„Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhautartige Zellen außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommen“, erklärt Dr. Sebastian Schäfer, Leiter des Endometriosezentrums am Universitätsklinik Münster (UKM). Häufig siedeln sich diese Zellen im Bauch- und Beckenraum an. Betroffen sein können beispielsweise die Gebärmutterwand, die Eierstöcke, aber auch der Darm, das Bauchfell oder die Blase. In seltenen Fällen treten auch Herde außerhalb des Bauchraumes, etwa in der Leber oder Lunge auf.
Endometriose ist oft schwer festzustellen
Das Endometriosegewebe reagiert in der Regel auf die weiblichen Geschlechtshormone und folgt dem hormonellen Zyklus der Frau. Es wächst und blutet. Weil es den Körper jedoch nicht verlassen kann, staut es sich in Form von Endometrioseherden. Dabei kommt es zu chronischen Entzündungsprozessen.
Das betroffene Gewebe vernarbt und kann sehr starke Schmerzen hervorrufen. Diese sind oft zyklusabhängig. „Sie können jedoch dauerhaft werden, wenn die Erkrankung fortschreitet oder wenn eine entzündliche Variante der Erkrankung dominiert“, erklärt der Gynäkologe. Große Endometrioseherde können völlig beschwerdefrei sein, während sehr kleine Herde sehr ausgeprägte Beschwerden bereiten können und umgekehrt.
Endometriose kann auch die Ursache für unerfüllten Kinderwunsch sein. „Bei 40 bis 60 % der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, ist das der Fall“, berichtet Dr. Sebastian Schäfer. Die Ursachen einer Endometriose sind bislang nicht abschließend geklärt. Diskutiert werden verschiedene Erklärungsansätze wie etwa Hormonstörungen, Autoimmunerkrankungen oder die Theorie, dass Gebärmutterschleimhautzellen über die Eileiter rückwärts in die Bauchhöhle gelangen. Da die Krankheit in manchen Familien gehäuft auftritt, wird eine erbliche Veranlagung angenommen.
Das tückische an der Endometriose ist, dass sie sich oft schwer diagnostizieren lässt. „Trotz gynäkologischer Untersuchung mit Tastuntersuchung und vaginalem Ultraschall lassen sich nicht immer alle Formen einer Endometriose feststellen“, sagt Dr. Sebastian Schäfer.
Therapiemöglichkeiten der Endometriose
In den meisten Fällen ist eine Bauchspiegelung, die Laparoskopie, die einzige Möglichkeit, eine Endometriose und deren Schweregrad zu diagnostizieren. Doch auch diese Technik hat ihre Grenzen. Die Behandlung der Endometriose ist unter anderem vom Alter der Frau abhängig und davon, ob ein Kinderwunsch besteht.
- Meist lassen sich die Endometriose-Herde operativ beseitigen. Die Schmerzen nehmen dadurch bei den meisten Frauen ab. Häufig kehren Endometrioseherde zurück und müssen abermals behandelt werden. „In jedem Fall sollte man diese Eingriffe in einer zertifizierten Endometriosezentrum oder -praxis durchführen lassen“, erklärt Dr. Sebastian Schäfer.
- Um die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens der Endometrioseherde zu senken, kommt in vielen Fällen eine Hormontherapie zum Einsatz. Die Hormone sollen die Produktion von Östrogenen senken und den Menstruationszyklus unterbrechen, was das Wachstum der Endometrioseherde unterdrücken soll. Gestagenhaltige Präparate in Pillenform oder als Spirale beispielsweise ändern die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone. Damit nimmt nach einiger Zeit die Aktivität der Endometrioseherde ab. Einfluss auf den Zyklus nimmt auch eine Hormontherapie mit GnRH-Analoga. All diese Wirkstoffe können zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verursachen, weshalb die Therapie gut abzuwägen ist.
- Als Schmerzmedikamente werden oft Ibuprofen, Naproxen, aber auch Opiatschmerzmittel eingesetzt. Diese wirken bei einer Endometriose häufig aber nicht ausreichend. Zu beachten sind jedoch ein Gewöhnungseffekt mit Wirkverlust und Nebenwirkungen der Schmerzmedikamente.
- Hilfreich kann eine multimodale Schmerztherapie sein.Es gibt Hinweise, dass sich die Schmerzsymptomatik durch Ernährungsumstellung leicht verbessern kann. Auch Akupunktur oder Entspannungstechniken können probiert werden.
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