Vitamin D

Kinder sollten täglich UV-Licht tanken

Vitamin D ist wichtig für starke Knochen. Ein Mangel daran muss nur selten medikamentös ausgeglichen werden. Sind Kinder unterversorgt, ist das häufig ein Hinweis auf einen ungesunden Lebensstil. Das lässt sich ändern.

Säuglinge erhalten hierzulande in den ersten 12 bis 18 Lebensmonaten ein Vitamin-D-Präparat. Dies schützt sie vor Rachitis, einer Vitamin-D-Mangelerkrankung, die zur Knochenerweichung führt. In früheren Jahren zeigte sich dies oft an Verformungen der Beine als O- oder X-Beine.

Was aber ist mit der Altersgruppe der gesunden 2 bis 17 Jahre alten Kinder und Jugendlichen? Sollte Vitamin D bei ansonsten gesunden Kindern überhaupt bestimmt und, wenn der Spiegel erniedrigt ist, ergänzt werden? Die klare Antwort lautet nein.

Wann Vitamin D ergänzen?

Nur bei Kindern mit bestimmten Erkrankungen macht es Sinn, das Blut auf einen Vitamin-D-Mangel hin zu untersuchen und wenn nötig einen Mangel medikamentös auszugleichen. Das kann der Fall sein, wenn Störungen des Calcium-Phosphat-Stoffwechsels vorliegen oder bei chronischen Nieren-, Leber- oder Darmerkrankungen.

Auch wenn Medikamente eingenommen werden müssen, wie bestimmte Antiepileptika oder Steroide, macht eine Blutuntersuchung Sinn.

Probleme mit einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung haben oft auch Mädchen aus Kulturen mit mehr oder weniger strikter Körperverhüllung, wie das Beispiel der dunkelhäutigen Mali zeigt. Die 16-Jährige lebt seit fünf Jahren in Deutschland und klagt seit mehreren Monaten über Knochen- und Muskelschmerzen im gesamten Körper.

Laboruntersuchungen und Röntgenaufnahmen zeigen, dass ihre Knochen aufgrund eines massiven Vitamin-D-Mangels einen auffällig geringen Gehalt an Kalksalzen aufweisen. Mali erhält hoch dosiertes Vitamin D und zusätzlich Calcium. Das bessert rasch ihre Schmerzen und normalisiert allmählich die Dichte ihrer Knochen.

Lebensstil fördert Mangel

Aber auch bei gesunden Kindern und Jugendlichen kann es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen, wie die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) zeigt. Von 2003 bis 2006 wurde diese Studie durchgeführt, bei der mehr als 14  000 gesunde Jungen und Mädchen aller Altersstufen untersucht wurden. Erstaunlich war, dass über 60 % der Kinder bei Bestimmung des Vitamin-D-Serumspiegels unter dem Referenzwert von 20 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) lagen. Es handelte sich um gesunde Kinder ohne Anzeichen für eine Knochenerkrankung.

Bei einer genaueren Auswertung der Daten zeigte sich, dass der niedrige Vitamin-D-Spiegel kein Hinweis auf eine Erkrankung des Kindes, sondern Anzeichen für einen ungesunden Lebensstil war. Die Kinder mit dem niedrigsten Vitamin-D-Spiegel waren diejenigen, die am wenigsten Bewegung an frischer Luft hatten, die den längsten Fernseh- und Computerkonsum aufwiesen, zudem aus sozial schwachen Familien und bildungsfernen Schichten stammten. Auch eine dunkle Hautfarbe stellt einen Risikofaktor dar, da weniger Sonnenstrahlung durch die Pigmentschicht dringt und dadurch das Vitamin D nur eingeschränkt in der Haut gebildet werden kann.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Kinder ab zwei Jahren eine Vitamin-D-Zufuhr von 600–800 IE pro Tag. Vitamin D wird allerdings nur zu einem geringen Teil über die Nahrung aufgenommen. Es ist beispielsweise in fettem Seefisch wie in Lachs, Hering, Aal, Makrele oder Sardine enthalten; aber auch in Ei, Pilzen und Milchprodukten.

Täglich nach draußen

Der größte Teil jedoch – etwa 90 % – wird durch UV-B-Bestrahlung der Haut bei direkter Sonnenbestrahlung gebildet. Es kann im Fettgewebe und in der Muskulatur gespeichert werden und so einen Beitrag zur Vitamin-D-Versorgung in den dunklen Wintermonaten leisten. Kinder und Jugendliche sollten daher täglich nach draußen.

Welche Funktionen Vitamin D im Körper spielt und wer ein Risiko für einen Mangel hat, lesen Sie auf den Gesundheitsseiten der Wochenblattausgabe 5/2019.

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