Die Schilddrüse ist ein vergleichsweise kleines Organ. Sie hat aber enorme Bedeutung für die Gesundheit. Sie produziert Hormone, die wichtige Vorgänge im Körper steuern. Produziert sie zu viele oder zu wenig Hormone, gerät der Körper aus dem Gleichgewicht.
Sehr viel häufiger als eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Unterfunktion. Damit verbunden ist ein Mangel an Schilddrüsenhormonen. Der Mangel an dem Hormon Thyroxin bzw. T4 lässt sich medikamentös ausgleichen. Der Arzt verschreibt häufig den Wirkstoff Levothyroxin, auch als L-Thyroxin bezeichnet. Er entspricht dem körpereigenen Hormon und soll die Hormonwerte wieder in den normalen Bereich bringen.
Das bedeutet allerdings nicht immer, dass der Patient beschwerdefrei ist. Achtet er jedoch zusätzlich auf eine gesunde verträgliche Ernährung, steuert er maßgeblich dazu bei, sich wohler zu fühlen.
Schilddrüsenunterfunktion
Die Schilddrüse bildet unter anderem die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die für viele Vorgänge im Körper wichtig sind. Stellt sie zu viele Hormone her, ist von einer Überfunktion, Hyperthyreose, die Rede. Eine Unterfunktion wird als Hypothyreose bezeichnet. Meist wird sie durch eine chronische Entzündung der Schilddrüse ausgelöst.
Häufigste Ursache für eine Unterfunktion ist hierzulande die Hashimoto-Thyreoiditis. Dabei wird die Entzündung der Schilddrüse durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst. Das bedeutet, dass sich das körpereigene Immunsystem gegen das Schilddrüsengewebe richtet.
Fehlen Schilddrüsenhormone, verlangsamt sich der Stoffwechsel. Typische Symptome sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen, Hautveränderungen, Haarausfall, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit und Verstopfung. Äußerlich sichtbar kann eine Unterfunktion durch eine vergrößerte Schilddrüse werden, auch als Kropf bekannt.
Zur Behandlung wird häufig das fehlende Schilddrüsenhormon Thyroxin durch ein Medikament ersetzt, das dem körpereigenen Hormon entspricht. Es wird als Levothyroxin oder L-Thyroxin bezeichnet. Meist müssen die Patienten das Medikament lebenslang einnehmen. Bis sich der Hormonspiegel im Körper einpendelt, dauert es in der Regel etwa zwei bis drei Monate. Die Dosierung des Medikaments muss regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden.
Auf die Jodzufuhr achten
Eine Schilddrüsenunterfunktion wird zwar nur selten durch einen Jodmangel ausgelöst. Das Organ benötigt aber ausreichend Jod für die Hormonproduktion. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Jugendliche und Erwachsene eine tägliche Aufnahmemenge von 180 bis 200 µg.
Zu viel Jod sollten Schilddrüsenpatienten aber auch nicht aufnehmen. Bei einer Überdosierung besteht die Gefahr einer Schilddrüsenüberfunktion. Dazu kann es eventuell durch zu hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel kommen. Eine Überdosierung allein durch Lebensmittel ist dagegen kaum möglich.
Die besten natürlichen Jodlieferanten sind Seefisch, wie Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau und Meeresfrüchte. Aber auch Milch und Milchprodukte oder Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl oder Spinat sind gute Jodlieferanten. Um einer Schilddrüsenunterfunktion vorzubeugen, sollten täglich Milch- und Milchprodukte und häufiger auch Meeresfisch auf dem Speiseplan stehen. Außerdem wird empfohlen, jodiertes Speisesalz zu verwenden.
Ist eine Hashimoto-Thyreoiditis die Ursache für die Unterfunktion, kann es zu Beginn der Erkrankung sinnvoll sein, sich jodarm zu ernähren. Das sollten Patienten mit ihrem Facharzt besprechen.
Keine strengen Diäten
Jod allein ist aber nicht das Allheilmittel bei Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto, sagt Hannah Hauser. Die Ernährungswissenschaftlerin aus Bremen hat sich auf die Ernährung bei Schilddrüsenerkrankungen spezialisiert. Sie selbst hatte jahrelang mit den Folgen einer Schilddrüsenunterfunktion und später auch einer Hashimoto-Thyreoiditis zu kämpfen.
Hannah Hauser rät ihren Patienten, neben Jod auch auf eine ausreichende Aufnahme von Selen, Magnesium und Vitamin A zu achten. Lieferanten für die Nährstoffe sollten immer Lebensmittel sein, denn die Aufnahme ist hier besser als aus Nahrungsergänzungsmitteln.
