Mediensucht
Gefahr der Mediensucht bei Kindern gestiegen
Als direkte Kontakte kaum noch möglich waren, haben digitale Medien für Kinder und Jugendliche an Bedeutung gewonnen. Klare Regeln und alternative Angebote helfen, einer Mediensucht vorzubeugen.
Die Zahl an Kindern und Jugendlichen, die übermäßig viel Zeit mit Videospielen und in sozialen Netzwerken verbringen, ist während der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Das zeigt eine Studie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, für die 1200 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren befragt wurden.
Dabei wurde deutlich, dass sich die als riskant zu betrachtende Nutzung von digitalen Spielen und sozialen Medien erhöht hat. In einer Selbstbewertung stuften sich 4,1 % der Befragten als süchtig bezüglich der digitalen Spielenutzung und 4,6 % als abhängig bezüglich der Nutzung sozialer Medien ein.
Mangel an alternativen Angeboten
Während des Lockdowns habe es an alternativen Freizeitangeboten gemangelt, erklärt Dr. Moritz Noack, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie -psychotherapie am Universitätsklinikum Hamm, in einem Gespräch mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Um den Kontakt zu Freunden und Gleichaltrigen aufrechtzuerhalten, hätten sich die Nutzungszeiten verlängert.
Damit besteht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche diese Medien gegenüber anderen Aktivitäten, dem Schulbesuch oder der Zeit mit Freunden und Familie bevorzugen. „Eine Suchtgefahr besteht, wenn Betroffene die Kontrolle über Beginn, Dauer und Ende ihres Medienkonsums verlieren und ihr Verhalten trotz negativer Konsequenzen nicht ändern“, erklärt der Experte.
Der richtige Umgang mit Smartphone, Computer, sozialen Medien und Co. muss erlernt werden. Die Eltern sind hier als Ratgeber und Rollenvorbilder wesentlich in der Verantwortung.
Wann wird es gefährlich?
Ob der Umgang mit digitalen Medien problematisch ist, lässt sich unter anderem an einem geänderten Kontaktverhalten und einer veränderten Tagesstruktur erkennen. Vernachlässigt das Kind andere Aufgaben und Verpflichtungen? Reagiert es launisch, gereizt oder wütend, wenn es keinen Zugang zu digitalen Medien hat? Sind Kontakte außerhalb der Online-Beschäftigung oder andere Interessen reduziert oder ganz aufgehoben? „Um die Situation besser einschätzen zu können, sollten Eltern rechtzeitig das Gespräch mit ihren Kindern suchen und Interesse daran zeigen, womit sie sich online beschäftigen“, rät Dr. Noack.
Familien sollten sich Unterstützung suchen
Abhängig vom Alter der Kinder sollten Eltern die Online-Zeiten zeitlich und inhaltlich regulieren. Informationsangebote wie die EU-Initiative „Klicksafe“ (www.klicksafe.de) sind dabei zur Orientierung hilfreich. Darüber hinaus sollten Eltern ihre Kinder zu alternativen Interessen, Hobbys und sozialen Kontakten ermutigen.
Wenn Familien merken, dass sie alleine nicht weiterkommen, sollten sie rechtzeitig Beratung und Unterstützung suchen – beispielsweise im Internet, lokalen Beratungsstellen, Elterngruppen oder Elternschulen.