Der Nutri-Score soll den Verbrauchern helfen, sich schon beim Einkauf für eine bewusste und ausgewogene Ernährung zu entscheiden. Bisher ist die Kennzeichnung – außer im Tiefkühlregal, bei Müslis, Chips und bei Fleischersatzprodukten – noch eher selten zu finden. Aber was bedeutet das Label eigentlich?
Vergleich nur innerhalb von Produktgruppen
Die Farben von Grün bis Rot und die Buchstaben von A bis E bewerten ein Lebensmittel hinsichtlich seiner Inhaltsstoffe. Dafür werden günstige und ungünstige Kriterien des Produkts miteinander verrechnet und als Buchstabe mit der jeweils zugeordneten Farbe dargestellt. Ein grünes A steht für ein gesundheitlich eher günstiges Produkt, ein rotes E für ein eher ungünstiges.
Dabei ist wichtig zu wissen: Mit dem Nutri-Score lassen sich nur Lebensmittel innerhalb einer Produktgruppe vergleichen, zum Beispiel verschiedene Tiefkühlpizzen oder Joghurts. Außerdem ist ein Lebensmittel mit einem roten E nicht an sich ungesund. Es gehört ebenfalls zu unserer Ernährung, erklärt Florian Rösler, Referent für Ernährungskommunikation und Regionalvermarktung des Landservices der Landwirtschaftskammer NRW im Rahmen eines Seminars aus der Reihe Weiterbildung im Netzwerk (WiN). Es sollte nur nicht täglich auf dem Speiseplan landen, da ein rotes E zum Beispiel durch einen hohen Energie- und Salzgehalt zustande kommt.
Leicht verständliche Kennzeichnung
Ein Vergleich von Lebensmitteln ist auch ohne Nutri-Score möglich. Auf allen verpackten Lebensmitteln müssen eine Zutatenliste und die Gehalte an bestimmten Nährstoffen angegeben sein. Diese Hinweise sind jedoch oft sehr klein gedruckt und für den Laien schwer zu interpretieren. Der Nutri-Score hingegen ist gut sichtbar auf der Vorderseite der Verpackung abgedruckt und leicht verständlich.
Ursprünglich stammt der Nutri-Score aus Frankreich. In Deutschland hatte sich die 2017 gewählte Bundesregierung dazu verpflichtet, ein vereinfachtes Nährwertkennzeichen einzuführen. Nach einer repräsentativen Verbraucher-Befragung entschied sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für den Nutri-Score. Seit November 2020 können Unternehmen das Label in Deutschland rechtssicher verwenden.
Nutri-Score ist für Hersteller freiwillig
Insgesamt stößt der Nutri-Score überwiegend auf Zustimmung. Kritiker bemängeln, dass die Verwendung des Labels freiwillig ist. Ein Hersteller von Lebensmitteln kann entscheiden, ob er sich mit einer Marke beim Nutri-Score registriert. Damit verpflichtet er sich allerdings, die Bewertung auf allen Produkten der Marke anzubringen. Dafür hat das Unternehmen in der Regel zwei Jahre Zeit.
Wie die meisten Label fließen auch beim Nutri-Score nur ausgewählte Kriterien in die Bewertung ein. Die Gehalte an Vitaminen und Mineralstoffen oder die Verwendung von Konservierungsmitteln, Farbstoffen und anderen Zusatzstoffen beispielsweise bleiben unberücksichtigt. Auch über die Herkunft eines Lebensmittels oder die Einhaltung von Tierwohlstandards gibt das Label keine Information.
Anreiz für Hersteller
Großer Vorteil des Nutri-Scores ist seine leicht verständliche Darstellung, die einen einfachen Vergleich ermöglicht. Darüber hinaus stellt er einen Anreiz für Hersteller dar, die Rezeptur eines Produkts so zu verändern, dass es einen besseren Score bekommt.
Möglicherweise kann das Label langfristig dazu führen, dass Verbraucher beim Einkauf größeren Wert auf die Qualität der Lebensmittel legen. Ob das tatsächlich gelingt, wird auch davon abhängen, wie viele Hersteller die Kennzeichnung nutzen. Derzeit haben sich 177 deutsche Unternehmen für eine Verwendung des Nutri-Scores registriert.
So wird der Nutri-Score berechnet
Um den Nutri-Score zu ermitteln, werden günstige und ungünstige Inhaltsstoffe miteinander verrechnet. Zu den günstigen zählen Proteine, Ballaststoffe sowie der Anteil an Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und ausgewählten Ölen. Dem gegenüber stehen die ungünstigen Inhaltsstoffe: Energiegehalt, Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren.
Für jede Kategorie sind Punkte hinterlegt. Wie viele Punkte ein Lebensmittel in einer Kategorie erhält, richtet sich danach, wie viel von dem Inhaltsstoff in dem Lebensmittel enthalten ist. Für jede ungünstige Kategorie gibt es maximal zehn Punkte, für jede günstige Kategorie werden maximal fünf Punkte abgezogen.
Je niedriger der so ermittelte Wert, desto besser fällt die Bewertung aus. Getränke werden ähnlich berechnet. Jedoch erhalten in diesem Segment nur Wasser und Mineralwasser ein grünes A.
Nutri-Score verwenden
Hersteller können den Nutri-Score kostenlos verwenden. Die Berechnung des jeweiligen Scores nehmen sie selbst anhand der Rezeptur vor. Um das Label nutzen zu können, müssen sich Hersteller jedoch bei der Markeninhaberin registrieren und deren Nutzungsbedingungen zustimmen. Markeninhaberin ist die Santé publique France, eine nachgeordnete Behörde des französischen Gesundheitsministeriums.