Ernährung

Die Top 10 Ernährungstrends 2023

Wie essen und trinken wir in der Zukunft? Dazu wurden 170 Ernährungsfachleute befragt. Dabei kristallisierten sich zehn Trends heraus.

Die Frage, wie sich die Menschen in Zukunft ernähren werden, beschäftigt nicht nur Verbraucher, sondern auch Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen. Eine Antwort will der Trendreport Ernährung 2023 liefern. Dazu hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Oktober des vergangenen Jahres 170 Ernährungsexpertinnen und -experten aus den Netzwerken Nutrition Hub und des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) zu Entwicklungen im Ernährungssektor befragt. Ihrer Meinung nach werden diese zehn Trends künftig den Ernährungssektor bestimmen:

Dieses zehn Trends werden nach Ansicht der Experten künftig bei der Ernährung im Vordergrund stehen. (Bildquelle: BZfE)

1. Klimafreundliche und nachhaltige Ernährung

Der Trend hin zu einer nachhaltigen Ernährung ist auch im Jahr 2023 ungebrochen. Immer mehr Menschen ist die regionale Herkunft von Lebensmitteln und die saisonale Anpassung der eigenen Ernährung wichtig. Gleiches gilt für die Transparenz der jeweiligen Lieferkette. Ein rotes Tuch für viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind Lebensmittelverschwendung und Verpackungsmüll. Der Trend zu Nachhaltigkeit, Transparenz und Regionalität wird mittlerweile auch von den Produzenten gesetzt: Immer mehr von ihnen bieten Alternativen zu Fleischprodukten an, setzen auf Regionalität und kurze Lieferketten.

2. Pflanzenbetonte Ernährung

Die Zeiten, als jeden Tag Fleisch oder Fisch auf den Teller kam, sind für breite Teile der Bevölkerung angesichts von Klimawandel, Nachhaltigkeitsstreben und Tierwohlorientierung vorbei. Gleichzeitig ist vielen Menschen der Schwenk hin zu einer rein vegetarischen oder veganen Ernährung zu radikal. Sie möchten sich hin und wieder den Luxus leisten, Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte zu konsumieren. Als Mittelweg liegt daher die pflanzenbetonte – oder flexitarische – Ernährung klar im Trend.

3. Digitale Ernährungstherapie

Apps, Big Data und die digitale Kommunikation gewinnen in der Ernährungstherapie an Bedeutung. Ebenfalls in der Online-Toolbox vieler Ernährungsprofis: Vorträge, Workshops, Checks und Beratungen. Zu diesem Trend beigetragen hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie, in deren Verlauf das Arbeiten von zu Hause und die Kommunikation über digitale Kanäle zur Normalität geworden sind. Vor allem das Smartphone ist heute in Sachen Ernährung unverzichtbar.

4. Convenience Food und gesundes Essen to go

„Wie kann ich mich trotz beschäftigtem Lebensstil gut ernähren?“ Diese Frage stellen sich viele, die Antwort lautet immer öfter: Convenience Food und gesundes Essen-to-go. Mittlerweile haben sich viele Produzenten auf die veränderten Kundenbedürfnisse eingestellt. So gibt es immer mehr Imbisse und Supermärkte, die Bowls, Salate, geschnittenes Obst oder Suppen anbieten. Eine Renaissance erlebt das „Meal Prepping“, also das Vorkochen gesunder Gerichte für Büro oder Home Office.

5. Personalisierte Ernährung

Viele Fachleute sehen die personalisierte Ernährung im Kommen. Ein Grund dafür ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Die Zeiten der Essensaufnahme sind heute ebenso individuell wie das persönliche Aktivitätslevel. Heißt: Es gibt nicht die eine Form der Ernährung, die gut und gesund für alle ist. Immer mehr funktionelle Lebensmittel kommen in Kombination mit digitalen Produkten auf den Markt. Per App werden die richtigen Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel vorgeschlagen, um Körper und Gesundheit zu optimieren.

6. Ernährung für den Darm

Zunehmend wird der Darm als wichtige Einflussgröße für Gesundheit und Wohlbefinden wahrgenommen. Das Mikrobiom – also die Billionen zählende Gemeinschaft von Bakterien, Viren und Pilzen, die unseren Körper besiedeln und unsere Verdauung beeinflussen – erhält die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Gezielt suchen Verbraucherinnen und Verbraucher nach Produkten, die ein gesundes Mikrobiom unterstützen und für eine reibungslose Verdauung sorgen. Vor allem fermentierte Nahrungsmittel rücken in den Fokus.

7. Bewusstsein für gesunde Ernährung

In der Diskussion über nachhaltiges und klimafreundliches Essen scheint der Aspekt der gesunden Ernährung mitunter in den Hintergrund zu treten. Dabei geht idealerweise beides Hand in Hand – und wird von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern mitbedacht. Sie interessieren sich für Superfoods, suchen Ideen und Motivationen zum Abnehmen oder für eine Ernährungsumstellung. Gefragt sind zudem Erfahrungen mit dem Intervallfasten und gesunde Rezepte.

8. Achtsame Ernährung

Zutaten sorgfältig auswählen, Gerichte liebevoll zuzubereiten, sich für das Essen Zeit nehmen, in den eigenen Körper hineinhorchen – all diese Aspekte vereint das Konzept der achtsamen Ernährung.

9. Vegane Ernährung

Der konsequente Verzicht auf alle tierischen Produkte hat sich längst aus dem Nischendasein befreit. Selbst traditionelle Fleischgerichte wie die Kohlroulade werden mittlerweile vegan zubereitet. Analog dazu stellen sich Produzenten und der Handel besser auf die Bedürfnisse der veganen Zielgruppe ein, Supermärkte und Discounter schaffen Platz für vegane Produkte wie Käse- oder Fleischersatz.

10. Alkoholersatzprodukte

Alkoholfreie Biere, Weine und Schnäpse werden beliebter. Dies gilt insbesondere für junge Menschen – aber auch unter älteren Semestern wird Alkohol zunehmend als gesundheitsschädlich wahrgenommen. Die Lebensmittelindustrie sieht das Potenzial: Sind alkoholfreie Biere schon länger ein echter Umsatzbringer, gewannen zuletzt auch Weine ohne Prozente an Popularität. Start-ups, Forschungseinrichtungen und lokale Initiativen befassen sich damit, durch die Verbindung von Obstsäften mit Hopfen oder durch Fermentierung schmackhafte Alkoholersatzprodukte herzustellen.

Lesen Sie mehr:

Eine Ernährung mit viel Pflanzlichem und wenig Fleisch ist gut für Gesundheit und Klima. Pflanzliche Lebensmittel sollten deshalb auch in der Ernährung von Senioren die Basis sein.

Der Landtag hat die Landesregierung beauftragt, eine ganzheitliche Ernährungsstrategie für Nordrhein-Westfalen zu entwickeln.

Ernährung

Mit Apps gesünder essen?

von Ursula Wulfekotte

Der Kühlschrank bestellt die Lebensmittel und eine App programmiert die ­Küchenmaschine – Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten, solange wir dabei den Verstand nicht ausschalten.