Mit Politik gegen Übergewicht

Übergewicht und Adipositas haben in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Die WHO spricht von einer globalen Adipositas-Epidemie. Muss die Bundesregierung jetzt handeln?



Übergewicht und Adipositas sind noch gefährlicher als bisher angenommen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden steigt mit zunehmendem Gewicht. Bei übergewichtigen Menschen ist es im Vergleich zu Menschen mit Normalgewicht doppelt so hoch, bei schwer übergewichtigen Menschen sogar mehr als zehnfach höher als bei Normalgewichtigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine große Studie aus Europa und den USA.

Offener Brief an die Bundesregierung

In einem offenen Brief haben sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Verbraucherorganisation foodwatch jetzt gemeinsam an die Bundesregierung gewandt. Die Fachgesellschaften fordern darin die Politik auf, aktiv an der Prävention von Übergewicht und Adipositas mitzuwirken. Um Fehlernährung wirksam zu bekämpfen, müssten sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern, Aufklärung und Ernährungsbildung alleine reichten nicht.

Problem: Gesüßte Getränke
Mit Sorge sehen die Experten vor allem den Konsum gesüßter Getränke: Die Deutschen trinken durchschnittlich 84 l zuckergesüßte Getränke pro Jahr. In vielen anderen Ländern wurden bereits Sonderabgaben auf gesüßte Getränke eingeführt, deren Konsum daraufhin in einigen Ländern zurückging. Deshalb fordern die Fach- gesellschaften eine ähnliche Abgabe auch in Deutschland.

Die Akteure fordern von der Bundesregierung vier konkrete Maßnahmen:

  • eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Lebensmittelampel,
  • verbindliche Standards für die Schul- und Kitaverpflegung,
  • Beschränkung der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung sowie
  • steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen herzustellen.


Aktuelle Zahlen zeigen, dass bisherige Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht kaum gewirkt haben: Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hat die Zahl der übergewichtigen Kinder um 50 % zugenommen, die Zahl der adipösen Kinder hat sich verdoppelt. Bei den Erwachsenen gelten 67 % der Männer und 53 % der Frauen als übergewichtig oder adipös. Wul