Misteltherapie bei Krebserkrankung?

Wer an Krebs erkrankt, fühlt sich etablierten Behandlungsmethoden oft ausgeliefert. Mancher Patient setzt auf ergänzende Naturheilverfahren wie die Misteltherapie. Was kann sie ausrichten?



„Eine Misteltherapie kann Erschöpfungszustände nach einer Chemo- oder Strahlentherapie lindern helfen“, erklärt Dr. Stephan Christoph, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie am Klinikum Weser-Egge. Für die Therapie werden Pflanzenextrakte der Weißbeerigen Mistel (Viscum album L.) verwendet.

Dieser pflanzliche Parasit nistet sich in Bäume ein. Er enthält Wirkstoffe wie Lektine, Viscotoxine und Flavonoide, die schon vor etwa 100 Jahren in der Behandlung von bösartigen Tumoren eingesetzt wurden. Mit ihrer Hilfe sollen das Wachstum der Krebszellen gehemmt und das Immunsystem positiv beeinflusst werden. Doch der Nutzen einer solchen Behandlung ist unter Wissenschaftlern umstritten.

Befindlichkeit bessert sich

„Der deutlichste Effekt ist die Besserung der Befindlichkeit des Patienten sowie deren körperliche Kräftigung“, erklärt der Facharzt für Strahlentherapie. Bei Krebspatienten wirke die Therapie auch bei Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schmerzen. Auch steigere die Therapie mit Mistelpräparaten die körperliche Aktivität.

Wer zahlt?
Die Kosten für eine Misteltherapie übernehmen gesetzliche Krankenkassen nicht immer. Eine Erstattung sollte daher vorab bei der Kasse erfragt werden.

Gleichzeitig warnt der Mediziner: „Die Misteltherapie ersetzt nicht die konventionelle Krebsbehandlung wie Operation, Strahlen-, Chemo- oder Hormontherapie.“ Sie könne aber ergänzend dazu durchgeführt werden.

Nicht für alle Patienten geeignet

Wer schwanger ist, an Allergien oder Entzündungen wie Rheuma leidet, muss auf eine Misteltherapie verzichten. Das gilt auch für Patienten, deren Immunabwehr zum Beispiel aufgrund einer Organtransplantation nicht gesteigert werden darf. Auch Patienten mit Lymphomen oder einem Hirntumor sollten keine Misteltherapie erhalten. LHo

Einen ausführlichen Bericht mit den persönlichen Erfahrungen einer Brustkrebspatientin lesen Sie in Wochenblatt-Folge 42/2017.