Stammzellspende

Mit Stammzellspende Leben retten

Stammzellen zu spenden kann bedeuten, das Leben eines anderen Menschen zu retten. Spender sollten aber wissen, was dabei auf sie zukommt. Auf keinen Fall dürfen Spender sich unter Druck gesetzt fühlen.

Um ein Held zu werden, sind keine besonderen Fähigkeiten nötig. Es reicht, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Damit ist der erste Schritt getan, einem Menschen das Leben zu retten. Wie eine Stammzellspende abläuft, darüber haben wir mit Dr. Hartmut Hillmann, kommissarischer Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Zelltherapie am Universitätsklinikum Münster, gesprochen.

Bei der Suche nach einem geeig­neten Spender, beispielsweise für ­einen Leukämie-Patienten, setzen die Ärzte in der Regel bei nahen Verwandten an. In etwa jedem dritten Fall führt das zum Erfolg. Kommt von den Verwandten niemand in Frage, beginnt die Suche nach einem Fremdspender.

27 Spenderdateien in Deutschland

Allein in Deutschland gibt es 27 Stammzellspendedateien. Als Dachorganisation übernimmt das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) die Koordination der nationalen und internationalen Spenden.

Benötigt ein Patient Stammzellen, so wenden sich die behandelnden Ärzte an das ZKRD. Diese sucht mithilfe ihrer Datenbank in Deutschland und auch in anderen Ländern nach einem geeigneten Spender. Ist dieser gefunden, informiert das ZKRD die Datei, bei der sich der Spender registriert hat.

Voruntersuchung potenzieller Spender

Diese lädt den potenziell geeigneten Spender zu einer umfassenden Voruntersuchung ein. Dabei wird geprüft, ob Rückstellungsgründe vorliegen, erklärt Dr. Hartmut ­Hillmann. Das können Infektionserkrankungen sein, aber auch bestimmte Vorerkrankungen wie Hepatitis A, B oder C.

Manchmal kommt es vor, dass für einen Empfänger mehrere mögliche Spender gefunden werden. Dann besteht der Luxus, den am besten geeigneten auswählen zu können. Dabei gilt, dass jüngere Personen besser geeignet sind als ältere, Männer besser als Frauen.

Zwei Formen der Stammzellspende

Für eine Stammzellspende gibt es zwei Möglichkeiten: Die Knochenmarkspende aus dem Beckenkamm oder die periphere Spende von Stammzellen aus dem Blut.
Die Knochenmarkspende kommt heute nur noch in etwa 20 % der Fälle zum Einsatz. Bei 80 % der Spenden handelt es sich um periphere Stammzellspenden.
Die Knochenmarkspende ist mit einem chirurgischen Eingriff sowie einer Vollnarkose mit den damit einhergehenden Risiken verbunden. Allerdings ist es dann nicht nötig, das Mittel G-CFS zu spritzen.

Spende muss freiwillig sein

Eine wichtige Rolle spielen auch psychologische Aspekte. Die Spende sollte auf jeden Fall freiwillig erfolgen. Zu keinen Zeitpunkt dürfe Druck auf den Spender ausgeübt werden, sagt Dr. Hillmann. „Der Spender kann seine Bereitschaft zu jedem Zeitpunkt zurücknehmen“, versichert er.

Spricht aus medizinischen und persönlichen Gründen nichts gegen die Spende, beginnt die Vorbereitung. Schon fünf Tage vor der Entnahme von Stammzellen aus dem Blut muss sich der Spender einen Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor (G-CFS) spritzen. Dieses hormonähnliche Mittel sorgt dafür, Blutstammzellen aus dem Knochenmark in die Blutbahn auszuschwemmen. Vorübergehend kann G-CFS zu einer Milzvergrößerung und auch zu Fieber und Knochenschmerzen führen. Das Leukämie-Risiko ist durch die Gabe von G-CFS nicht erhöht, erklärt Dr. Hillmann. Das sei anhand von Studien belegt.

Am Tag der Spende selbst wird zunächst noch einmal geklärt, ob akut nichts gegen die Spende spricht. Danach kann es losgehen. In der Regel werden beide Arme punktiert. An einem Arm wird das Blut entnommen und in einen Zellseparator geleitet. In dieser Zentrifuge sammeln sich die im Blut enthaltenen Zelltypen in ­verschiedenen Schichten, die gewünschten Stammzellen werden entnommen. Das restliche Blut wird über den anderen Arm wieder in den Körper zurückgeführt.

Mögliche Komplikationen bei der Spende

Komplikationen bei der Entnahme sind selten, können aber nicht ganz ausgeschlossen werden. Beispielsweise erhält der Spender während der Entnahme eine Zitratlösung. Diese senkt den Kalziumspiegel im Blut, damit sich keine Gerinnsel bilden. Dieses Zitrat kann zu Kribbeln in den Gliedern führen, selten auch zu Krämpfen, erklärt Dr. Hillmann. Um das zu vermeiden, bekommen die Spender in vielen Zentren Kalzium-Brausetabletten.

Spätestens nach vier Stunden ist die Prozedur vorbei. Dann werden die gewonnen Stammzellen gezählt. Sollte die Menge nicht ausreichen, wird der Spender gebeten, am nächsten Tag noch einmal zu spenden. Reichen die Zellen aus, werden diese mittels Kurier in das Transplantationszentrum gebracht und dort dem Patienten zugeführt.

Nach der Spende hat der Spender Anspruch auf Nachuntersuchungen im Abstand von einem, zwei, fünf und zehn Jahren. Außerdem ruft eine Mitarbeiterin des UKM den Spender am Tag nach der Spende sowie eine Woche später an, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen.

Wohin die Zellen gehen und wer diese erhält, bleibt zunächst geheim. Erst nach zwei Jahren ist eine Kontaktaufnahme möglich. Voraussetzung dafür ist aber, dass damit Spender wie auch Empfänger einverstanden sind.

Blutspender sind auch Helden

Dr. Hillmann hat große Achtung vor Menschen, die sich dazu bereit erklären, einem fremden Menschen Stammzellen zu spenden. Häufig erhalten die Spender großen Zuspruch aus ihrem persön­lichen Umfeld. Vergessen werde jedoch, dass ein Empfänger zunächst viele Blutspenden benötigt, bevor er überhaupt in der Lage ist, eine Stammzellspende zu erhalten. Deshalb sagt Dr. Hillmann: „Blutspender sind auch Helden.“

Von Zuhause aus registrieren lassen

Wer sich in einer Stammzell­spende-Datei registrieren lassen möchte, kann das bequem von zu Hause aus machen. Freiwillige zwischen 18 und 40 Jahren ­können ein Typisierungs-Set zum Beispiel beim UKM per E-Mail anfordern. Per Post wird dann ein Set mit Teststäbchen, Erklärungen, einer Einverständnis­erklärung und Rücksendeumschlägen zugeschickt.