auch gute Erfahrungen mit Weleda Fieber- und Zahnungszäpfchen gemacht. Sie können dabei wenig falsch machen. Passen die Symptome zu dem Mittel, hilft es, unabhängig von der Ursache. Bei ernsten Beschwerden wie hohem Fieber fahren Sie natürlich zum Arzt.

Putzen erst kontrollieren

Sobald der erste Zahn aus dem Kiefer schaut, kann man ihn mit einem feuchten Wattestäbchen putzen. Im weiteren Verlauf des Zahndurchbruchs sind dafür Milchzahnputztücher oder Fingerlinge, die sich über die Fingerkuppe ziehen lassen, geeignet.

Wird das Kind älter, kann es an das „richtige“ Zähneputzen herangeführt werden. Eltern und große Geschwister sind dabei wichtige Vorbilder. Es gibt spezielle Putztrainer oder Lernzahnbürsten mit kleinem Bürstenkopf und ergonomisch geformtem Griff. Mindestens bis zum Schulalter sollten Eltern das Selberputzen kontrollieren und nachputzen.

Beim Zahnarzt wird das richtige Putzen während der Prophylaxe erklärt und geübt. Zurzeit wird die KAI-Methode den Kindern gezeigt: Zuerst werden die Kauflächen geputzt, dann die Außenflächen und danach die Innenflächen. So wird jeder Zahn rundherum mit kleinen kreisen- den Bewegungen geputzt.

Fluorid schützt vor Karies

Fluorid ist, sobald der erste Zahn da ist, zur Kariesprophylaxe wichtig. Es macht den Zahnschmelz widerstandsfähiger gegenüber Säure, die entsteht, wenn Kariesbakterien Speisereste zersetzen. Säure löst den Zahnschmelz an und führt langfristig zu Löchern in den Zähnen. Um dem vorzubeugen, raten Zahnärzte zum Putzen mit einer kleinen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta. Deren Gehalt an Fluorid soll 500 ppm betragen und nicht mehr. Kinderzahnpasta mit Fruchtgeschmack verleitet zum Herunterschlucken. Sie ist weniger geeignet, denn nach dem Putzen soll ausgespuckt und nachgespült werden.

Kinderärzte bevorzugen die Fluoridierung mittels Tabletten, die gelutscht werden. In der aktuellen Leitlinie werden diese verschiedenen Ansichten auf einen Nenner gebracht:

  • Entweder wird in den ersten beiden Lebensjahren einmal täglich fluoridhaltige Kinderzahnpasta verwendet, ab dem zweiten Geburtstag zweimal täglich und ab dem sechsten Geburtstag zweimal täglich Erwachsenenzahnpasta. Dazu wird zu Hause und in der Kita regelmäßig fluoridhaltiges Speisesalz benutzt.
  • Oder in den ersten drei Lebensjahren gibt es fluoridfreie Zahnpasta und vom Arzt verordnete Fluoridtabletten, deren Dosis sich nach dem Lebensalter richtet. Danach geht es mit fluoridhaltiger Zahnpasta weiter wie bei dem anderen Schema. Elke Kookemoor