Medikamente

Mit Arzneimitteln auf Reise

Am Urlaubsziel angekommen ist die richtige Lagerung von Arzneimitteln meist kein Problem mehr. Aber was passiert auf dem Weg dorthin?

Nicht alle Medikamente vertragen Temperaturen, wie sie im Kofferraum oder Gepäcknetz herrschen. Dazu gehören nicht nur Insuline, sondern auch manche Augentropfen oder Mittel, die zum Beispiel bei Rheuma oder chronischen Darmerkrankungen gespritzt werden. Doch wie lassen sich diese Medikamente sicher in den Urlaub transportieren?

Akkus halten einige Stunden kühl

Wer Arzneimittel mitnehmen muss, verwendet meist Kühltaschen mit Akkus, die einige Stunden vor Reiseantritt eingefroren werden müssen. Vorsicht ist geboten, weil Arzneimittel auf Temperaturschwankungen empfindlicher reagieren als die Lebensmittel, die sonst in der Kühltasche unterwegs sind. Einfrieren ist unbedingt zu vermeiden, weshalb der Akku nicht direkt mit der Packung in Kontakt kommen darf.

Legen Sie zum Beispiel ein kleines Handtuch dazwischen. Im Hochsommer halten die Akkus nur ein bis zwei Stunden die Temperatur auf dem Kühlschrankniveau von 2 bis 8 °C. Das reicht nicht für die Fahrt in den Urlaub. Und was ist bei einer Panne oder im Stau? Nachfrieren geht dort nicht.

Es gibt spezielle Kühltaschen

Auf dem Markt gibt es spezielle Kühltaschen für den Transport kühlpflichtiger Arzneimittel. Achten Sie darauf, dass diese bei Außentemperaturen von 20 bis 30 °C noch eine Kühlzeit von 11 bis 17 Stunden garantieren. Gleichzeitig darf darin auch nichts einfrieren. Hilfreich für den Kaufentscheid kann eine Beurteilung durch unabhängige Institute sein, wie dem TÜV Rheinland.

Im Auto können im Sommer aufgrund von Stau, Fahrpausen oder wenn die Klimaanlage nicht durchlaufen kann, schnell 60 °C erreicht werden. Insulin denaturiert dann und wird unwirksam. Am längsten bleibt es im Kofferraum und unter den Vordersitzen kühl. Dauert die Fahrt länger, sind elektrische Kühltaschen, die an den Zigarettenanzünder angeschlossen werden, eine Alternative. Sie kühlen jedoch nur auf etwa unter 15 °C gegenüber der Umgebungstemperatur herunter.

Arzneien gehören ins Handgepäck

Bei einer Flugreise kann es im Frachtraum so kalt werden, dass Arzneimittel einzufrieren drohen. Außerdem dauert es, bis nach der Landung der Koffer wieder verfügbar ist. Womöglich trifft er erst nach Tagen ein. Deshalb gehören Arzneimittel ins Handgepäck.

Für die Sicherheitskontrolle benötigen Reisende, insbesondere Diabetiker, eine mehrsprachige ärztliche Bescheinigung, dass alle Mittel und Materialien für den eigenen Bedarf mitgeführt werden. Das Formular kann beispielweise vom ADAC im Internet heruntergeladen und vom Arzt ausgefüllt werden.

Zollbestimmungen vor der Abreise klären

Eine amtsärztliche Bescheinigung benötigen Patienten, die Betäubungsmittel anwenden. Das können Schmerzmittel, Cannabis-Zubereitungen oder Methylphenidat-Tabletten sein.
Erkundigen Sie sich rechtzeitig, damit die Medikamente nicht vom Zoll beschlagnahmt werden.

Manche Fluggesellschaften ermöglichen nach vorheriger Anfrage, Arzneimittel im Bordkühlschrank zu transportieren. Nehmen Sie immer auch Umverpackung und Beipackzettel mit, damit Sie im Ausland alle Infos zur Verfügung haben. Packen Sie etwa doppelt so viel an Insulin und Teststreifen ein, wie Sie sonst benötigen. Ein Infekt, anderes Essen oder Klima können den Bedarf verändern.

Kühlung mittels Verdunstungskälte

Für Diabetiker gibt es pfiffige Insulin-Reisetaschen aus dem gleichen Material, das Feuerwehrleuten das Betreten brennender Gebäude ermöglicht. Die Taschen gibt es in verschiedenen Größen. Sie werden mit Wasser getränkt.

Durch die entstehende Verdunstungskälte bleibt ihr Inhalt bestenfalls um 18 °C kühl – über mehrere Tage und auch bei hohen Außentemperaturen. Lässt die Kühlung nach, wird die Tasche einfach wieder nass gemacht. Das funktioniert unabhängig von der Verfügbarkeit von elektrischem Strom zum Beispiel auf einer Trekkingtour.

Den Beitrag können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten der Ausgabe 27 vom 04. Juli 2019 im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben.

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