Insekten als Eiweißlieferanten

Mit dem Wachsen der Erdbevölkerung gewinnt auch die Frage an Brisanz, wie die vielen Menschen künftig ernährt werden können. Eine günstige und gleichzeitig hochwertige Eiweißquelle gibt es: Insekten.

Gegrillte Grillen, Mehlwurm-Lollis, Ameisen in Schokolade oder frittierte Heuschrecken – das alles ist im Internet heute schon zu bekommen. Dennoch: Alltagstauglich sind diese Angebote nicht. Sie dienen wohl eher dem Spiel mit dem Ekel.

Doch das wird sich ändern – glaubt zumindest Prof. Dr. Guido Ritter, Ernährungswissenschaftler am Institut für nachhaltige Ernährung und Ernährungswissenschaft (iSuN) an der Fachhochschule Münster. Er ist davon überzeugt, dass auch wir Europäer nicht um den Verzehr von Insekten herumkommen werden, wenn wir unsere Ernährung weiter so stark wie heute auf tierisches Eiweiß stützen wollen.

Eine Frage des Angebots

Ein echter Mangel an Nahrungseiweiß besteht heute nur in den Hunger leidenden Ländern. In Thailand, Mexiko und vielen Ländern Afrikas gehören Insekten aber ohnehin schon immer zur täglichen Ernährung.

Ekelig oder lecker?
Ein großes Problem stellt die Akzeptanz von Insekten als Nahrungsmittel in der Bevölkerung dar. Doch Prof. Ritter ist überzeugt, dass sich Ernährungs-gewohnheiten ändern können. Vor rohem Fisch hätten wir uns beispielsweise vor einigen Jahren auch noch geekelt. Heute sprießen Sushibars aus dem Boden und es ist für viele von uns ganz normal, Sushi zu essen. Warum sollte das nicht auch mit Insekten gelingen?

Anders in den Industrienationen: Wo Insekten als Lebensmittel kaum eine Rolle spielen, brauchen sich die Menschen bisher auch wenig Gedanken um alternative Eiweißquellen zu machen, denn es gibt eher einen Überschuss, vor allem an tierischem Eiweiß. Das bringt aber seinerseits Probleme mit sich, gesundheitliche wie auch ökologische, betont der Prof. Ritter.

Hochwertiges Eiweiß

Deshalb suchen Wissenschaftler weltweit nach alternativen Eiweißquellen. Dabei haben sie herausgefunden, dass sich neben Leguminosen oder Algen auch Insekten sehr gut eignen. Insekten liefern ein für die Ernährung von Mensch und Tier hochwertiges Eiweiß und enthalten wertvolle Fettsäuren. Essbar sind zum Beispiel Bienen, Ameisen, Libellen und Mehlwürmer.

Die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat sich in einem im Mai erschienenen Report für Insekten als Nahrungsmittel stark gemacht. Denn Insekten produzieren laut FAO wenig Treibhausgase und verbrauchen, verglichen mit anderen Nutztieren wie Schweinen oder Kühen, wenig Land und Wasser.

Insekten als Futtermittel

Um Insekten möglicherweise in der Futtermittelproduktion einsetzen zu können, beschäftigen sich bereits heute in den Niederlanden verschiedene Forschungsprojekte mit der Insektenzucht sowie mit der Herstellung von Proteinauszügen. Auch in Bremerhaven gibt es eine Versuchsanlage, die in diesem Bereich forscht. Bevor die Versuche praxistauglich werden, sind aber noch einige rechtliche Hürden zu überwinden.

Ein erster Schritt ist jedoch getan: Ab dem 1. Juni 2013 dürfen Insekten in Futtermitteln für Aquakulturen zum Einsatz kommen. Schwieriger sieht es in der Lebensmittelindustrie aus. Hier sind noch eine Reihe rechtlicher, praktischer und ethischer Fragen zu klären. Wul

Den ausführlichen Bericht lesen Sie im Wochenblatt Folge 23/2013 auf Seite 84.