Hedwig P. ist viel allein. Ihr Mann ist verstorben und sie hat wenig Außenkontakte. Mit ihren 87 Jahren klappt die Zubereitung der Speisen nicht mehr so gut wie früher. Altersbedingt sitzt ihre Zahnprothese nur noch unzureichend. Am liebsten isst sie weiche Speisen, die sie wenig kauen muss, oder tunkt ihr Brötchen in den Kaffee ein. Außer dem Kaffee zum Frühstück und nach dem Mittagsschlaf trinkt sie kaum etwas. Ihr Durstgefühl hat deutlich nachgelassen.
Oft müde aufgrund von Eisenmangel
Als der Arzt zum Hausbesuch kommt, fällt ihm auf, dass seine Patientin blass und müde wirkt. Außerdem klagt sie über Vergesslichkeit und dass ihr das Verstehen der Tageszeitung ständig schwerer fällt. Bei der Blutuntersuchung fällt ein zu niedriger Eisenwert auf. Der Arzt verordnet die Einnahme von Eisentabletten und regt einen Zahnarztbesuch an. Gemeinsam überlegen sie, wie sich ihre Ernährung verbessern lässt. Und beim nächsten Hausbesuch wirkt Hedwig P. schon viel munterer und berichtet, dass sie nicht mehr so „tüddelig“ ist.
Nicht immer lässt sich die Lebenssituation so einfach verbessern wie in diesem Beispiel. Auch ist eine Blutarmut als Ursache für Abgeschlagenheit und Müdigkeit nicht immer durch die Ernährung bedingt. Bei jüngeren Menschen sind Wachstum bei Kindern, Schwangerschaft oder Menstruationsblutungen bekannte Ursachen für Anämien, wie die Blutarmut genannt wird.
Wie viel Eisen der Körper benötigt
Im Alter können chronische Erkrankungen wie Nierenversagen, Herzschwäche oder Diabetes sowie Störungen im Magen-Darm-Trakt eine Anämie verursachen oder die Eisenaufnahme verhindern. Unter anderem führen auch winzige Blutungen im Magen-Darm-Trakt, wie sie bei der Einnahme von ASS 100 mg auftreten können, zur Blutarmut.
Symptome bei Eisenmangel
Hämoglobin (Hb) ist ein roter Blutfarbstoff und Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es enthält Eisen und ist für den Sauerstofftransport im Blut nötig. Fehlt Hb, weil zu wenig Eisen vorhanden ist, können Muskeln, Gehirn und innere Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Müdigkeit, verringerte geistige Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit und Blässe sind typische Symptome. Eingerissene Mundwinkel, spröde Haare und brüchige Nägel können ebenfalls auftreten.
Der Tagesbedarf an Eisen hängt von der Lebenssituation ab: Frauen im gebärfähigen Alter benötigen 15 mg am Tag. Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche im Wachstum benötigen mehr, Männer dagegen nur 10 mg. Sportler oder regelmäßige Blutspender brauchen ebenfalls mehr Eisen.
Blutverluste können eine Rolle beim Eisenmangel spielen: verliert der Körper 2 ml Blut, verliert er damit auch 1 mg Eisen. Deshalb spielt die Stärke der Menstruationsblutung bei jüngeren Frauen eine Rolle. Zudem wird bei Anämien nach Ursachen für Blutverluste im Magen-Darm-Trakt gesucht. Nicht immer machen diese durch schwarz gefärbten Stuhl auf sich aufmerksam.
Eisen ist hauptsächlich in rotem Fleisch von Schwein, Rind sowie deren Innereien, aber auch in Eigelb enthalten und in dieser Form gut verwertbar.
{{::tip::standard::Der gleichzeitige Verzehr von Vitamin-C-haltigem Obst und Gemüse ist eine gute Strategie, um Eisen aus der Nahrung ausnutzen zu können.::}}
Diese Nahrungsmittel sollten aber aus verschiedenen Gründen nicht in so großen Mengen verzehrt werden. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten ebenfalls Eisen, aber weniger und es kann vom Körper nicht so gut verwertet werden.
Nehmen Sie bei Verdacht auf einen Eisenmangel nicht einfach Eisenpräparate ein. Auch wenn Sie die Mittel ohne Rezept oder im Drogerieregal ohne Beratung kaufen können. Denn Eisen kann überdosiert werden. Bitten Sie in der Arztpraxis um eine Blutuntersuchung, die Aufschluss über den Hb-Wert und das Speichereisen gibt. Nicht jeder Eisenmangel wird durch Ernährungsfehler verursacht.
Ein Blick auf Dauermedikamente kann ebenfalls aufschlussreich sein. Magenmittel wie Omeprazol oder Pantoprazol oder Alendronsäure gegen Osteoporose können einen Eisenmangel fördern. Liegt die Ursache bei einer sehr starken Periodenblutung, kann in manchen Fällen die Frauenärztin ein Hormonpräparat verordnen.
Eisenpräparate einnehmen, nur wenn nötig
Ist bereits der Hämoglobin- Wert oder sogar das Ferritin als Speicherform des Eisens zu niedrig, wird es schwer, den Mangel allein durch die Ernährung auszugleichen. Eisenpräparate zum Einnehmen für einige Wochen bessern die Situation.
{{::tip::standard::Umgekehrt kann auch das Eisen die Resorption anderer Stoffe stören. Deshalb ist ein ebenso großer Abstand zu Schilddrüsenhormonen, manchen Antibiotika, Parkinsonmitteln wie Levodopa, oder Calcium- oder Magnesiumtabletten einzuhalten.::}}
Mittel der ersten Wahl laut Leitlinie sind Präparate mit Eisen-II-sulfat in einer Dosierung von 100 mg pro Tag. Am besten werden sie morgens oder abends etwa eine halbe Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen. Denn Nahrungsbestandteile aus Vollkorn, schwarzem Tee oder Milchprodukten können die Aufnahme des Eisens behindern.
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