Schulmilch

Landfrauen zeigen, wie Frühstück geht

Sie sind überzeugt davon, dass jedes Kind ein gutes Frühstück braucht. Deshalb gehen Landfrauen in NRW in Schulen und zeigen vor Ort, wie ein gesundes Frühstück mit Obst und Milch aussehen kann – seit nunmehr 20 Jahren.

Vor 20 Jahren wurde in NRW der Grundstein für das Engagement der Landfrauen an den Schulen gelegt. Damals kamen mehrere glückliche Umstände zusammen. Entstanden ist ein Konzept, das bundesweit einzigartig ist.

Gemeinsame Idee von Ministerium und Landfrauen

Die NRW-Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn setzte sich im Jahr 1999 dafür ein, Einkommensalternativen für Frauen auf dem Land zu schaffen. Gleichzeitig war ihr die Ernährungsbildung an den Schulen ein Anliegen. So entstand die Idee, die Landfrauen an die Schulen zu holen.

Etwa zur gleichen Zeit hatte die Landfrau Maria Lösing aus Vreden im Kreis Borken ebenfalls die Idee, dass Landfrauen an die Schulen gehen sollten, um den Schülern Ernährungskompetenzen zu vermitteln. Sie wandte sich an die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. und rannte dort offene Türen ein.

Projekt sollte den Schulmilchabsatz fördern

Den Auftrag der Ministerin Bärbel Höhn im Rücken, entwickelte Iris Venus von der Landesvereinigung gemeinsam mit Maria Lösing ein Konzept. Ziel war es zum einen, Schulen über das EU-Schulmilchprogramm aufzuklären, denn dies war an vielen Schulen in Vergessenheit geraten, erklärt Iris Venus. Zum anderen wollten sie Schüler, aber auch Lehrer und Eltern, an Obst, Gemüse und Milch im Gesamtkontext einer gesunden Ernährung heranführen.

Seitdem haben inzwischen über 50 Landfrauen zirka 7500 Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen in NRW besucht. Sie führten etwa 13  300 Unterrichtseinheiten durch und erreichten damit rund 330  000 Schüler.

Einkommensalternative für Frauen auf dem Land

Cornelia Langreck aus Rheda-Wiedenbrück ist eine der Landfrauen, die von Anfang an mit großem Engagement dabei ist. Für die 52-Jährige ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Gleichzeitig stellt es eine Einkommensalternative dar, die sich gut mit ihrer Familie und der Arbeit auf dem Schweinemastbetrieb vereinbaren lässt. Ein großer Vorteil ist für sie, dass sie die Einsätze weitgehend selbst organisieren kann. Für ihre Arbeit bekommt sie ein Honorar von 16,50 € pro Stunde.

Voraussetzung für die Tätigkeit an den Schulen war, dass sie die Fortbildung zur Botschafterin für heimische Agrarprodukte an der Landwirtschaftskammer absolviert hatte. Diesen Kurs gibt es heute nicht mehr. Alternativ bietet die Kammer den Qualifizierungslehrgang zur Fachfrau für Ernährungs- und Verbraucherbildung an, der jetzt als Voraussetzung gilt.

Lernen, Kochen und Bewegen

Jede Schule in NRW kann einmal im Jahr von einer geschulten Landfrau besucht werden. Dabei haben die Schulen die Wahl zwischen verschiedenen Elementen. Grundbaustein ist eine zweistündige Unterrichtseinheit. Dabei erklärt die Landfrau den Schülern, warum ein gesundes Frühstück wichtig ist und wie es aussehen kann. Anschließend stellen sie gemeinsam zum Beispiel Brotgesichter her.

Alternativ gibt es „Lottes Bewegungspause“. Dabei motiviert das Maskottchen Kuh Lotte die Schüler zu einfachen Bewegungsübungen.

Relativ neu ist das Element „Kinder lernen kochen“. Dafür bringt die Landfrau eine mobile Küche mit in die Schule. Gemeinsam mit den Kindern stellt sie einfache Gerichte, wie Milchreis und Wraps, her.

Neben der Arbeit mit den Kindern binden die Landfrauen auch die Lehrer und Eltern in ihre Aktivitäten mit ein. Sie nehmen zum Beispiel an Lehrerkonferenzen und Elternabenden teil.

Ministerium finanziert das Projekt

Zunächst wurde das Ernährungsbildungsprogramm gemeinsam vom Ministerium, den Schulmilchlieferanten und der Agrarmarketing-Organisation CMA getragen. Heute liegt die Finanzierung zu 100 % beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW.

Das Projekt ist eng an das EU-Schulmilchprogramm geknüpft. Zum Schuljahr 2018/19 wurde das Schulmilchprogramm in NRW mit dem Schulobst-Programm zusammengeführt zum jetzigen NRW-Schulprogramm. Seitdem sind die teilnehmenden Schulen verpflichtet, ein pädagogisches Begleitprogramm in Zusammenarbeit mit den Landfrauen durchzuführen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Durch den Kakao gezogen

Schulmilch in der Diskussion

von Ursula Wulfekotte

Die Organisation foodwatch hat mit einer Petition gegen gezuckerte Schulmilchprodukte eine Diskussion losgetreten. Im Zentrum steht die Frage, ob Kakao Kindern gut tut oder ihnen schadet. Es geht...


Mehr zu dem Thema