Hospiz

Trauer: Fassen Sie wieder Mut

Stirbt ein geliebter Mensch, ist das eine emotionale Grenzerfahrung. Den ­eigenen Lebensmut nicht zu verlieren, fällt oft schwer. Jeder hat dafür eine andere Lebensstrategie, so wie Theologe Nikolaus Schneider.

Sterben gehört zum Leben ­dazu. Das weiß jeder. Doch wenn der Tod tatsächlich ­einen geliebten Menschen aus dem Leben reißt, dann herrschen oft emotionaler Ausnahmezustand und großes Leid. Viel mehr gilt das, wenn ein junger Mensch stirbt.

Nikolaus Schneider, ehe­maliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EDK), und seine Frau Anne mussten das miterleben. 2005 starb ihre jüngste Töchter Meike im Alter von 22 Jahren an Leukämie. Ihre Erfahrungen und Gedanken dazu haben sie in einem Buch niedergeschrieben.

Ihre diesjährige Sommerakademie startete die Hospizbewegung im Kreis Warendorf unter dem Motto "lebensmutig" mit ­einer Lesung des Theologen Nikolaus Schneider in Ahlen.

Tod bleibt befremdlich

Viele Menschen hat Nikolaus Schneider als Gemeindepfarrer im Sterben begleitet. Viele Beerdigungen hat er durchgeführt, viele trauernde Angehörige betreut und ­ihnen Lebensmut zugesprochen. Doch als der Tod der eigenen Tochter das per­sönliche Leid plötzlich so nahe rückt, da bringt das auch den ehemaligen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland an seine Grenze.

Die abgründige Erfahrung, ein sterbendes Kind zu haben, das einem entgleite, habe er nur aushalten können, weil er das Gefühl hatte, geradezu „spirituell“ gehalten zu werden, schilderte es der 72-jährige Theologe. Dabei ist die Frage nach dem Sinn für ihn bis heute offen.

Immer wieder ­beschäftigt ihn und seine Frau die Frage, wie sich ihre Tochter wohl weiterentwickelt hätte. Fragen, die unbeantwortet bleiben und sie verbindet mit vielen Eltern, die ein Kind verloren haben. Treffen mit anderen Eltern habe er daher als tröstlich empfunden.

Es gebe keine Garantie, dass das Leben nach solch einem Leid gelinge. „Aber wir können einiges tun, dass wir nicht daran zerbrechen und Wege finden, weiter zu leben, zu lieben, zu glauben und zu hoffen“, munterte Nikolaus Schneider auf.

Werden Sie sich Tod als Teil der Lebens bewusst

Dazu gehöre, sich realistisch mit dem Tod auseinander­zusetzen. Verlust und Leiderfahrung sind Erfahrungen, die keinem ­erspart bleiben. Vor allem ältere Menschen und Ehepaaren wie ihnen treibe die Frage um, wer zuerst versterbe und wie das Leben ohne den anderen dann weitergehe. Beziehungen zerbrechen, weil jemand stirbt. Das müsse einem bewusst sein. Die verbleibende Zeit miteinander gelte es zu nutzen.

Schlussendlich lasse ihn sein Gottvertrauen über den Tod hi­naus zuversichtlich sein. Und das leite ihn und seine Frau zu stets neuem Lebensmut.

Den Beitrag können Sie nachlesen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben vom 23. Juli 2020, Folge 30.

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