MRSA: Frühzeitig sanieren

Schweinehalter können Träger multiresistenter Keime sein. Vor einer Operation muss dann saniert werden. Das trifft auch auf Reha-Maßnahmen zu, wie ein Landwirt aus dem Kreis Warendorf erfahren musste.

Reinhold Lammerding ist Schweinehalter. Bereits seit Jahren weiß er, dass er Träger von Methicillin-resistenten Staphylococcus- aurens-Stämmen, kurz MRSA, ist. Sie besiedeln in der Regel die Haut und Schleimhäute der oberen Atemwege. Für gesunde Menschen sind die Keime meist harmlos. Doch ist die Abwehrkraft geschwächt, kann es zu einer Erkrankung kommen. Eitrige Haut- oder Weichteilentzündungen, aber auch Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen sind möglich.

Wie hoch ist das Risiko?
In stationären Einrichtungen wie Altenheimen oder Kliniken stellen MRSA-Keime ein großes Infektionsrisiko dar. Infektionen mit LA-MRSA können bei Personen auftreten, die direkten Kontakt zu Tieren in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung haben. Doch machen sie einen nur geringen Teil aus. Laut Robert Koch-Institut waren zwischen 2010 und 2013 nur 2 % der MRSA-Fälle auf landwirtschaftliche Nutztiere zurückzuführen.

Risikogruppen testen

Landwirt Reinhold Lammerding erfuhr von seiner MRSA-Besiedlung, als er vor drei Jahren an beiden Handgelenken operiert werden musste und im Krankenhaus getestet wurde. Daraufhin führte er ambulant eine sieben­tägige Behandlung mit antiseptischer Mund- und Rachenspülung sowie einer antibakteriellen Nasensalbe durch. Nach erfolgreicher Sanierung konnte er operiert werden.

Häufig ist den Trägern die Besiedlung mit multiresistenten Keimen nicht bekannt, weil sie weder Symp­tome zeigen noch daran erkrankt sind. Sie stellen aber eine Infektionsgefahr für andere Patienten dar, insbesondere für jene, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Das zentrale Problem dabei ist: Diese Bakterien haben Abwehr­mecha­nismen gegen gängige Antibiotika entwickelt. Zudem sind sie oft gegen verschiedene antibiotische Wirkstoffe resistent. Viele Antibiotika sind dadurch unwirksam.

Infektionsgefahr senken

Bislang ist eine grundsätzliche Testung (Screening) auf MRSA-Keime für alle Personen, die in ein Krankenhaus aufgenommen werden, nicht vorgesehen, für Risikogruppen allerdings schon. Zu diesem definierten Kreis zählen nach der Empfehlung des Robert Koch-Instituts zum Beispiel Personen,

  • die in den zurückliegenden zwölf Monaten länger als drei Tage in einem Krankenhaus gelegen haben,
  • die während eines stationären Aufenthaltes Kontakt zu MRSA- Trägern hatten, oder
  • die beruflich direkten Kontakt zu Tieren in der landwirtschaft­lichen Tiermast haben.

Um das Infektionsrisiko in Kliniken zu reduzieren, fordert die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) derzeit vor planbaren Operationen für alle Risikopatienten ein verpflichtendes MRSA-Screening in den Arztpraxen. Dazu müssten die Krankenkassen eine Leistungs- und extrabudgetäre Vergütungsgrundlage schaffen, heißt es in einer Pressemitteilung der KVWL. Denn derzeit sind MRSA-Abstriche nur dann zulasten der gesetzlichen Krankenkasse abrechnungsfähig, wenn es um die Sanierung eines Patienten geht, der bereits mit MRSA besiedelt oder schon infiziert ist.

Welche Wirkstoffe können helfen?

Die Besiedlung der Haut mit multiresistenten Keimen kann trotz Sanierung immer wieder auftreten. Als Reinhold Lammerding 2014 seinen Hausarzt wegen einer Schleimbeutelentzündung im linken Ellen­bogen aufsuchte, dachte er nicht an eine MRSA-Infektion. „Mein Hausarzt verschrieb mir ein Antibiotikum“, erzählt der Landwirt aus Albersloh. Doch die Behandlung blieb erfolglos. Mehr noch: Die Entzündung nahm dramatische Auswüchse an, sodass ein operativer Eingriff notwendig war. Dabei wurde eine MRSA-Infektion diagnostiziert. Mittels eines speziellen Testverfahrens, dem Antibiogramm, konnten die Ärzte feststellen, mit welchen Wirkstoffen die Infektion behandelbar war. „Das daraufhin eingesetzte Medikament wirkte dann sofort.“

Anfang April dieses Jahres trat der Landwirt eine dreiwöchige Kur-/Reha-Maßnahme in St. Peter-Ording an. Doch den Aufenthalt brach er ab. Wieder war er mit multiresistenten Keimen besiedelt. Seinen Berufskollegen rät der Schweinehalter: „Wer sich grundsätzlich einmal auf MRSA testen lässt, erfährt, ob er belastet ist, und kann vor einer notwendigen Behandlung darauf hinweisen. Wertvolle Tage können dadurch gewonnen werden, manchmal sogar lebensverlängernde.“ LHo

Den ausführlichen Bericht zum Thema lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe, Folge 23/2015, vom 5. Juni 2015.