Mit Demenz in die Klinik

Krankenhäuser sind auf Patienten mit Demenz viel zu wenig eingestellt. Wie sich die Situation darstellt und welche Lösungsansätze es gibt, diskutierten Experten auf einer Fachtagung im St. Rochus-Hospital Telgte.

Krankenhäuser sind auf Patienten mit Demenz viel zu wenig eingestellt. Wie sich die Situation darstellt und welche Lösungsansätze es gibt, diskutierten Experten auf einer Fachtagung im St. Rochus-Hospital Telgte.

Traurig aber wahr: Wer heute einen an Demenz erkrankten Angehörigen zur Akutversorgung ins Krankenhaus gibt, bekommt ihn meist in einem körperlich und geistig schlechteren Zustand zurück. Versorgungsabläufe, Routinen und Umgebungsbedingungen im Krankenhaus sind nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet.

So sieht die Situation aus

„Die Hälfte aller Patienten im Krankenhaus sind 65 Jahre und älter.
10 bis 15 % der Patienten leiden nach konservativen Schätzungen an Demenz“, stellte Dr. Manfred Kolk, Chefarzt am Rochus-Hospital, die derzeitige Situation dar. Ärzte und Pflegepersonal seien auf diese Patienten jedoch wenig eingestellt.

Allein schon an der Ausbildung happere es, wie Prof. Dr. Ingo Füsgen von der Uni Witten-Herdecke erklärte. Ein Chirurg werde ausgebildet, die Hüfte auszuwechseln, nicht aber dem Menschen zu helfen. Und auch die Krankenpflegeausbildung sei auf das heutige Hauptklientel, nämlich den über 65-Jährigen, nicht ausreichend ausgerichtet.

Ein Problem im Klinikalltag stelle auch das häufig unruhige und abwehrende Verhalten von Demenzpatienten dar. Sie verlieren und verlegen Dinge, verweigern das Essen oder verirren sich auf den Stationen.

Demenzsensible Versorgung

Wie sich die Versorgung Demenzkranker in Akutkrankenhäusern verbessern kann, dazu gab Dr. phil. Susanne Angerhausen von der gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Projekte in Wuppertal einige ganz praktische Anregungen. Hilfreich seien Orientierungshilfen für die Patienten wie beispielsweise Beschilderungen an den Türen und gut lesbare Kalender oder Uhren an den Wänden.

Von Vorteil sei es, wenn die Aufnahme ins Krankenhaus beschleunigt und direkt auf der Station erfolge. Günstig sei es, wenn beim Aufnahmegespräch Angehörige dabei sind, die weitere Auskünfte über die Biografie und die Pflegesituation des Demenzkranken geben.

Ärzte und Pflegepersonal sind zunehmend gestresst. Nur 10 % der allgemeinen Krankenhäuser befassen sich mit der Situation von Demenzkranken im Krankenhaus. Prof. Dr. Ingo Füsgen zitierte zum Schluss seines Referates ganz treffend: „Das Thema Demenz ist in Krankenhäusern leider noch nicht richtig angekommen, die dementen Patienten sehr wohl.“ LHo

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in Wochenblatt-Folge 36/2012 auf Seite 109, unter anderem mit dem Beispiel der auf Demenzkranke eingestellten Station im St. Elisabeth-Krankenhaus im emsländischen Thuine.