Inkontinenz

Inkontinenz – kein Schicksal

Haben Sie Schwierigkeiten Harn oder Stuhl kontrolliert zu speichern? Fällt es Ihnen schwer, den Ort und die Zeit der Entleerung selbst zu bestimmen? Dann leiden Sie an einer Inkontinenz. Was viele nicht wissen: Derartige Störungen sind behandelbar.

Landfrau Elisabeth war ehrenamtlich viel aktiv und liebt auch im hohen Alter noch die Gesellschaft anderer. Lange Zeit hat sie ihr Problem der Harninkontinenz verschwiegen und sich mit Vorlagen beholfen. Doch ihre Inkontinenz hat sich derart verschlimmert, dass sie sich jetzt nicht mehr aus dem Haus traut. Dabei steht sie mit ihren Beschwerden nicht allein.

Harninkontinenz betrifft häufiger Frauen

Deutschlandweit teilt sie ihre körperliche Beeinträchtigung mit ca. 4 bis 5 Mio. anderen Menschen. Viele von ihnen sind Senioren. Im Alter über 80 Jahre leiden bis zu einem Viertel der zu Hause lebenden und bis zur Hälfte der im Pflegeheim wohnenden Menschen an einer Harninkontinenz. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Stuhlinkontinenz tritt weitaus seltener auf und kennzeichnet einen zumeist schlechter werdenden Gesundheitszustand.

Oft bereiten neurologische und psychiatrische Grunderkrankungen den Weg für beide Formen der Inkontinenz. Neben einem erlittenen Schlaganfall begünstigen ein Morbus Parkinson, die akute Verwirrtheit eines Delirs, eine Demenz oder eine vegetative Neuropathie bei Diabetes mellitus eine Inkontinenz. Aber auch Infektionen der Harnwege, eine Herzinsuffizienz, wassertreibende Medikamente (Diuretika), eine eingeschränkte Mobilität oder Sehstörungen können eine Inkontinenz fördern.

Arten der Blasenschwäche

Bei der Harninkontinenz unterscheiden Mediziner verschiedene Formen.

  • 40-70% der Betroffenen haben eine Dranginkontinenz mit sogenannter überaktiver Blase. Sie müssen meist mehr als acht Mal am Tag die Blase entleeren. Neben Infekten der Harnwege spielen hier neurologische Erkrankungen wie Demenz und Morbus Parkinson eine große Rolle.
  • Die vor allen bei Frauen mit 25% zweithäufigste Form der Harninkontinenz stellt die Belastungsinkontinenz dar. Aufgrund vaginaler Entbindungen oder operativer Eingriffe an den Urogenitalorganen geht bei erhöhtem Bauchinnendruck, beispielsweise durch Husten, Niesen oder Pressen, Urin verloren.
  • Häufige Ursachen einer Überlaufinkontinenz sind bei Männern eine Vergrößerung der Prostata und bei Frauen eine Blasensenkung mit Abknicken des Blasen- Harnröhren-Winkels.
  • Und schließlich kann eine eingeschränkte Mobilität, zum Beispiel nach einer Schenkelhalsfraktur mit Sturzangst auch bei sonst intakter Ausscheidungsfunktion eine sogenannte funktionelle Inkontinenz bedingen.

Hilfe bei Stuhlinkontinenz

Sind die Strukturen des Schließmuskelapparates nicht intakt, ist die Hirnleistung gestört oder die Beweglichkeit eingeschränkt, kann das zu einer Stuhlinkontinenz führen. Meist tritt diese bei fortgeschrittenen Grunderkrankungen auf und führt viele Patienten in eine stationäre Pflegeversorgung.

Häufig lässt sich die anale Muskulatur durch Kontraktionsübungen während einer regelmäßigen Beckenbodengymnastik trainieren. Allerdings ist ein konventionelles Training der Beckenbodenmuskualturs auch bei geistig fitten Patienten nicht ausreichend effektiv. Die zusätzliche Anwendung von Biofeedbacktraining oder Elektrostimulation des Schließmuskels ist sinnvoll.

Neben dem Toilettentraining, bei dem unter Anleitung regelmäßige Toilettenzeiten eingeübt werden, sind oft auch diätetische Maßnahmen sinnvoll. So kann der Verzehr von Ballaststoffen, zum Beispiel als indische Flohsamenschalen, die Stuhlkonsistenz und -frequenz wirksam beeinflussen. Häufig lässt sich dadurch auch die Kontinenzsituation verbessern.

Welche weiteren medikamentösen Maßnahmen sinnvoll sein können und was bei einer Blaseschwäche hilft, können Sie auf den Gesundheitsseiten der Wochenblattausgabe 41/2018 nachlesen.


Folgende Beträge könnten Sie auch interessieren:

Etwa 9 Mio. Menschen leiden bundesweit an einer Blasen- oder Darmschwäche. Die Inkontinenz ist dabei oft ein Frauenproblem.

Künstlicher Darmausgang

Leben mit einem Stoma

von Gerlinde Lütke Hockenbeck

Ist der Darm krank oder verletzt, kann ein künstlicher Darmausgang notwendig sein. Patienten müssen sich fortan auf einiges einstellen.


Mehr zu dem Thema