Künstlicher Darmausgang

Leben mit einem Stoma

Ist der Darm krank oder verletzt, kann ein künstlicher Darmausgang notwendig sein. Patienten müssen sich fortan auf einiges einstellen.

Ein Tumor, eine chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcersoa, aber auch neurologische Erkrankungen, Inkontinenz oder Verstopfung sowie Verletzungen – es gibt viele Gründe, warum ein künstlicher Darmausgang gelegt werden muss. Betroffene haben daran häufig zu „knacksen“. Nicht nur die Diagnose und der operative Eingriff kosten viel Kraft. Ein Kunstafter auf der Bauchdecke verändert auch das Lebensgefühl nachhaltig. Betroffene sind jedoch nicht allein. „In Deutschland leben etwa 160  000 Menschen mit einem Stoma“, sagt Prof. Dr. Matthias Brüwer, Leiter des Darmzentrums am St. Franziskus-Hospital Münster.

Experten wie er wägen immer genau ab, ob ein solch chirurgischer Eingriff tatsächlich notwendig ist. Denn außer der psychischen Belastung müssen Patienten auch mit Komplikationen rechnen. Prof. Dr. Matthias Brüwer zählt dazu beispielsweise den Bauchwandbruch. Wird bei der Anlage des Stomas der Darm durch den Bauchmuskel geleitet, kann es in diesem instabilen Bereich später eher zu einen Bruch kommen. „Derartige Probleme treten meist in den ersten zwei Jahren nach der Stomaanlage auf und sind nicht immer zu vermeiden“, erklärt der Chirurg. Faktoren wie beispielsweise Übergewicht, Verstopfung, Alter, chronische Lungen­erkrankungen, Schwangerschaft oder Gewebeschwäche begünstigten derartige Beeinträchtigungen.

Was ist Stoma?

In der Medizin nennt man einen künstlichen Darmausgang Stoma oder Anus Praeter. Ein Stoma kann vorübergehend oder dauerhaft angelegt sein. Bei dem operativen Eingriff legt der Chi­rurg erkrankte Abschnitte des Darmes „still“ oder entfernt sie. Den gesunden Teil des Darmes leitet er durch die Bauchdecke nach außen.

Den oberen Abschnitt des Darmes stülpt er einmal von innen nach außen und näht ihn an der äußeren Bauchdecke fest. Der Stuhl wird dann nicht mehr über den After, sondern über den künstlich angelegten Darmausgang geleitet. Um die Austrittsstelle herum wird eine hautschützende abdichtende Basisplatte mit einem Auffangbeutel befestigt, der regelmäßig zu entleeren ist. Moderne Materialien besitzen einen Luftfilter, der Gerüche neutralisiert.

Hilfe durch Stomatherapeut

Im Vorfeld einer Operation lässt sich späteren Komplikationen aber auch vorbeugen. Dazu zählen zum Beispiel Hautirritationen durch eine schlecht gewählte Lage des Stomas. Damit später kein Hosenbund stört und die Stomaversorgung nicht in der Bauchfalte liegt, lässt sich der Sitz des künstlichen Darmausgangs vorab im Liegen, Stehen und Gehen ausprobieren.

Nach der Operation wird der Stuhl durch den künstlichen Ausgang ausgeschieden und in einem Beutel aufgefangen, der auf der Bauchdecke fixiert wird. Der Umgang mit dieser Stoma-Versorgung muss eingeübt werden. In der Klinik wird den Patienten dazu vor und nach der Operation ein Stomatherapeut zur Seite gestellt.

Dieser kontrolliert den Heilungsprozess, informiert über Versorgungssysteme und unterstützt dabei, diese anzulegen. Er hilft aber auch in alltäglichen Belangen weiter, die beispielsweise Kleidung, Hobbys, Sport, Reisen, Sexualität sowie Schule oder Arbeit betreffen. Nach dem Klinikaufenthalt kommt ein Stomatherapeut zur Nachsorge auch nach Hause.

Essen und trinken

Viele Patienten treibt auch die Frage, ob sie mit dem Stoma noch alles essen dürfen. Zu Beginn ist es normal, dass nicht alle Speisen gleich gut vertragen werden. „Führen Sie ein Ernährungstagebuch und lernen Sie, welche Lebensmittel Ihnen gut tun und welche nicht“, erklärt Diätassistentin Mechtild Waller vom St. Franziskus-Hospital Münster.

Fünf- bis sechs Mahlzeiten täglich werden empfohlen. Die Speisen sollten fettarm und schonend gegart und gut gekaut werden. Wichtig ist es, sich so beschwerdefrei wie möglich zu ernähren. Getränke sollten generell wenig Kohlensäure enthalten. Patienten mit einem künstlichen Dünndarmausgang verlieren relativ viel Flüssigkeit. Sie sollten daher täglich 2 bis 3 l trinken. Das Gleiche gilt bei einem künstlichen Dickdarmausgang, wenn nur ein kleiner Teil des Dickdarms vorhanden ist.

Beschwerden lässt sich vorbeugen

Bei Beschwerden sollte stärker auf die Auswahl der Nahrungsmittel geachtet werden.

Entzündungen: Meiden Sie Alkohol, saure und scharfe Le­bensmittel. Trinken Sie verdünnte Säfte im Verhältnis von 1 zu 5 Teilen Wasser.


Üble Gerüche: Bevorzugen Sie Nahrungsmittel wie Blattsalat, Spinat, Heidel- und Preiselbeeren, Sauermilchprodukte, Weizenkleie und Leinsamen.


Blähungen: Konsumieren Sie vermehrt Heidel- und Preiselbeeren sowie Gewürze wie Kümmel, Anis, Fenchel, Zimt, Ingwer, Pfefferminze und Kamille.

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