Die Fettleber ist nicht nur ein Problem von Menschen mit übermäßigem Alkoholkonsum. Da inzwischen die Mehrheit der erwachsenen Deutschen übergewichtig ist, wird die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) zu einem weit verbreiteten Problem. Wir haben mit Ernährungsberaterin Yvonne Matthei aus Nordhorn über Ursachen für die Fettleber gesprochen und darüber, wie die richtige Ernährung das Fett in der Leber schmelzen lassen kann.
Welche Personengruppen leiden besonders häufig unter einer NAFLD?
Eine Fettleber hat jeder dritte bis vierte Erwachsene. Bis zu 90 % der stark adipösen Menschen oder Personen mit Typ-2-Diabetes sind betroffen. Auch schlanke Menschen können eine NAFLD haben. Selbst bei etwa 30 % der übergewichtigen Kinder lässt sich Fett in der Leber nachweisen. Die Zahl der übergewichtigen Kinder hat in den vergangenen beiden Jahren stetig zugenommen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind hier leider sehr gut sichtbar.
Wie entsteht eine Fettleber?
Eine Fettleber entwickelt sich, wenn der Mensch dauerhaft mehr Kalorien aufnimmt als er verbraucht. Ursachen sind also Überernährung und Bewegungsmangel. Der Großteil der zuviel aufgenommenen Energie lagert sich in Form von Fett im Bauchraum ab, was unter dem Begriff viszerales Fett bekannt ist.
Was sind typische Anzeichen einer NAFLD?
Eine Fettleber fällt lange Zeit kaum auf. Eventuell nimmt der Bauchumfang zu. Erst spät zeigen sich Symptome wie Druckgefühl im rechten Oberbauch, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen. Erhöhte Leberwerte im Blut sind erst nachweisbar, wenn die Leber entzündet ist. Dann können auch Symptome einer Gelbsucht auftreten.
Welche Folgen kann eine Fettleber haben?
Mögliche unmittelbare Folgen sind Erkrankungen am Herz- und Gefäßsystem, chronische Niereninsuffizienz und Typ-2-Diabetes. Durch die Fetteinlagerungen können sich die Organe entzünden und in der Folge ihre eigentlichen Aufgaben nicht mehr voll erfüllen. Das kann zu Glucose- und Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und zur Leberzirrhose führen sowie im weiteren Verlauf zu Leberkrebs.
Welche Lebensmittel sind empfehlenswert, welche sollten die Patienten meiden?
Verbote helfen nicht. Der Speiseplan sollte gemüsebasiert sein. Ein Teller ist perfekt, wenn die Hälfte mit Gemüse gefüllt ist und die andere Hälfte sich mit Kohlenhydrat- und Proteinquellen, zum Beispiel Fisch, den Platz teilt. Obst ist in Maßen erlaubt, insgesamt zwei Hände voll pro Tag. Eine entscheidende Rolle bei der Leberverfettung spielen Kohlenhydrate. Ein Überschuss wird in Fett umgewandelt und unter anderem in der Leber gespeichert. Insbesondere zucker- und gleichzeitig fettreiche Lebensmittel, wie Pommes, Chips oder Kekse, sollten durch gesündere Alternativen ersetzt werden.
Warum sollte Fruchtzucker gemieden werden?
Nicht nur Frucht-, sondern auch Haushaltszucker sollte reduziert werden, denn dieser besteht aus Glucose und Fructose, also Fruchtzucker. Vereinfacht kann man sagen, dass Fructose sehr schnell in den Stoffwechsel gelangt. In der Leber wird der Fruchtzucker zu Triglyceriden, also Fett, umgebaut. Beim Einkauf sollte auf Fructose-Mischungen, wie Fructose-Glucose-Sirup, geachtet und diese gemieden werden. Sie finden sich oft in Getränken und Süßigkeiten.
Stimmt es, dass Lebensmittel mit vielen Bitterstoffen gut für die Leber sind?
Ja, Bitterstoffe aus Gemüse, Kräutern und Gewürzen unterstützen den Fluss der Verdauungssäfte und werden in der Naturheilkunde schon lange eingesetzt. Bei Hunger auf Süßes können sie die Geschmacksnerven ablenken. Leider ändern Sie nicht unsere Gewohnheiten und zaubern nicht den Zuckerüberschuss weg.
Spielt die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag eine Rolle?
Ja, ein bis zwei üppige Gerichte pro Tag fördern die Ausprägung der Fettleber. Besser sind vier bis fünf kleinere Mahlzeiten, aber nicht mehr. Zwischen diesen Mahlzeiten sollte drei bis fünf Stunden und über Nacht 10 bis 14 Stunden nichts gegessen werden.
Welchen Einfluss hat Bewegung auf die Therapie?
Bewegung spielt eine große Rolle, um das Gleichgewicht zwischen Energieverbrauch und gegessenen Kalorien herzustellen. Körperliche Aktivität hat einen stärkenden Effekt auf das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend.
Ist es möglich, eine NAFLD allein durch eine Ernährungsumstellung zu behandeln?
Im Prinzip geht das, wenn alle Lebensstilfaktoren berücksichtigt werden. Bis sich die Leber erholt hat, dauert es unter günstigen Umständen etwa drei Monate. Das Essverhalten ist jedoch mehr als Nahrungsaufnahme. Emotionale, gesellschaftliche und kulturelle Bedürfnisse bestimmen, wie wir essen. Eine einseitige und schnelle Lösung ist also nicht unbedingt die richtige.
So schmilzt das Fett in der Leber
Fettleber-Patienten haben viele Möglichkeiten, über eine Änderung des Lebensstils Fett aus der Leber abzubauen:
- Ein angepasster Mahlzeitenrhythmus mit ausreichend langen Nüchternzeiten;
- eine energiereduzierte Kost, die den Energie- und Proteinbedarf deckt;
- eine zuckerreduzierte und kohlenhydratbewusste Ernährung;
- eine optimierte Ballaststoffzufuhr;
- eine ausreichende Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren;
- gegebenenfalls die Einnahme von Prä- und Probiotika, um die Darmflora und damit das Immunsystem zu stärken;
- ausreichend Bewegung;
- der Verzicht auf Alkohol, Drogen und bestenfalls auch auf Nikotin.
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