Grüner Star

Glaukom: Wenn Sehnerven unter Druck geraten

Bleibt ein erhöhter Innendruck im Auge unbehandelt, kann Sie das Ihr Augenlicht kosten. Gehören Sie zur Riskiogruppe, die am Glaukom erkrankt?

Ludger geht seit Mitte 40 regelmäßig zur Glaukom-Vorsorge zum Augenarzt. Bei seiner Mutter war der Grüne Star, wie die Erkrankung auch heißt, erst spät entdeckt und behandelt worden. Da waren ihr Sehnerv und die Netzhaut schon unwiderbringlich geschädigt. Sie konnte nur noch einen kleinen Sehbereich wahrnehmen. Oft stieß sie sich an Gegenständen, die sie übersehen hatte. Später nahm auch ihre Sehschärfe ab.

Aufgrund seiner familiären Vorbelastung lässt Ludger regelmäßig seinen Augeninnendruck messen.

Und tatsächlich steigen seine Werte, ohne dass er es merkt, im Alter von 55 Jahren auf über 25 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Der Arzt verschreibt ihm Augentropfen, die seinen Augeninnendruck auf 20 mmHg senken. Ludgers Sehnerven bleiben damit intakt.

Staut sich Augenwasser, erhöht sich der Augeninnendruck

Häufig ist ein überhöhter Augeninnendruck der Vorbote eines Glaukoms. Er entsteht, wenn sich in der vorderen Augenkammer – genauer im Kammerwinkel zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut – Augenwasser staut. Normalerweise fließt das Kammerwasser durch ein Abflusssystem im Kammerwinkel ab. Beim Glaukom ist der Abfluss aber behindert. Weil ständig neues Kammerwasser nachgeliefert wird, steigt der Druck im Auge.

Die empfindlichen Nervenzellen werden nicht mehr optimal durchblutet und mit Nährstoffen versorgt. Auf Dauer nehmen sie irreparablen Schaden. Betroffene sehen nur noch eingeschränkt und können unbehandelt erblinden.

Es gibt verschiedene Arten des Glaukoms

Augenärzte unterscheiden je nach Ursache in seltene Winkelblock-Glaukome und in Offenwinkel-Glaukome.

  • Beim Winkelblock-Glaukom steigt der Druck im Auge plötzlich und sehr schmerzhaft an. Patienten sehen farbige Ringe um Lichtquellen und müssen sofort ärztlich versorgt werden.
  • Ein Offenwinkel-Glaukom entwickelt sich dagegen allmählich und bleibt oft lange unbemerkt. Typisch ist, dass der Abfluss des Kammerwassers aus unterschiedlichen Gründen nicht vollständig und nicht offensichtlich behindert ist.

Mit fortschreitendem Offenwinkelglaukom schädigt ein hoher Druck die Sehnerven oft in beiden Augen. Über viele Jahre hinweg ist das Sehen für den Patienten unverändert. Erst wenn über die Hälfte der Nervenfasern abgestorben ist, sehen Betroffene nur noch eingeschränkt im zentralen Blickfeld. Objekte, die sich ober- oder unterhalb bzw. seitlich davon befinden, werden nicht gesehen. Patienten haben Schwierigkeiten sich zu orientieren und können erblinden.

Problematisch ist vor allem das Normaldruckglaukom. Bei dieser Form des Offenwinkelglaukoms nehmen all diese Effekte bereits bei einem unauffälligen Augeninnendruck ihren Verlauf. Risikopatienen sollten aus diesem Grund früh und regelmäßig ihre Sehnerven untersuchen lassen.

Glaukome lassen sich behandeln

Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck und auch Glaukom-Patienten werden zunächst medikamentös behandelt. Die Wahl der Arzneistoffe ist individuell und hängt von Begleiterkrankungen ab.

Hilft kein Medikament, ist eine Laserbehandlung oder Operation möglich. Mit dem Laser lässt sich das Abflusssystem durchlässiger machen. Oft kann dann sogar auf drucksenkende Augentropfen verzichtet werden. Eine Operation wird nur durchgeführt, wenn alle anderen Möglichkeiten versagen. Bei dem wesentlich größeren Eingriff schafft der Arzt vom Augeninneren einen Zugang unter die Bindehaut. Das Kammerwasser kann dann hierhin abfließen und wird von der Bindehaut resorbiert.

Für wen die Vorsorge wichtig ist

Risiko-Patienten sollten regelmäßig zur kostenpflichtigen Vorsorge gehen.

Dazu zählen: familiär vorbelastete Personen, Menschen über 40 Jahre, stark Kurzsichtige, Patienten mit Entzündungen im Auge, Kortison-Patienten, Diabeteskranke.

Ist das Alter der einzige Risikofaktor, empfiehlt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands für 40- bis 64-Jährige ein Screening alle drei Jahre; ab einem Alter von 65 Jahren ein Screening alle ein bis zwei Jahre. Bei weiteren Risikofaktoren gelten individuell kürzere Intervalle.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie auf den Gesundheitsseiten der Wochenbattausgabe 4/2019.

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