Gesundheit beschäftigt Katholikentag in Münster

Menschen tun Menschen gut

Landlust – Stadtfrust: Was hält die Seele gesund bei Ärztemangel, Nachwuchssorgen und Einsamkeit? Auf dem Katholikentag war das ein Thema im Zeltdorf der KLJB und KLB im Bistum Münster.

Auf begrenztem Raum zusammenleben und doch isoliert sein – das macht Menschen stressempfindlicher und krank. Und es erklärt, warum Depressionen und Angsterkrankungen in städtischen Ballungsgebieten viel häufiger vorkommen als auf dem Lande. Experten wie Prof. Dr. Mazda Adli aus Berlin sprechen dann von sozialem Stress.

„Sich zugehörig fühlen ist das beste Antidot gegen soziale Isolation“, sagt der Mediziner. Am vergangenen Freitag war der Stressforscher zusammen mit weiteren Experten ins Zeltdorf der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) und Katholischen Landvolkbewegung (KLB) gekommen, um sich den Fragen von Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen zu stellen.

Ehrenamt wird wichtiger

Vielen Städtern fehlt das Gefühl von Zugehörigkeit. Auf dem Land funktioniert das soziale Miteinander und das „Sich-um-den-anderen-Kümmern“ häufig noch besser, wie Theresa Mehring, Diözesanvorsitzende der KLJB Münster, veranschaulichte. Doch was, wenn immer mehr junge Leute das Dorf verlassen und die alten Menschen zurückbleiben? Die Gefahr, dass Menschen vereinsamen und in Anbetracht von Ärzte- und Pflegemangel nicht mehr so gut versorgt werden, steigt.

Warten, bis sich andere küm­mern und einem geholfen wird, davon hält Krankenhausseelsorger Hans-Jürgen Ludwig aus Haltern nicht viel und setzt unter anderem auf ehrenamtliches Engagement. Doch Ehrenamtliche müssten auf ihre Aufgabe gut vorbereitet sein. So bildet er seit Jahren ehrenamtliche Seelsorger aus, die sich um kranke und einsame Menschen kümmern.

„Menschen tun Menschen gut“, brachte es Dr. Eckart von Hirschhausen auf den Punkt. „Man muss Leuten die Angst nehmen, dass sie komplett vereinnahmt werden“, sagte der Mediziner. Um nicht überfordert zu werden, könne beispielsweise ein Stundenkontingent vereinbart werden.

Demenznetzwerke bilden

Von Überforderung ist häufig auch die Rede, wenn es um die Betreuung von demenzerkrankten Angehörigen geht. Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann ist Arzt und Versorgungsforscher aus Greifswald. Sich Hilfe und Unterstützung für die häusliche Versorgung zu holen, sei wichtig. Ansprechpartner seien beispielsweise Selbsthilfegruppen der Alzheimergesellschaft und professionelle Einrichtungen wie Pflegedienste.

Gleichzeitig motivierte er dazu, regionale Versorgernetzwerke für Demenz zu bilden. Diese Netzwerke sind ein Verbund verschiedener, fachübergreifender Institutionen aus dem Gesundheitswesen. Sie sollen pflegenden Angehörigen in der Region einen Überblick über vorhandene Unterstützungsangebote liefern und so die Versorgung von Menschen mit Demenz verbessern. Nähere Informationen über konkrete Maßnahmen und darüber, wie die Netzwerke aufgebaut, finanziert und betrieben werden, sind zu finden auf der Webseite: demenznetzwerke.de.


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