Es klingt so einfach: Anstatt bei Rückenschmerzen einen Orthopäden nach dem anderen anzurufen und zu hoffen, dass irgendwo in absehbarer Zeit ein Termin frei ist, einfach online einen Termin buchen. Inzwischen gibt es verschiedene Portale, die diesen Service anbieten. Der Nutzer gibt die Fachrichtung an sowie den Ort und bekommt dann entsprechende Praxen aufgelistet. Im besten Fall erscheinen gleich freie Termine, die per Klick gebucht werden können.
Bisher wenig Angebote für ländliche Räume
Ganz so komfortabel ist es leider nicht, zumindest, wenn man nicht gerade in Berlin wohnt. Denn noch sind gerade im ländlichen Raum nur wenige Praxen in solchen Portalen registriert. Wer beispielsweise bei doctena.de einen Orthopäden in Münster sucht, bekommt gerade einmal eine Praxis angezeigt. Besser sieht es bei der Suche nach einem Augenarzt aus. Hier werden mehrere Ärzte in Münster angezeigt. Bei einigen lässt sich direkt online ein Termin buchen.
Datenschutz ist kritisch
Bei anderen Portalen sieht es nicht besser aus als bei Doctena. Wird ein Arzt auf dem Land gesucht, werden zwar häufig einige Fachärzte angezeigt. Bisher bieten aber nur sehr wenige Praxen die Möglichkeit, über ein solches Portal direkt einen Termin zu buchen. Dafür muss der Nutzer dann doch wieder zum Telefon greifen.
Kritisch ist bei mehreren Portalen der Datenschutz. Das hat die Stiftung Warentest herausgefunden. Beispielsweise tauchten bei Doctolib in Nutzerkonten Termine auf, die Patienten nicht über das Portal, sondern direkt mit der Praxis vereinbart hatten.
Rat der Stiftung Warentest
Die verschiedenen Buchungsportale können eine Hilfe dabei sein, überhaupt einen Facharzt oder Therapeuten in der Nähe zu finden. Die Stiftung Warentest sieht bei den meisten Portalen aber Schwachstellen beim Schutz persönlicher Daten. Sie empfiehlt gesetzlich Versicherten deshalb den eTerminservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Dieser bietet eine gute Hilfe bei der Terminvereinbarung und gewährt trotzdem einen ausgezeichneten Schutz der Daten.
Ebenfalls gut aufgehoben sind Privat- und Kassenpatienten den Testern zufolge bei Jameda. Verglichen mit den anderen Portalen sind hier viele Ärzte gelistet, auch in ländlichen Regionen.
Gute Idee, die Zeit und Geld sparen kann
Bei allen Schwachpunkten ist die Idee, die hinter diesen Portalen steckt, lobenswert. Es erspart Patienten wie auch den Praxen viel Zeit, wenn Termine online gebucht werden können, anstatt für jeden Termin ein oder mehrere Telefonate führen zu müssen. Außerdem kann es dazu beitragen, Leerlauf in den Praxen zu vermeiden. Denn Ärzte können abgesagte Termine über die Portale anderen Patienten kurzfristig zur Verfügung stellen.
Einen wirklichen Mehrwert bringen die Portale aber erst, wenn hier mehr Praxen gelistet sind und sie auch die Möglichkeit bieten, direkt online Termine zu buchen.
eTerminservice
Dabei handelt es sich um einen Dienst der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Patienten müssen hier nur wenige Daten preisgeben. Allerdings steht der Dienst nur gesetzlich Versicherten zur Verfügung. Und es lassen sich bisher nur Termine bei Augen-, Frauen-, Haus- und Kinderärzten sowie bei Psychotherapeuten oder Termine für einen Corona-Test buchen. Um einen Arzttermin suchen zu können, muss zunächst ein Vermittlungscode angegeben werden. Dieser steht auf dem Überweisungsschein. Wer keinen Überweisungsschein hat, kann den Code online über das Portal anfordern.
Die bekanntesten kommerziellen Anbieter
Es gibt inzwischen einige kommerzielle Anbieter von Portalen zur Buchung von Arztterminen. Die Nutzung ist für Patienten kostenlos, nur die Praxen zahlen eine Gebühr.
Jameda: Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich bei Jameda um Deutschlands größtes Arzt-Patienten-Portal. Jeden Monat nutzen demnach mehr als 6 Mio. Patienten das Angebot. In Deutschland sind hier etwa 275 000 Ärzte registriert. Bei der Suche nach einem Facharzt bietet Jameda verschiedene Filtermöglichkeiten. Gesucht werden kann zum Beispiel neben dem Standort der Praxis auch nach alternativen Heilmethoden oder einem barrierefreien Zugang. Besonderheit bei Jameda ist die Möglichkeit, Arztbewertungen einzusehen und Ärzte selbst zu bewerten.
Doctolib: Gegründet wurde das Unternehmen 2013 in Frankreich. Über das Online-Portal und über eine App können Patienten Vor-Ort-Termine oder auch kostenlose Videosprechstunden vereinbaren und verwalten. Um einen Termin zu buchen, ist hier ein Nutzerkonto erforderlich. Die Videosprechstunde kann direkt über das Online-Portal oder über die Doctolib-App durchgeführt werden. Vor und während eines Video-Termins können Arzt und Patient Dokumente über eine verschlüsselte Verbindung austauschen. Doctolib betont, dass das Unternehmen auf diese Daten keinen Zugriff hat. Eigenen Angaben zufolge arbeiten europaweit 150 000 Ärzte mit dem Unternehmen zusammen, 11 000 davon in Deutschland.
Doctena: Die Plattform wurde 2013 in Luxemburg ins Leben gerufen und übernahm 2016 das deutsche Unternehmen Doxter. Die Arztsuche erfolgt entweder über die Plattform oder mittels einer App. Das Anlegen eines Nutzerkontos ist auf der Webseite freiwillig, auf der App hingegen erforderlich. Wird ein Nutzerkonto angelegt, lassen sich auch Termine verschieben oder ganz absagen.
Samedi: Samedi wurde 2008 gegründet. Auch hier erhält der Patient eine Terminbenachrichtigung per E-Mail oder SMS. Termine lassen sich sowohl über die Plattform wie auch über eine App buchen. Die App sendet jedoch automatisch Standortdaten, schreibt die Zeitschrift „test“.
Arzttermine.de: Filtermöglichkeiten bei der Suche gibt es hier nicht. Ähnlich wie bei Jameda besteht aber die Möglichkeit, Ärzte zu bewerten. Die Praxen können diese Funktion jedoch ausschalten.