Folsäure 5 mg, eine Tablette täglich“ – so stand es auf dem Rezept und mein Kunde wollte wissen, wofür er denn diese Tabletten einnehmen soll. Ich habe zwei einfache Sätze als Erklärung versucht. Unbefriedigend jedoch, denn Folsäure ist an vielen Stellen im Stoffwechsel wichtig und seine Bedeutung lässt sich nicht so einfach darstellen.
Folsäure aus der Nahrung
Folsäure ist notwendig für wichtige Abläufe im Zellstoffwechsel. Am besten wird es mit der Nahrung aufgenommen. Das Vitamin, das der Gruppe der B-Vitamine zugeordnet wird, kommt beispielsweise in Blattgemüse wie Spinat, aber auch in Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten vor. Steht die Gemüseauslage jedoch zu lange in der Sonne, wird das Vitamin zerstört. Vor allem aber schadet das Erhitzen bei der Zubereitung. Durch Kochen gehen allgemein 90 % der Folsäure in den Lebensmitteln verloren.
{{::tip::standard::Folsäure ist ein wasserlösliches Vitamin, das der Gruppe der B-Vitamine zugeordnet wird. Je nach Lebensphase benötigt der Erwachsene 300 bis 450 Mikrogramm Folsäure. Das entspricht 300 bis 450 µg Folsäureäquivalenten und damit 600 bis 900 µg Folat aus der Nahrung.::}}
Der Verzehr von Leber wäre auch eine gute Idee. Bereits 150 bis 200 g decken den Tagesbedarf. Doch vom regelmäßigen Genuss von Innereien wird abgeraten.
Im Lebensmittelregal finden Sie Salz, das mit Folsäure angereichert ist. Das klingt sinnvoll, doch darf es erst nach dem Kochen an die Speisen gegeben werden. Denn sonst zerstört das Garen die Folsäure. Weil aus den beschriebenen Gründen die Versorgung mit Folsäure über die Ernährung nicht immer erfolgreich ist, gibt es Folsäure als Tabletten zum Einnehmen. Aber für wen?
Wichtig in der Schwangerschaft
Der menschliche Körper benötigt Folsäure für die Entwicklung des Nervensystems und um rote Blutkörperchen zu bilden. Ganz wichtig ist Folsäure für den Aufbau der Erbsubstanz, der DNA. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure ist daher besonders in der Schwangerschaft, aber auch in der Stillzeit wichtig. Ein Mangel kann beim ungeborenen Kind zum offenen Rücken führen. Das ist ein Schaden an Gehirn und Rückenmark, an dem die meisten betroffenen Kinder im ersten Lebensjahr sterben. In der Embryonalentwicklung werden Gehirn und Rückenmark in den ersten vier Wochen angelegt. Eine Schwangerschaft ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bekannt, sodass nur die vorsorgliche bereits vor der Empfängnis schützt.
Nicht für jeden
Folsäure darf in seltenen Fällen nicht eingenommen werden, wenn Sie unter einer bestimmten Form der Blutarmut, der Megaloblastenanämie durch Vitamin-B12-Mangel, leiden. Aber beispielsweise auch nicht, wenn Sie ein Antibiotikum aus der Gruppe der Sulfonamide oder das Antiepileptikum Phenytoin einnehmen. Denn die genannten Medikamente können sonst nicht richtig wirken.
Um den Bedarf, der noch höher ist als vor der Schwangerschaft, decken zu können, sollen Schwangere Präparate mit 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen. Um das wahrscheinlich vorhandene Defizit rechtzeitig auszugleichen, sollten Frauen mindestens vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft damit beginnen.
Aber auch Nicht-Schwangere profitieren von der Folsäureeinnahme. Für den Abbau von Homocystein ist neben Vitamin B12 und B6 die Folsäure nötig. Klappt der Abbau nicht, weil Folsäure fehlt, steigt der Homocysteinspiegel. Ein erhöhter Homocysteinspiegel ist ein Risikofaktor für Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzinfarkt. Daher gibt es Tabletten, die diese drei Vitamine enthalten. Sie senken den erhöhten Homocysteinspiegel und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Folsäure und Arzneien
Manche Medikamente erfordern die Gabe von Folsäure. Nehmen Sie Methotrexat (MTX) etwa gegen Rheuma oder eine andere Autoimmunerkrankung ein, ordnet der Arzt häufig 24 oder 48 Stunden nach der Anwendung die Einnahme von 5 mg Folsäure an. MTX verhindert, dass Folsäure im Körper in ihre aktive Form umgewandelt wird. Bleibt sie inaktiv, fehlt sie im Zellstoffwechsel. Deshalb wird Folsäure erst wieder aufgefüllt, wenn das MTX seinen Dienst getan hat. Der Stoffwechsel funktioniert anschließend ganz normal weiter.
Einige Medikamente sorgen bei Dauereinnahme dafür, dass Folsäure im Darm schlecht resorbiert wird. Das Defizit, das durch die Ernährung entstanden ist, wird dadurch noch vergrößert. Hier kann die zusätzliche Einnahme von Folsäuretabletten nötig sein. Das ist zum Beispiel der Fall bei der Dauertherapie mit Furosemid zur Entwässerung, mit dem Antidiabetikum Metformin oder mit dem Wirkstoff Sulfasalazin gegen chronische Darmentzündungen.
Bei Frauen, die jahrelang die Verhütungspille nehmen, verstärkt sich ein ernährungsbedingter, unterschwelliger Folsäuremangel. Wer schwanger werden möchte, sollte unbedingt vorher das Folsäuredefizit ausgleichen und mindestens einen Monat vor der geplanten Schwangerschaft mit der Einnahme von 400 Mikrogramm Folsäure beginnen. Da nicht alle Babys geplant sind, ist die Einnahme von Folsäure parallel zur Pille eine sinnvolle Sache.
Lassen Sie sich beraten
Eine Ärztin oder ein Arzt können die Konzentration der Folsäure im Blut bestimmen und einen Mangel feststellen. Hochdosierte Präparate mit 5 mg können verordnet werden, sind aber auch ohne Rezept erhältlich. Folsäuretabletten gibt es in verschiedenen Stärken, in Kombination mit Jod oder Vitaminen. Lassen Sie sich bei Bedarf von Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt oder in der Apotheke beraten.
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