Ärztlicher Notfalldienst

Notaufnahmen entlasten

Krank und die Arztpraxis hat zu – zuständig ist dann der ärztliche Notfalldienst. Weil die Inanspruchnahme über die bundeseinheitliche Nummer nicht optimal klappt, bessern die Kassenärzte in NRW nach.

Krankheiten halten sich nicht an Praxis-Sprechzeiten. Eine Grippe, ein Magen-Darm- Infekt oder auch eine Augenverletzung können plötzlich auftreten und so gravierend sein, dass sie zügig dem Arzt vorgestellt werden sollten. Ein Fall für den Rettungsdienst ist das in der Regel nicht. Auch eine Behandlung im Krankenhaus ist meist nicht erforderlich. Patienten mit diesen Beschwerden gehören daher auch nicht in die Notaufnahme einer Klinik, wo sie womöglich die Versorgung echter lebensbedroh­licher Notfälle blockieren, son­-dern in die Hände des ärztlichen Notfalldienstes.

Im Alltag läuft das allerdings häufig falsch. Immer wieder laufen Patienten, die normalerweise die Arztpraxis aufsuchen würden, in Notfallambulanzen der Krankenhäuser auf und veranlassen dort unnötige Behandlungen und Kosten. Die niedergelassenen Ärzte in Nordrhein-Westfalen wollen diese Situation nun besser kanalisieren und den ärztlichen Not- und Bereitschaftsdienst weiterentwickeln, wie am vergangenen Freitag in der Arztrufzentrale in Duisburg zu erfahren war. Dorthin hatten die beiden kassen­ärztlichen Vereinigungen in NRW sowie die Kas­senärztliche Bundesvereinigung (KBV) eingeladen.

116 117 bekannter machen

Wo rufen Sie an, wenn Sie außerhalb der Praxis-Sprechzeiten dringend ärztliche Hilfe benötigen, aber kein Notfall sind? Die Antwort heißt 116  117. Unter dieser bundeseinheitlich und kostenlosen Rufnummer laufen alle Anrufer auf, die mit einer Bereitschaftsdienst-, Notdienstpraxis oder einem Arzt in ihrer Nähe verbunden werden möchten.

Im vergangenen Jahr haben bundesweit mehr als 7 Mio. Anrufer den Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte in Anspruch genommen. „Aus Patientenbefragungen wissen wir jedoch, dass die Bereitschaftsdienstnummer trotzdem nur wenig bekannt ist“, erklärte Dr. Andreas Gassen von der KBV. Damit sich das ändert, soll im Herbst eine große Werbekampagne mit Radiospots und Plakaten für die Rufnummer 116 117 starten.

Patienten vorab beraten

Außerdem soll künftig die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes dafür genutzt werden, die Anrufer schon am Telefon zu beraten, wie sie passend versorgt werden – sei es in einer Bereitschaftsdienstpraxis, durch einen Hausbesuch oder aber tatsächlich in einer Notfallambulanz einer Klinik. Auskunft darüber sollen dann geschulte Experten in der Arztrufzentrale geben.

Aber auch vor Ort sollen Patienten stärker gesteuert werden. In Westfalen-Lippe sind 58 der 62 ambulanten Notdienstpraxen an Krankenhäuser angegliedert, 20 von ihnen als Portalpraxen. In einer solchen unterhalten die Bereitschaftsdienst- bzw. Notdienstpraxis und die Krankenhausambulanz einen gemeinsamen Empfang. Patienten erhalten hier eine erste Diagnose. Je nach Schwere der Erkrankung bzw. Verletzung wird entschieden, ob der Patient in der ärztlichen Notdienstpraxis oder stationär versorgt werden sollte. Diese Portalpraxen sollen laut Dr. Gerhard Nordmann von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe weiter ausgebaut werden. Generell seien diese jedoch nicht an jedem Krankenhaus realisierbar, finanzierbar und auch sinnvoll.

Test in Ostwestfalen-Lippe

Das Problem unnötiger Notfalltransporte und überlaufender Notfallambulanzen in den Kliniken mit Patienten, die keine wirklichen Notfälle sind, geht die Kas­sen­ärztliche Vereinigung in Westfalen-Lippe nun in einem Modellprojekt an. Ab April sollen dazu die kommunalen Leitstellen des Rettungsdienstes in Detmold, Höxter und Paderborn mit dem jeweiligen ambulanten ärztlichen Notdienst zusammenarbeiten. Mit dem dreijährigen Projekt soll ermittelt werden, ob sich Patienten gleich in die notwendigen Versorgungsstrukturen verteilen lassen, wie Dr. Gerhard Nordmann erläuterte.

So funktioniert die Rufnummer 116 117

  • Wer außerhalb der ärztlichen Sprechstunde einen Arzt konsultieren muss, der ruft die 116  117 an. In Nordrhein-Westfalen landen Anrufer in der Arztrufzentrale (ARZ) in Duisburg. Hier nehmen Mitarbeiterinnen wie Claudia van Elten Anfragen von Kassen- und Privatpatienten an, die Hilfe bei einem haus- oder fachärztlichen Bereitschaftsdienst suchen oder einen ärztlichen Hausbesuch benötigen.
  • „Für gewöhnlich rufen die meisten Patienten am Samstagvormittag an“, berichtet Claudia van Elten. Aber auch in den Ferien oder während einer Grippewelle wie zurzeit werde die Rufnummer 116  117 stärker frequentiert. Nicht jeder kommt beim ersten Anruf sofort durch. Geraten Anrufer in die Warteschleife, sollten sie nicht auflegen, sondern in der Leitung bleiben. Andernfalls landen sie bei einem erneuten Anruf wieder am Ende der Warteschleife“, informiert van Elten.
  • Zu einer längeren Vermittlungsdauer komme es bislang häufig auch, wenn Anrufer vom Handy aus anrufen. Weil die Mobilnummer oft keinem Ort zugeordnet werden kann, landen die Anrufer zunächst in einem Callcenter. Hier müssen erst Name, Straße und Postleitzahl angegeben werden, damit zur zuständigen Arztrufzentrale des jeweiligen Bundeslandes verbunden werden kann.
  • Der ärztliche Notfalldienst ist täglich montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 8 Uhr am Folgetag, am Mittwoch von 12 bis 8 Uhr am Folgetag sowie am Wochenende und an Feiertagen rund um die Uhr erreichbar.


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