Bereits seit Jahrhunderten wird vor Kaffee gewarnt. Er soll den Körper austrocknen, die Nebennieren ungünstig beeinflussen und die Blutzirkulation in den Hautgefäßen behindern. Sogar Krebs soll er verursachen.
Die meisten dieser Thesen sind bei näherer Betrachtung haltlos. Kaffee verursacht weder Herzinfarkt noch Schlaganfall, weder Gicht noch Diabetes. Im Gegenteil: Inzwischen sind sogar krebsvorbeugende Wirkungen der Kaffeesäure bekannt. Eine Tasse Kaffee enthält etwa 7 mg davon.
Koffein hebt die Stimmung
Auch das Koffein ist nicht so schädlich wie angenommen. Tatsächlich macht der Koffeinanteil 1 bis 2 % des fertigen Kaffees aus. So enthält eine Tasse Kaffee (125 ml) 50 bis130 mg Koffein, ein Espresso (50 ml) 50 bis 60 mg. Nach dem Genuss einer solchen Menge lässt die Müdigkeit nach, Konzentrations- sowie Lernfähigkeit steigen und die Stimmung hellt sich auf.
Der aufmunternde Effekt des Koffein tritt in der Regel nach 15 bis 30 Minuten ein. Er kann bis zu mehreren Stunden anhalten. Wie schnell die Wirkung nachlässt, schwankt stark von Mensch zu Mensch.
Bei Frauen wirkt die Substanz teilweise doppelt so lang wie bei Männern, bei denen Koffein jedoch stärker wirkt. Kinder, junge Menschen und Schwangere reagieren anders als Ältere. Bei Rauchern sinkt die Konzentration von Koffein im Körper häufig schneller als bei Nichtrauchern. Medikamente beeinflussen seine Wirkung ebenfalls.
Auf Dauer tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Wer häufig Kaffee trinkt, reagiert weniger stark auf das Koffein als jemand, der nur selten zugreift. Das ist auch der Grund, warum manche Menschen auf Kaffee mit Schlafstörungen reagieren und andere nicht. Menschen, die ohnehin schlecht schlafen, verzichten besser ganz auf koffeinierten Kaffee oder trinken die letzte Tasse am frühen Nachmittag.
Harntreibende Wirkung, aber kein Flüssigkeitsräuber
In Österreich und einigen anderen Ländern wird häufig zur Tasse Kaffee ein Glas Wasser gereicht. Das ist zwar freundlich, aber nicht unbedingt nötig. Entgegen der verbreiteten Meinung ist Kaffee kein Flüssigkeitsräuber. Tatsächlich hat er eine harntreibende Wirkung. Diesen Effekt gleicht der Körper jedoch innerhalb weniger Stunden aus. Außerdem tritt auch hier ein Gewöhnungseffekt bei regelmäßigen Kaffeetrinkern ein. Drei bis fünf Tassen Kaffee täglich sind deshalb kein Problem. Als Getränk kann Kaffee in die Flüssigkeitsbilanz mit eingerechnet werden.
Kaffee macht nicht süchtig
Nicht haltbar ist auch die Behauptung, dass Kaffee süchtig macht. Gemäß der wissenschaftlichen Definition ist Kaffee keine suchtauslösende Substanz. Allerdings kann gewohnheitsmäßiger Koffeinkonsum zu einer Toleranzentwicklung führen. Das bedeutet, dass dann bei einem plötzlichen Verzicht auch Entzugssymptome, wie Kopfschmerzen und Müdigkeit, auftreten können. Diese Symptome sind allerdings spätestens nach ein paar Tagen wieder verschwunden. Ein Risiko für eine körperliche Abhängigkeit, ähnlich wie bei Alkohol, Nikotin oder Heroin, besteht nicht.
In der Schwangerschaft den Kaffeekonsum reduzieren
Strittig ist die Frage nach dem Koffeingenuss in der Schwangerschaft. Ähnlich wie Sauerstoff und viele Nährstoffe passiert Koffein die Plazenta ungehindert. Dem Fötus fehlt das Enzym, um Koffein abzubauen. Nimmt die werdende Mutter mehr als 300 mg Koffein pro Tag zu sich, kann es beim Baby zu Wachstumsverzögerungen und einem verringerten Geburtsgewicht kommen – ganz sicher sind sich die Experten da jedoch nicht.
Ob es einen Zusammenhang zwischen der Koffeinzufuhr während der Schwangerschaft und dem Risiko für Fehlgeburten und Entwicklungsstörungen des Kindes gibt, ist ebenfalls nicht sicher erforscht. Vorsichtshalber rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Schwangeren dazu, den Kaffeekonsum auf maximal drei Tassen täglich zu reduzieren oder auf entkoffeinierten Kaffee auszuweichen. Das gleiche gilt für Stillende, denn Koffein gelangt auch in die Muttermilch.
Vorsicht bei Eisenmangel
Kaffee enthält Polyphenole, die das sogenannte Nicht-Häm-Eisen binden und dessen Aufnahme im Darm hemmen. Bei Nicht-Häm-Eisen handelt es sich um dreiwertiges Eisen, das in Pflanzen vorkommt. Diese Wirkung tritt bereits bei einer Tasse Kaffee auf und kann einen Eisenmangel begünstigen.
Das betrifft in der Regel nur starke Kaffee- aber auch Schwarzteetrinker. Deshalb wird Frauen, die zu Eisenmangel neigen, geraten, Kaffee nicht zu den Hauptmahlzeiten zu trinken. So soll sichergestellt sein, dass das im Essen enthaltene Eisen dem Körper voll und ganz zur Verfügung steht. Der Kaffee zwischendurch hat entsprechend keinen Einfluss auf die Eisenversorgung des Körpers.
Positive Wirkung von Kaffee
- Kaffee hat auch mögliche gesundheitsfördernde Wirkungen:
- Ein bis zwei Tassen starker Kaffee nach dem Essen können die Verdauung und den Energieverbrauch des Körpers steigern. Diese Kaffeemenge verscheucht also nicht nur die Mittagsmüdigkeit, sondern sorgt auch drei Stunden lang für eine Steigerung des Kalorienverbrauchs um 10 bis 20 %.
- Im Tierversuch zeigte Koffein eine schützende Wirkung gegen Alzheimer. Sogar eine Besserung der Symptome bereits erkrankter Tiere wurde beobachtet. Die getrunkene Menge entsprach in etwa fünf Tassen koffeiniertem Filterkaffee. Ob diese Tierversuche auf Menschen übertragbar sind, ist jedoch unklar.
- Auch gegen Parkinson soll das Bohnengetränk helfen. Zumindest zeigen Studien, dass Kaffeetrinker seltener an Parkinson erkranken. Bei Tieren verhindert Koffein den Abbau von Nervenzellen.
- Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Kaffee das Diabetesrisiko senkt. Dieser Effekt gilt sowohl bei koffeinhaltigem als auch koffeinfreiem Kaffee.
Die richtige Dosis
Entgegen aller Mythen ist aus gesundheitlicher Sicht nichts gegen drei bis vier Tassen koffeiniertem Kaffee täglich einzuwenden. Aber ihn als Gesundheitselixier anzubieten, ist nach derzeitigem Erkenntnisstand übertrieben.