Weil viele Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion auch unter einer Gewichtszunahme leiden, probieren einige, mit Diäten Pfunde loszuwerden. Davon rät Hannah Hauser dringend ab. Schilddrüsenpatienten sollten sich normal, aber gesund ernähren. „Diäten führen häufig zu Hormonproblemen“, sagt die Expertin.
Durch die verringerte Energieaufnahme fährt der Körper den Stoffwechsel runter und drosselt damit auch die Hormonproduktion der Schilddrüse.
Auch Intervallfasten und Low Carb, also eine besonders kohlenhydratarme Ernährung, hält sie für ungeeignet. Bei Schilddrüsenunterfunktion kann der Körper nur wenig Kohlenhydrate in Form von Glykogen in der Leber speichern. Wenn im Zuge des Intervallfastens zum Beispiel auf das Frühstück verzichtet wird, fehlen morgens Kohlenhydrate, um den Körper mit Energie zu versorgen. Das bedeutet Stress für den Körper. „Außerdem werden die Hormone aus der Schilddrüse zum großen Teil in der Leber aktiviert. Dazu braucht die Leber Kohlenhydrate“, begründet sie, warum sie von Low Carb abrät. Die Schilddrüsenexpertin empfiehlt, Kohlenhydrate in ausreichender Menge, am besten aus Obst oder Wurzelgemüse aufzunehmen.
Speisen essen, die den Körper wärmen
Dennoch ist es möglich, das Gewicht zu reduzieren. Besser als eine kurzfristige, extrem kalorienreduzierte Diät ist es jedoch, dauerhaft nur etwas weniger Kalorien zu sich zu nehmen als der Körper verbraucht. Zusätzlich sollte der Stoffwechsel angekurbelt werden. Das geschieht zum einen durch die Einnahme von L-Thyroxin. Das Medikament sorgt dafür, dass die Schilddrüse wieder aktiver wird und der Energieverbrauch auf Dauer steigt.
Zum anderen sollten Betroffene „warmes Essen“ bevorzugen. Damit gemeint sind Lebensmittel, die für ein warmes Gefühl sorgen. Als Beispiel nennt Hannah Hauser eine Knochen- oder Hühnerbrühe. „Knochenbrühe ist Superfood für die Schilddrüse. Sie ist mineralstoffreich und enthält viele entzündungshemmende Aminosäuren“, sagt sie. Aber auch kalte Speisen können Wärme erzeugen. Patienten sollten ausprobieren, wie sie sich nach einer Mahlzeit fühlen. Haben sie danach eher kalte Hände oder verursacht das Lebensmittel Wärme im Körper? Das kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.
Auf den Körper hören
„Steuern Sie das Essen nach den Körpersignalen, nicht nach dem Verstand“, rät die Expertin und Bloggerin. Betroffene sollten auf Hunger- und Sättigungsgefühle achten. Außerdem empfiehlt sie, regelmäßig mehrere kleine Mahlzeiten am Tag zu essen, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Bei großen Schwankungen des Blutzuckerspiegels schüttet der Körper die Hormone Adrenalin und Cortison aus. Diese schwächen die Schilddrüsenfunktion.
Wer unter einer Hashimoto-Thyreoiditis leidet, hat oft auch mit Darmproblemen zu kämpfen. Hannah Hauser rät Betroffenen deshalb zu einer leicht verdaulichen Kost. „Essen sie wenig Rohkost, dafür aber viel warmes Gemüse“, so ihr Tipp. Gekochtes Gemüse kann der Darm leichter aufspalten. Kohlgemüse, wie Brokkoli oder Weißkohl, und auch Hülsenfrüchte sind eher schwer verdaulich und können zu Blähungen führen. Das kann den bei Hashimoto-Patienten ohnehin häufig entzündeten Darm zusätzlich reizen.
Regelmäßig Sonne tanken
Ernährung allein ist aber nicht alles. Wichtig ist es zum Beispiel auch Stress zu reduzieren.
Hannah Hausers persönlicher Tipp für alle Schilddrüsenpatienten: Sonne tanken! „Gehen Sie regelmäßig draußen spazieren.“ Die Schilddrüse reagiert auf die Lichtimpulse durch das Sonnenlicht. Das Organ wird dadurch aktiviert und kurbelt die Hormonproduktion an.
Bei allen genannten Maßnahmen ist jedoch Geduld gefragt. Hannah Hauser selbst hat es geschafft, durch einen bewussten Lebensstil und eine Ernährungsumstellung heute wieder fit, schlank und energiegeladen zu sein. Das hat allerdings mehrere Jahre gedauert.