Ein rückenfreundlicher Arbeitsplatz

Die passende Beleuchtung, ein guter Bürostuhl und ein durchdachtes Ordnungssystem sind Voraussetzung dafür, dass Schreibtischarbeit nicht auf den Rücken geht.

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Computer – ein Büro lässt sich zuhause schnell einrichten. Damit das Arbeiten am Schreibtisch auf Dauer so angenehm wie möglich wird, lohnt es sich allerdings, etwas tiefer in die Planung einzusteigen. „Arbeit am Schreibtisch ist Arbeit im Sitzen und das ist ungesund“, stellt Kirsten Brandt klar. Sie arbeitet im Fachbereich „Arbeit und Gesundheit“ bei der SVLFG (Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau) und berät zum Beispiel Landwirte, die ihr Agrarbüro rückenfreundlich gestalten möchten.

„Die wichtigste Regel ist: Die nächste Haltung ist immer die Beste. Wer oft aufsteht und ein paar Schritte geht, macht vieles richtig“, sagt sie. Stundenlanges Verharren in derselben Position dagegen ist Gift für den Rücken und führt zu Verspannungen.

Tageslicht und Lampen

Generell plädiert Kirsten Brandt dafür, dass Schreibarbeiten nicht am Küchentisch erledigt werden. Wer regelmäßig am Computer arbeiten muss, sollte dafür einen separaten Arbeitsplatz einrichten. Ein eigenes Büro ist perfekt, aber auch ein abgetrennter Bereich in einem anderen Raum lässt sich passend gestalten. „Es muss hell genug sein, am besten durch einen Mix aus natürlichem Licht und einer passenden künstlichen Beleuchtung“, merkt Kirsten Brandt an. „Ist es zu dunkel, wird das Sehen unnötig erschwert und man verkrampft sich stärker, was sich in Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich äußert.“ Ist ein Fenster vorhanden, steht der Schreibtisch am besten im rechten Winkel dazu. Befindet sich das Fenster im Rücken, fallen Lichtreflexe auf den Computerbildschirm. Ein Fenster vor dem Arbeitsplatz stört die Konzentration. „Generell ist es aber gut, zwischendurch immer mal ins Grüne zu schauen, grün wirkt beruhigend, weshalb auch Zimmerpflanzen eine gute Ergänzung in Büroräumen sind“, sagt Kirsten Brandt.

Auf der Arbeitsfläche sollten 500 LUX erreicht werden. Dabei fällt das Licht vorzugsweise von oben auf den Schreibtisch, durch eine Deckenlampe oder einen Deckenfluter. „Für Räume ohne oder mit nur sehr kleinen Fenstern sind Deckenfluter mit Tageslicht zu empfehlen – das beugt Müdigkeit besser vor als eine kleine Tischlampe, die vielleicht nur schummrig-gedämpftes Licht abgibt“, merkt die Fachfrau an.

Stuhl & Tisch

Ein guter Schreibtischstuhl sollte folgende Merkmale aufweisen:

  • höhenverstellbar
  • drehbar
  • frei schwingende Rückenlehne
  • höhenverstellbare Armlehnen
  • mit Rollen

Die frei schwingende Rückenlehne unterstützt dabei das dynamische Sitzen, denn der Oberkörper muss permanent etwas arbeiten, und der Nutzer kann sich auch mal nach hinten fallen lassen. Wer ein großes Büro hat, kann ergänzend einen Sitzhocker oder einen Gymnastikball nutzen, um zwischen den Sitzmöglichkeiten zu wechseln. Weniger Platz benötigt ein Luftkissen, das auf den Stuhl gelegt wird.

Arbeiten im Stehen

Der Schreibtisch muss nicht zwingend höhenverstellbar sein, auch wenn das die beste Möglichkeit ist, zwischendurch in Bewegung zu kommen. Wer allerdings länger sitzen muss, sollte sich Möglichkeiten zum Arbeiten im Stehen verschaffen, wie ein Stehpult. Bewegungspausen lassen sich ohne großen Aufwand in den Büroalltag integrieren. „Zum Telefonieren aufstehen und ein paar Schritte gehen“, ist einer von Kirsten Brandts Tipps. Bewusst Wege einbauen kann man auch, indem Drucker und Papierkorb außer Reichweite platziert werden. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine in der Küche einfach mal die Schultern kreisen, ein paar Schritte auf  Zehenspitzen machen oder die Arme über den Kopf strecken.

„Trinken Sie ausreichend, das ist sowieso gesund und führt außerdem dazu, dass Toilettenpausen notwendig sind“, rät die Fachfrau außerdem mit einem Augenzwinkern.

Nützliche Produkte

Das Angebot an Hilfsmitteln, die das Arbeiten am Schreibtisch etwas gesünder machen sollen, ist groß. Diese drei Produkte empfiehlt Autorin Kirsten Brandt:

Balance Board: Eine wunderbare Möglichkeit, zwischendurch den Körper in Schwung zu bringen. Die Boards gibt es inzwischen in unzähligen Varianten.

Vorlagenhalter für Dokumente: Zwischen Tastatur und Bildschirm platziert, lassen sich Briefe und andere Unterlagen in gerader Haltung lesen und gegebenenfalls abtippen.

Anti-Ermüdungsmatte: Bei stehenden Tätigkeiten unterstützen Anti-Ermüdungsmatten die körperliche Gesundheit, indem sie durch ihre federnde Oberfläche zu mehr Bewegung anregen. Die Muskeln in Beinen und Füßen arbeiten kontinuierlich, was die Durchblutung fördert.

Geschickt gelöst: Hier dient ein Ordner als Vorlagenhalter und erleichtert das Abtippen eines Dokuments. (Bildquelle: Holtkamp)

Der Rücken mag Ordnung

Was Rückenschmerzen und ein aufgeräumtes Büro miteinander zu tun haben? „Ordnung ist ein Faktor, der Stress vermeidet. Und Stress ist definitiv ein Auslöser für Rückenbeschwerden, weil er die Muskulatur verkrampfen lässt“, erläutert Kirsten Brandt. Deshalb empfiehlt sie, lose Papiere zügig abzuheften und möglichst keine großen „Häufchen“ auf dem Schreibtisch entstehen zu lassen. „Abheften und wegstellen ist gut für den Kopf, weil man das Gefühl hat: Das ist erledigt und ich kann es abhaken“, sagt sie.

Wer ein neues Büro einrichtet oder renoviert, hat die Chance, bei der Wahl des Bodenbelags und der Wandfarbe auf die Wirkung zu achten. „Gelbe bis ockerfarbene Wandtöne wirken anregend, einzelne rote Abschnitte fokussieren die Aufmerksamkeit, grün wirkt beruhigend und fördert die Konzentration“, nennt Kirsten Brandt Beispiele. Die Decke sollte man hell halten, damit der Raum nicht erdrückend wirkt. Ein brauner Holzfußboden wirkt beruhigend, ist der Raum sehr klein, lässt ein heller Boden ihn optisch größer wirken. Wer einen Teppich im Büro hat, kann zwischendurch auch mal die Schuhe ausziehen.

Wer mehr wissen möchte

Weitere Tipps, unter anderem zur optimalen Sitzposition am Schreibtisch oder der Positionierung von Computerbildschirm und Tastatur, finden sich auf der Homepage der SVLFG unter „Arbeitssicherheit & Gesundheit“, Gesunde Arbeit/Rückengesundheit.

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