Grimassen ziehen erwünscht

Der Gesichtsausdruck eines Menschen sagt auf einen Blick ganz viel über seinen Gemütszustand aus.

Freude, Trauer, Skepsis und Ekel sind zu erkennen, ohne mit der Person gesprochen zu haben. Stellen Sie sich einen Menschen vor, der in einer Ihnen fremden Sprache spricht. Allein anhand seiner Mimik können Sie feststellen, ob es ein erfreuliches Gespräch ist oder ob derjenige gerade schimpft.

Nerv für Mimik zuständig

26 Muskeln bewegen unser Gesicht. Ungefähr eine Handvoll davon sind für die Mimik zuständig. Diese Muskeln haben nicht die Aufgabe, Gelenke zu bewegen, wie es die Skelettmuskeln tun. Sie sind in erster Linie dazu da, die Haut im Gesicht zu bewegen. Diese mimischen Muskeln werden im großen Teil von einem einzigen Nerven angesteuert. Dieser entspringt direkt aus dem Gehirn und ist der siebte von insgesamt zwölf Hirnnerven. Er heißt Nervus Fazialis oder auf Deutsch: Gesichtsnerv.

Er sorgt dafür, dass wir die Augenbrauen hochheben und die Stirn kräuseln können. Er steuert den Lidschluss und lässt uns lächeln. Da das Gesicht spiegelsymmetrisch aufgebaut ist, gibt es die meistens Gesichtsmuskeln zweifach. Der Fazialisnerv steuert ebenfalls über zwei Äste die rechte bzw. linke Seite des Gesichts an. Eine weitere wichtige Rolle spielt der Gesichtsnerv für

• den Geschmack;
• die Produktion von Speichel und der Tränenflüssigkeit sowie
• die Berührungsempfindung im Gesicht und
• für das Hören.

Medizinischer Notfall

Fällt der Nervus Fazialis aus, ist das ein medizinischer Notfall. Meist tritt eine solche Gesichtslähmung überraschend auf. Die eine Gesichtshälfte hängt schlaff herab. Der Mund und das Auge lassen sich auf einer Seite nicht mehr schließen. Die Mimik fällt auf einer Seite aus – oft ein erschreckendes Bild. In einem solchen Fall muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Kommen zu der Gesichtslähmung noch Sprachstörungen, Schwindel oder Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen dazu, müssen Sie umgehend den Notarzt alarmieren. Ein Schlaganfall könnte diese Symptome auslösen und dieser Bedarf einer sofortigen medizinischen Hilfe.

Die meisten Fazialisparesen sind unbekannter Ursachen. Auch Entzündungen, Tumoren, Infektionen wie zum Beispiel durch einen Zeckenbiss oder Unfälle können eine Gesichtslähmung auslösen. Sehr oft gehen die Symptome nach kurzer Zeit vollständig zurück. Spezielle Übungen können die Genesung jedoch beschleunigen. Als erstes muss die Fazialisparese medizinisch abgeklärt und unter Umständen therapiert werden.

Üben vor dem Spiegel

Häufig wird im Anschluss eine physiotherapeutische Behandlung verordnet, um dem Nerv und der jeweiligen Muskulatur wieder auf die Sprünge zu helfen. Wichtig ist, die Übungen auch mehrmals täglich zuhause durchzufüren.

Am besten ist, Sie setzen sich vor einen Spiegel, um ihre Mimik bei folgenden Übungen gleichzeitig zu sehen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wenn Sie fleißig üben, ist die Prognose sehr gut. Svenja Roer