Lungenkrebs

Lange unentdeckt

Lungenkrebs verursacht im frühen Stadium der ­Erkrankung kaum Beschwerden. Daher schreitet er oft unbemerkt fort. Das hat Folgen für die Therapie.

Trockener Husten und Auswurf – bei diesen Beschwerden denkt kaum einer an Lungenkrebs. Die Krankheitsanzeichen sind unspezifisch, könnten also auch auf eine verschleppte Erkältung oder eine andere Erkrankung hinweisen. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen, wie sie gesetzliche Krankenkassen für andere Tumorerkrankungen wie beispielsweise für Brust- oder Darmkrebs anbieten, gibt es für Lungenkrebs nicht. Oft bleibt eine bösartige Tumorerkrankung am Atmungsorgan daher unerkannt.

„Das Hauptproblem ist, dass weitere Beschwerden, wie ungewollter Gewichts- und Appetitverlust oder das Husten von Blut, meist erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auftreten“, erklärt Dr. Jan Groetzner, Leiter des Lungen­krebs­zentrums Münster/Münsterland am Clemenshospital in Münster. Auch Schmerzen und Luftnot können einen Hinweis darauf geben. „Die höchste Chance auf Heilung besteht allerdings im Frühstadium der Erkrankung“, sagt der Facharzt für Herz- und Thoraxchirurgie.

Therapie ist individuell

Nach Schätzungen des Robert ­Koch-­Instituts erkranken in Deutschland jährlich rund 55  300 Menschen neu an Lungenkrebs. Damit gehört die Erkrankung zu den am häufigsten diagnostizierten Krebsarten. Männer und Frauen erkranken im Mittel mit etwa 70 Jahren. Weil die Patienten in diesem Alter häufig schon Begleit­erkrankungen haben, ist die Therapie des Lungenkarzinoms meist erheblich eingeschränkt.

Welche Therapie im Einzelnen angewandt wird, ist individuell ganz unterschiedlich, sagt Mediziner Groetzner. Wenn möglich und sinnvoll entfernt der Chirurg den Tumor operativ. Mittels einer Strahlentherapie wird versucht, vorhandene Krebszellen abzutöten. In der Chemotherapie werden Medikamente verabreicht, die die Teilung der Zellen hemmen. Für einzelne Patientengruppen kommen auch weitere Therapien in Betracht wie etwa eine Antikörpertherapie, eine Immuntherapie oder eine molekulargenetische Therapie.

Erst Tumorart feststellen

Wie gut sich der Lungenkrebs therapieren lässt, hängt entscheidend von der Art, Größe und Lage des Tumors ab sowie vom Allgemeinzustand und Alter des Patienten. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems etwa oder ein Diabetes erschweren den Genesungsverlauf. Patienten sind daher in einem Lungenkrebszentrum oft am besten aufgehoben.

Kliniken

Eine Liste zertifizierter Kliniken mit dem Schwerpunkt „Behandlung von Lungenkrebs“ finden Sie im Internet unter: www.oncomap.de


Hier arbeiten Spezialisten aus unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen zusammen und planen den Behandlungsablauf. Für die Therapie ist es wichtig zu wissen, um welche Art von Tumor es sich handelt und wie weit sich dieser ausgebreitet hat. Um das festzustellen, wird unter anderem eine Gewebeprobe gewonnen und anschließend analysiert. Lungentumore werden grob in zwei Hauptformen eingeteilt:

Das kleinzellige Lungenkarzinom ist aggressiver und wächst schneller. Weil es bei der Diagnose oft schon Tochtergeschwulste gebildet hat, kommt eine Operation meist nicht infrage. Allerdings reagiert das kleinzellige Karzinom empfindlicher auf eine Chemotherapie, sodass meist eine Behandlung mit Zytostatika und eine Strahlentherapie erfolgt.

Etwa 85 % der Patienten sind an einem nicht kleinzelligen Lungenkarzinom erkrankt. Diese Lungentumore wachsen langsamer und können aus verschiedenen Zell­typen entstehen. Die häufigsten Unterformen sind das Plattenepi­thelkarzinom, das Adenokarzinom sowie das großzellige Karzinom.

Strahlentherapie möglich

Entscheidend für die Therapie ist jedoch nicht der Zelltyp, aus dem sie entstanden sind, sondern wie weit sich der Tumor bereits im Körper ausgebreitet hat. Für die Therapie werden die Tumoren daher in vier Stadien unterteilt: In den Stadien I und II sind die Tumoren allgemein lokal begrenzt. Im Sta­dium III ist der Tumor lokal fortgeschritten und im vierten Stadium hat der Krebs in andere Organe gestreut. Dann ist der Lungenkrebs nicht mehr zu heilen. Dennoch stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um den Krebs einzudämmen und möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erhalten.

Stefan Könemann ist Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie am Clemenshospital in Münster und setzt die Strahlentherapie in jedem Stadium der Erkrankung ein. „Im frühen Stadium lässt sich die Strahlentherapie häufig auch heilend als Alternative zur Operation einsetzen“, sagt er. Immer präziser werdende und schonende Strahlentherapien brächten aber auch in anderen Stadien der Erkrankung gute Erfolge.

Rauchfrei werden

Rauchen gilt nach wie vor als Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs. Etwa 85 % aller Menschen, die an Lungenkrebs sterben, sind Raucher. Doch für ein Aufhören ist es nie zu spät, denn Rauchen wirkt sich auch unmittelbar auf die Krebstherapie aus, wie Dres. Christiane Specht, Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie am Clemenshospital, erklärt.

Bei operierten Rauchern kommt es vermehrt zu Wundheilungsstörungen, Komplikationen und längeren Klinikaufenthalten. Bei Rauchern spricht auch eine Chemo- und Strahlentherapie schlechter an und es treten verstärkt Nebenwirkungen auf wie beispielsweise Infektionen oder ein Verlust des Geschmackssinns. Das alles ­bewirkt, dass sich mehr Tochter­geschwulste bilden und sich die Lebensqualität verschlechtert.

Maßnahmen, um vom Nikotin loszukommen, sind also allemal sinnvoll. Wer meint, dabei auf E-Zigaretten umsteigen zu können, irrt. „Sie sind keine Alternative, da nach neueren Studien Nikotin schon allein krebserregend sein kann“, erklärt Expertin Christiane Specht. Sie empfiehlt die Anwendung von Ersatzpräparaten wie Nikotinpflaster, -spray, -kaugummi oder Inhaler über mindestens acht Wochen.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus, könne auch eine Tablettentherapie mit Wirkstoffen wie Bupropion oder Vareniclin versucht werden. Die Präparate müssen acht bzw. zwölf Wochen eingenommen werden. Doch auch sie sind nicht frei von Nebenwirkungen, stellen aber das kleinere Übel dar.


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