Es wird schwarz vor Augen

Kommt der Kreislauf nicht richtig in die Gänge, ist der Blutdruck meist zu niedrig. Ursachen dafür gibt es viele – ebenso wie Therapiemöglichkeiten.

"Deutsche Krankheit“ – so werden im Ausland niedriger Blutdruck und Kreislaufschwäche genannt.

Dahinter steckt die Aussage, der Betroffene solle sich bitteschön nicht so anstellen, denn eine echte Krankheit sei das nicht. Wird der Betroffene selber befragt, berichtet er sehr wohl von Leidensdruck. Besonders junge, schlanke Frauen leiden unter Kreislaufschwäche.

Sie fühlen sich müde, abgeschlagen und frieren schnell. Kommen Schwindel und Schwarzwerden vor Augen oder kurze Ohnmachten dazu, hört für viele der Spaß auf. Dabei ist Kreislaufschwäche nicht besorgniserregend, sondern Ausdruck eines niedrigen Blutdrucks, der Hypotonie. Nur bei Schwangeren und betagten Menschen und bei Ohnmachtsneigung ist eine Therapie erforderlich.

Was den Blutdruck in Schwung bringt
■ Wer Auslöser wie Hitze oder langes Stehen kennt, soll diese Situationen meiden. Schnelles Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen ebenfalls. Bei Schwindel die Beine hochgelegen.
■ Tabak und Alkohol sind einzuschränken, weil sie die Beschwerden verschlimmern können. Eine Tasse Kaffee oder ein Glas Cola dagegen bringen den Kreislauf in Schwung.
■ Wichtig ist ausreichend zu trinken. Das gilt vor allem für alte Menschen, deren Durstempfinden eingeschränkt ist. Eine Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern am Tag stabilisiert den Kreislauf. Etwas mehr Salz am Essen hilft auch, ist jedoch für Schwangere ungeeignet.
■ Wippen mit den Füßen, das Tragen von Stützstrümpfen, Wechselduschen oder Wasseranwendungen nach Kneipp können die Venenmuskelpumpe in Gang setzen. Das Blut versackt dann nicht in den Beinen.
■ Ausdauersportarten wie Radfahren oder Walking trainieren die Gefäßregulation.

Aufstehen und umkippen

Steht jemand aus dem Liegen oder Sitzen auf und schafft der Körper es nicht, durch Gegenregulation den Blutdruck an die neue Situation anzupassen, rauscht der Blutdruck in den Keller. Das Gehirn wird vorübergehend weniger durchblutet und es treten Schwindel und Flimmern vor den Augen auf. Der Fachbergriff dafür lautet orthostatische Dysregulation Dagegen hilft, sich sofort wieder hinzulegen.

Meist sind diese Beschwerden Veranlagung. Es gibt aber auch Ursachen wie längere Bettlägerigkeit, mangelndes körperliches Training oder dass der Körper zu wenig Flüssigkeit enthält. In manchen Fällen treten die Symptome mit zu hohen Blutdruckwerten auf. Um das abzuklären, ist vor einer medikamentösen Therapie der Arzt zu konsultieren.

Tritt eine Ohnmacht, also ein kurzer Bewusstseinsverlust auf, liegt eine zu geringe Durchblutung des Gehirns in dieser Situation vor. Sie dauert nur kurz, und der Betroffene erholt sich rasch und vollständig davon. Langes Stehen, Schmerzen oder überfüllte Räume können die Auslöser sein. Treten derartige Bewusstseinsstörungen bei sehr alten Menschen auf, sollte vom Arzt eine Herzreislauf-Erkrankung ausgeschlossen werden.

Bei vielen Hypotonikern ist die Regulation des Kreislaufs gestört. Bei anderen lässt sich eine Ursache für den niedrigen Blutdruck finden und bestenfalls abstellen.

Suche nach der Ursache

  • Typisch ist die Hypotonie während und nach einer Infektionskrankheit.
  • Sie kann aber auch durch eine Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen oder ein zu geringes Blutvolumen verursacht werden und gehört in ärztliche Therapie.
  • Auch der Hormonhaushalt spielt eine Rolle, wie beispielsweise die Schilddrüsenunterfunktion.
  • Eine Unterfunktion der Nebennierenrinde oder neurologische Erkrankungen wie Parkinson sind ebenfalls mögliche Ursachen.
  • Arzneistoffe können ebenfalls niedrige Blutdruckwerte auslösen. Zu allererst sind hier die Antihypertonika, also Mittel gegen Bluthochdruck, zu nennen. Ist die Dosis zu hoch gewählt oder wird in der Einstellungsphase die Dosis zu schnell erhöht, kann sich der an hohe Werte gewöhnte Körper nicht auf die niedrigeren umstellen. Eine niedrigere Einstiegsdosis und mehr Zeit zum Dosissteigern schaffen hier Abhilfe. „Nitrospray“ zur Behandlung von Angina-pectoris-Anfällen lässt ebenfalls den Blutdruck nach unten rauschen. Entwässernde Mittel, die vielleicht zur Entlastung des Herzmuskels verordnet wurden, senken auch die Werte. Phosphodiesterasehemmer wie Sildenafil zur Behandlung von Erektionsstörungen können Hypotonie als Nebenwirkung verursachen. Etliche Psychopharmaka wie Antidepressiva, Neuroleptika oder Beruhigungsmittel können den Blutdruck senken, ebenso manche Parkinsonmittel. Viele dieser durch Medikamente ausgelösten Hypotonien verschwinden im Laufe der Therapie wieder oder treten, wie bei Sildenafil, nur in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme auf.

Chemische Wirkstoffe

Oft helfen schon einige Verhaltensänderungen und natürliche Mittel bei Hypertonie. Siehe Kästen. Wenn nicht, kann der Arzt Dihydroergotamin verschreiben. Es verengt die venösen Blutgefäße und sorgt damit für einen erhöhten Blutstrom zum Herzen. Ähnlich wirkt Etilefrin, das als Tropfen oder Tabletten ohne Rezept erhältlich ist. Es soll nicht nach 16 Uhr genommen werden, weil sonst Schlafstörungen auftreten können. Eine regelmäßige Einnahme ist mit Wirkungsverlust verbunden und sollte deshalb vermieden werden. Kokemoor