Demenz

Lebensabschnitt mit Martha

Martina Bergmann ist Buchhändlerin und Autorin. Über ihr Leben mit einer an Demenz erkrankten alten Dame hat sie ein Buch geschrieben: autobio­grafisch, kritisch, witzig – einfach besonders, so wie die Romanfiguren selbst.

Martha, die im wirklichen Leben anders heißt, ist eigen und normwidrig. Das war sie wohl schon immer. Lebte sie doch über 40 Jahre mit Heinrich, einem Hochschulprofessor aus Bielefeld auf einem spartanisch ausgestatteten kleinen Kotten in dörflicher Umgebung.

Allein ihr unkonventioneller Lebensstil und widerspenstiger Geist wären schon Stoff genug für einen Roman. Doch in dem Buch von Martina Bergmann mit dem Titel „Mein Leben mit Martha“ geht es um weitaus mehr, denn Martha wird dement.

Demenz betrifft bundesweit 1,8 Mio. Menschen

Damit zählt sie zu den bundesweit rund 1,8 Mio. Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. Rund 80 % von ihnen werden durch Ange­hörige – meist Familienmitglieder – versorgt und begleitet.

Martina Bergmann, Buchhändlerin und Verlegerin aus Borgholzhausen, hat einige Jahre mit Martha zusammen­gelebt und darüber ein Buch geschrieben.

Das Besondere an der Geschichte ist, dass die beiden Frauen kein verwandtschaftliches Verhältnis verbindet. Sie kannten sich vor wenigen Jahren nicht einmal. Vielmehr hat die Autorin Martha sozusagen vererbt bekommen – von Heinrich, dem Lebensgefährten von Martha. Der taucht eines Tages mit seinem weißen Rennrad vor dem kleinen Buchladen von Martina Bergmann auf.

Vorbehalte gegenüber Demenzerkrankung

„Anfangs hatte ich Martha gegenüber Vorbehalte. Ich kannte sie und auch das Krankheitsbild einer Demenz nicht gut“, sagt Martina Bergmann. Schon damals zeigt die 79-Jährige typische Symptome der Vergesslichkeit und auffällige Verhaltensweisen. Sie ist stets beschäftigt und das meist völlig sinnfrei – zumindest wenn man es nach gängigen Kriterien betrachtet.

Sie geht mit Kaffee­tassen spazieren, kauft ein, ohne zu bezahlen, oder bestellt ein Taxi, um nach Moskau zu fahren. Sie lebt in ihrer eigenen Welt mit Plüschtieren, hat aber immer wieder auch klare Momente.

Ehrenamtliche Betreuung für Demenzerkrankte

Über Heinrich und seine Krebs­erkrankung wird der Kontakt zu Martha intensiver. Bald ist klar, dass der 85-Jährige nicht mehr lange zu leben hat und Martha eine rechtliche Betreuung benötigt.

Martina Bergmann übernimmt die ehrenamtliche Betreu­ung für die Bereiche der Gesund­heitsfürsorge und Auf­enthaltsbestimmung. Fortan lebt sie mit Martha in ­einer Art Wohngemeinschaft.

Martha ist nicht nur dement, sondern auch speziell. Wehe sie fühlt sich in die Ecke gedrängt oder ist verängstigt. Dann wird sie schon mal aggressiv, beschimpft auf das Äußerste und randaliert, wie Martina Bergmann es in ihrem Buch immer wieder auf heitere Art beschreibt.

So erlebt sie mit der an Demenz erkrankten alten Dame zahlreiche skurrile und mitunter lustige Situationen. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lebensweise der beiden Frauen auf Außenstehende befremdlich wirkt und die Betreuung durch Martina Bergmann mitunter argwöhnisch beäugt wird...

Buchtipp:
„Mein Leben mit Martha“ - von Martina Bergmann, Eisele Verlag, ISBN 978-396161-053-2, 224 Seiten, 18 €.

Den vollständigen Beitrag können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben in der Folge 17 vom 23. April 2020.

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