Kritik an den DGE-Empfehlungen

Die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gelten als Maßstab für die gesunde Ernährung. Experten zweifeln diese Empfehlungen jedoch an. Sie halten Sie für veraltet und zum Teil widerlegt.

Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung stehen seit einiger Zeit in der Kritik. Experten bemängeln, dass sich die Regeln nur an gesunde Menschen richten und ihnen zum Teil veraltete und inwischen widerlegte Annahmen zugrunde liegen.

Wenn es um Fragen der Ernährung geht, ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die erste Anlaufstelle. Sie gibt die offiziellen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung heraus, an der sich Krankenkassen, aber auch die Verantwortlichen für die Verpflegung in Seniorenheimen, Kitas und Schulen orientieren. Worauf die Empfehlungen der DGE fußen, ist allerdings nicht immer nachvollziehbar. Zum Teil liegen ihnen sehr alte Daten zugrunde. Deshalb gibt es seit einiger Zeit Kritik an den Empfehlungen.

Abkehr von den starren Empfehlungen

Befeuert wird diese Kritik nun von zwei Fachfrauen für Ernährung, die sich in einem offenen Brief an die DGE-Präsidentin Ulrike Azevedo wenden, meldet das Deutsche Ärzteblatt online. Birgit Blumenschein, Diätassistentin und Diplom-Medizinpädagogin, und Daniela Kluthe-Neis vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft der qualifizierten Ernährungstherapeuten und Ernährungsberater (QUETHEB) appellieren darin an die Präsidentin, ihre Empfehlungen zur Prävention auszuweiten.

Derzeit empfiehlt die DGE präventiv eine Zusammensetzung der Nahrung aus 10 bis 55 % Eiweiß, 30 % Fett und 55 bis 60 % Kohlenhydrate. Diese Empfehlungen seien ausschließlich für Gesunde konzipiert, was nicht dem Großteil der Schulungsklientel in der Ernährungsberatung entspreche, argumentieren die Expertinnen.

Regeln gelten für die Mehrheit der Deutschen nicht

In der Ernährungsberatung sind die Berater aber an die Vorgaben der DGE gebunden. Denn damit die Kurse von den Krankenkassen bezahlt oder bezuschusst werden können, muss das Schulungskonzept durch die Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP) anerkannt werden. Die ZPP erkennt allerdings bisher nicht an, was nicht zu den Vorgaben der DGE passt.

Wenn sich die Empfehlungen der DGE nur an Gesunde richten, sind sie für den Großteil der Bevölkerung überflüssig, zum Beispiel für Menschen mit Übergewicht, erhöhten Blutfetten, Bluthochdruck und Insulinresistenz. Hier würden Nährstoffrelationen von 20 % Eiweiß, 40 % Fett und nur 40 % Kohlenhydrate benötigt, erklärt Daniela Kluthe-Neis.

Johannes Scholl, Vorsitzender der Deutschen Akademie für Präventivmedizin, geht in seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter: „Selbst für Gesunde sind die Empfehlungen nicht nur durch keine Evidenz begründet, sie sind inzwischen auch widerlegt.“ Wul