Gesunden Schlaf wieder lernen

Schlafstörugen nehmen mit dem Alter zu. Leidet darunter die Leistungsfähigkeit, sollte Hilfe gesucht werden.

Ich schlaf so schlecht“ – sagen häufig ältere Menschen und nehmen dies als Begleiterscheinung des Alters hin. Wer genauer nachfragt, erfährt, dass es dabei große Unterschiede gibt. Während die einen nicht in den Schlaf kommen, können die anderen nicht durchschlafen. Von 80 verschiedenen Arten von Schlafstörungen spricht Schlafmedizinerin Prof. Dr. Svenja Happe. Die Chefärztin für Neurologische Rehabilitation in der Geriatrischen Rehaklinik Maria Frieden in Telgte informierte jüngst im Rahmen einer Informationsveranstaltung über Schlafstörungen im Alter.

Schlafprofil ändert sich

Wer tagsüber müde ist, der hat in der Regel nachts nicht erholsam geschlafen. Das sei nicht weiter schlimm, komme es ab und zu einmal vor. Behandlungsbedürftig werden schlaflose Nächte allerdings dann, wenn

  • die Schwierigkeit ein- oder durchzuschlafen, mehr als dreimal die Woche über einen Zeitraum von mindestens einem Monat vorliegt. Das gleiche gilt für eine schlechte Schlafqualität über diesen Zeitraum;
  • die Betroffenen sich überweigend mit der Schalfstörung beschäftigen;
  • der Leidensdruck sehr groß ist und auch die Leistungsfähigkeit sinkt.

Dass vor allem ältere Menschen an Schlafstörungen leiden, habe unter anderem mit einem veränderten Schlafprofil zu tun. Der Traumschlaf nehme im Alter ab ebenso wie die Zeitdauer. „Fünf bis sechs Stunden zusammenhängender Schlaf reichen meist, um erholt zu sein“, erklärte Schlafmedizinerin Happe. Der nächtliche Gang zur Toilette sei dabei kein Problem, wenn der Patient innerhalb von kurzer Zeit wieder einschlafe. Auch habe der Schlaf älterer Menschen viel mehr Wachphasen. „Der Tiefschlafanteil ist nicht mehr so groß und der Anteil der Traumschlafphasen nimmt ab“, berichtete die Schlafmedizinerin. Unrealistische Erwartungen an den Nachtschlaf verstärkten häufig eine Schlafstörung.


Schlafregeln beachten


– Halten Sie regelmäßige Aufsteh- und Zubettgeh-
zeiten ein;
– Halten Sie tagsüber kein Nickerchen;
– Trinken Sie 2 Std. vor dem Zubettgehen keinen Alkohol und 4 bis 8 Std. vorher keinen Kaffee;
– Sie sollten mindestens 3 Std. vor dem Zubettgehen nicht rauchen und keine größeren Mahlzeiten zu sich nehmen;
– Strengen Sie sich nach 18 Uhr nicht mehr groß körperlich an;
– Sorgen Sie für eine angenehme Schlafum-
gebung, (16 bis 18 °C und nicht zu hell);
– Sorgen Sie für eine entspannende Abend-
stimmung;
– Meiden Sie Medikamente, die den Schlaf stören (Arzt fragen);
– Wenn Sie nachts erwachen, essen und rauchen Sie nicht und halten das Licht gedämpft;
– Schauen Sie nachts nicht auf die Uhr;
– Nach dem Aufstehen am Morgen setzen Sie sich nach Möglichkeit für 30 Minuten hellem Tageslicht aus.


Als Ursache für einen schlechten Schlaf müssten aber auch Krankheiten und Nebenwirkungen von Medikamenten in Betracht gezogen werden. So sollten beispielsweise Cortisontabletten immer morgens eingenommen werden, Antihistaminika dagegen abends. Neben gesundheitlichen Problemen wie chronischen Schmerzen oder Bluthochdruck, spiele auch eine Demenzerkrankung eine Rolle.

Gemeinsam ist allen Schlafstörungen, dass die Menschen am anderen morgen einfach nicht erholt sind. Ein Problem, das in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen am meisten auftrete. Und das ist keineswegs eine Bagatelle, wie Schlafmedizinerin Happe wissen ließ. Bei etwa 2 % der Patienten wirke sich eine chronische Schlafstörung lebensverkürzend aus. Auch steige das Risiko, psychisch zu erkranken.


Therapie oft unbequem

Ältere Menschen mit Schlafstörungen sollten sich an den Arzt wenden. Der kann anhand von Schlaffragebögen und -tagebüchern meist schon eine Diagnose stellen. In manchen Fällen sei eine Abklärung der Schlafstörung in einem Schlaflabor notwendig. Schlafstörungen lassen sich häufig mit Medikamenten behandeln. Sie lösen aber nicht das Problem und dürfen nicht langfristig verordnet werden, weil sie unter Umständen zur Abhängigkeit führen.

Immer gelte es die Ursache zu behandeln. Schlafaussetzer (Apnoe) beispielsweise ließen sich mit einer speziellen Atemmaske gut behandeln. Meist sei es aber erforderlich, dass sich schlafgestörte Menschen an bestimmte Schlafregeln halten müssen, wie sie im Kasten „Schlafregeln beachten“ aufgeführt sind. Dazu Prof. Dr. Svenja Happe: „Leider ist es so, dass man sich von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden muss, um Schlafen wieder zu lernen.“ LHo