chronische Darmerkrankung

Kranker Darm, der es bleibt

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Sie können sich schon im Kindesalter bemerkbar machen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) entstehen nicht etwa aufgrund einer viralen oder bakteriellen Infektion. Vielmehr ist eine fehlgeleitete Immunreaktion des körpereigenen Immunsystems der Auslöser dafür. Zu den wichtigsten zählen die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn.

Typisch für Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa

  • Bei der Colitis ulcerosa ist, wie schon der Name besagt, der Dickdarm entzündet. Auffällig sind Geschwüre.
  • Beim Morbus Crohn können dagegen alle Abschnitte des Magen-Darm-Trakts befallen sein. Typisch ist dabei ein Wechsel zwischen gesunden Schleimhautabschnitten und dann wieder entzündlich veränderten Bereichen mit knotigen Veränderungen.

Die meisten Menschen erkranken im jungen Erwachsenenalter an einer CED. Leider kann sie auch schon im Säuglingsalter beginnen. Die Symptome unterscheiden sich bei Kindern von dem erwachsener Patienten, die meistens unter Durchfällen und Gewichtsabnahme leiden.

Das Beispiel von Marla verdeutlicht das. Im Alter von fünf Jahren wird dem Mädchen der entzündete Blinddarm entfernt. Als sie sieben Jahre alt ist, erkrankt die ganze Familie an einer Rotavirusinfektion mit akutem Brechdurchfall. Nach drei Tagen sind alle wieder gesund. Bis auf Marla. Sie erscheint im Laufe der kommenden Monate oft müde und erschöpft. Der Lehrerin fällt auf, dass sich das Kind schlecht konzentrieren kann. Auch verschlechtern sich die Schulleistungen.

Stuhltest weist auf chronische Darmentzündung hin

Eine Blutuntersuchung beim Kinderarzt ergibt nicht nur eine Blutarmut (Anämie). Auch die Werte der Thrombozyten im Blut sind erhöht, was auf eine chronische Entzündung im Körper hinweist. Durchfälle oder Bauchschmerzen hat Marla nicht. Da eine familiäre Belastung mit Colitis ulcerosa besteht – Marlas Mutter ist daran erkrankt – wird ein Calprotectintest aus dem Stuhl veranlasst.

Calprotectin ist ein Entzündung anzeigendes Eiweiß aus weißen Blutkörperchen. Es ist bei allen entzündlichen Erkrankungen des Darms erhöht. Das gilt sowohl bei infektiösen Ursachen als auch im Rahmen einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung.

Bei Marla ist der Calprotectinwert stark erhöht, was eine Entzündung des Darms beweist. In Stuhlkulturen werden jedoch keine Erreger gefunden. Das Mädchen kommt mit Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) in die Klinik. Hier werden eine Spiegelung von Speiseröhre und Magen sowie Dünn- und Dickdarm durchgeführt. Dabei werden auch Gewebeproben entnommen. Diese zeigen sowohl im oberen Darmtrakt als auch im Dickdarm entzündliche Knoten, die auf einen Morbus Crohn hinweisen.

So wird eine chronische Darmentzündung therapiert

Leider ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung nicht heilbar. Sie begleitet die Patienten ein Leben lang. Ziel ist es, den Krankheitsverlauf so zu beeinflussen, dass Kinder mit der Erkrankung unbeschwert leben und sich entwickeln können. Das setzt voraus, dass die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts komplett ausheilen kann.

Zunächst wird eine sogenannte Induktionstherapie durchgeführt, um die akuten Entzündung zu behandeln. Daran schließt sich die Erhaltungstherapie an. Beim Morbus Crohn im Kindesalter hat sich gezeigt, dass eine exklusive Ernährungstherapie mit Sondennahrung über acht Wochen gute Erfolge erzielt. Sie führt zu gleichwertigen oder sogar höheren Heilungsraten als eine medikamentöse Behandlung mit Steroiden.

Über Magensonde ernähren

Da manche Kinder den Geschmack nicht tolerieren, muss die Ernährung teilweise über eine Magensonde gegeben werden. Nach dieser Zeit wird stufenweise normale Kost wieder in den Speiseplan eingeführt. Weiterhin erhalten die Kinder aber noch täglich etwa 0,5 bis 1l als Sondennahrung. Das ist häufig wichtig, um den Therapieerfolge zu erhalten.

Das betroffene Kind und die Familie benötigen neben der ärztlichen Unterstützung auch Ernährungsberatungen durch Diätassistentinnen. Häufig ist auch eine psychologische Begleitung erforderlich.

Akzeptieren das Kind oder die Familie eine exklusive Ernährungstherapie mit Formulanahrung nicht, muss mit Steroiden, sprich Cortison, behandelt werden. Zur Erhaltungstherapie sind weitere immunsuppressive Medikamente wie Azathioprin oder Methotrexat (MTX) zugelassen.

Leider kann es bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen immer wieder zu Rückfällen kommen. Es handelt sich um chronische autoimmune Erkrankungen, die heute leider noch nicht heilbar sind.

Kommt es zu Komplikationen wie abgekapselten Eiteransammlungen (Abszesse) oder Verengungen im Darm aufgrund von vernarbtem Gewebe (Stenosen), muss manchmal sogar operiert und erkrankte Darmabschnitte entfernen werden.

Den Beitrag können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben in der Folge 41 vom 10. Oktober 2019

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