Wie alle Kreuzblütler enthält Meerrettich Senfölglykoside, auch Glucosinolate genannt. Das sind schwefel- und stickstoffhaltige Substanzen, die aus Aminosäuren gebildet werden. Es gibt ungefähr 120 verschiedene Glucosinolate. Sie kommen in Mitteleuropa ausschließlich in der Familie der Kreuzblütler vor.
Heilkundlich wird ihre Wirkung gegen Infektionen genutzt. Senfölglykoside aus Meerrettich und Kapuzinerkresse kommen in Drageeform zur Behandlung und Vorbeugung von Atemwegserkrankungen und Harnwegsinfekten zum Einsatz. Da sie keinen konzentrierten Pflanzenextrakt enthalten, sondern pulverisiertes Pflanzenmaterial, ist die Anzahl der einzunehmenden Dragees ziemlich hoch. Denn es muss ja die wirksame Dosis an Inhaltsstoffen erreicht werden.
Meerrettich im Einsatz gegen Infekte
Da unterscheiden sich die Phytotherapeutika von chemischen Antibiotika, wo je nach Wirkstoff schon wenige Milligramm ausreichen.
{{::tip::standard::Aus Meerrettich und Honig lässt sich ein antibakteriell wirkender Hustensirup herstellen. Dazu die gewünschte Menge an Wurzel schälen, fein reiben und mit der doppelten Menge flüssigen Honigs in ein Schraubglas füllen. Alles etwa 24 Stunden ziehen lassen. Anschließend den Sirup durch ein Sieb in ein sauberes Schraubglas filtern und kühl aufbewahren. Bei einer Erkältung davon dreimal täglich einen Löffel einnehmen.::}}
Die Glucosinolate konkret als pflanzliche Antibiotika, also Mittel gegen bakterielle Infektionen, zu bezeichnen, wäre überzogen. Die antimikrobielle Wirkung ist jedoch wissenschaftlich belegt.
Kapuzinerkresse etwa wirkt im Reagenzglas (in-vitro) wegen ihres Inhaltsstoffs Benzylsenföl bakteriostatisch, virustatisch und antimykotisch. Das heißt, wenn entsprechende Konzentrationen erreicht werden, hemmt sie die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen.
Das gleiche gilt für die Senföle aus der Meerrettichwurzel. Hier ist mit 90 % der wichtigste Inhaltsstoff des ätherischen Öls das Allylsenföl und das Phenylethylensenföl. Bei entsprechend hoher Dosierung kann Meerrettich sogar bakterizid, also Bakterien abtötend wirken.
Werden beide Pflanzen kombiniert, erreichen sie ein breites Wirkungsspektrum gegenüber 13 verschiedenen Bakterienstämmen. Aufgrund wissenschaftlicher Versuche liegt eine Wirksamkeit auch gegen Krebserkrankungen nahe, jedoch fehlt der Nachweis am Menschen.
Erst gerieben wird Meerrettich richtig scharf
Im Meerrettich werden die Senföle in besonderen Zellen gebildet und dort an Zuckermoleküle angelagert. Daher rührt der Name Senföl-Glykoside oder Gluco-Sinolate. In den Nachbarzellen lagert das Enzym Myrosinase, das die Bindung mit dem Zuckermolekül spalten kann und das Senföl freisetzt.
Durch feines Reiben der Meerrettichwurzel wird das pflanzliche Gewebe zerstört. Die strikte Trennung von Enzym und dessen Substrat wird aufgehoben. Die Myrosinase erhält Zugang zum Senfölglykosid, der Zucker wird abgespalten und das scharf riechende und schmeckende Senföl freigesetzt.
Wenn also ein Fraßfeind des Meerrettichs, zum Beispiel eine Wühlmaus anfangen würde, die Wurzel anzuknabbern, hätte sie den gleichen Effekt ausgelöst. Ihr schössen die Tränen in die Augen, und sie würde sich nie wieder am Meerrettich versuchen.
Erfahren Sie etwas zur Botanik von Meerrettich
Meerrettich bildet eine imposante Staude mit riesigen, bis zu 1,50 m hohen Blättern. Sie sprießen aus einer dicken, fleischigen Wurzel, die im Spätherbst geerntet werden kann. Wird sie angeschnitten oder zerkleinert, riecht sie stechend und schmeckt scharf. Deshalb wird sie, frisch gerieben oder im Gläschen aus dem Lebensmittelladen, gern zu Fisch- und Fleischgerichten verzehrt.
Die Blüten, die im Mai bis Juli erscheinen, weisen 4 weiße, 5 bis 7 mm lange Kronblätter auf, die in langen Blütenständen stehen und im Herbst zu kleinen Schötchen abreifen. Die Anzahl der Blütenblätter und die Schoten als Fruchtform sind untrügliche Merkmale für die Zugehörigkeit des Meerrettichs zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Damit ist Meerrettich verwandt mit Radieschen, Senf, Kapuzinerkresse und allen Kohlarten.
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