Zu den Risikofaktoren gehören Übergewicht und eine genetische Bereitschaft dazu. Wenn es also bereits Fälle von Diabetes in der Familie gibt, hat die Schwangere ein erhöhtes Risiko. Wichtig zu wissen ist aber: „Die Frau ist nicht selbst schuld“, betont Dr. Dirk Lammers, Diabetologe aus Münster. Die Möglichkeiten, einem Gestationsdiabetes vorzubeugen, sind begrenzt. „Die Frau sollte möglichst ein Normgewicht erreichen“, rät der Arzt. Mehr könne sie aber nicht machen.
Weil sich Schwangerschaftsdiabetes in der Regel nicht mit den typischen Symptomen, wie starkem Durst oder Gewichtsabnahme, bemerkbar macht, sei es wichtig, den Zuckerbelastungstest zu machen, der Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinie ist.
So läuft der Diabetestest ab
Jede werdende Mutter hat Anspruch auf ein Screening zur Bestimmung eines Schwangerschaftsdiabetes. Der Test wird in der Regel in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Zunächst erfolgt ein sogenannter kleiner Zuckerbelastungstest, meist in der gynäkologischen Praxis. Dabei trinkt die Frau ein Glas Wasser mit 50 g Zucker. Nach einer Stunde wird der Blutzucker bestimmt. Liegt dieser Wert unter 135 mg/dl, ist alles in Ordnung.
Ist der Wert höher, sollte ein oraler Glucosetoleranztest durchgeführt werden, möglichst in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis. Zunächst wird der Blutzucker im nüchternen Zustand gemessen. Dann trinkt die Frau eine Zuckerlösung aus 300 ml Wasser und 75 g Glukose. Nach einer und nach zwei Stunden wird der Blutzuckerwert erneut gemessen. Wenn einer der drei folgenden Blutzuckerwerte erreicht oder überschritten ist, wird die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes gestellt:
- nüchtern: 92 mg/dl,
- nach einer Stunde: 180 mg/dl,
- nach zwei Stunden: 153 mg/dl.
Folgen für das Kind
„Unbehandelt kann Diabetes zu Entwicklungsstörungen beim Kind führen“, erklärt der Diabetologe. Dazu gehört die sogenannte Makrosomie, das heißt der Fötus ist übermäßig groß und schwer. Um das zu kontrollieren, sollte schon frühzeitig in der Schwangerschaft der Bauchumfang des Kindes gemessen werden, empfiehlt Dr. Dirk Lammers. Bei einem auffälligen Befund rät er, den Diabetestest schon früher als vorgesehen zu machen. „Möglich ist das schon ab der sechsten Schwangerschaftswoche.“
Weitere mögliche Folgen eines unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes sind ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten und Kaiserschnitte sowie für Komplikationen während der Geburt. Langfristig ist das Risiko erhöht, im Verlauf des Lebens übergewichtig zu werden und Diabetes Typ 2 zu entwickeln.
Viermal täglich messen
Bei einem gut eingestellten Schwangerschaftsdiabetes ist die Chance auf einen normalen Schwangerschaftsverlauf und eine normale Geburt jedoch groß, betont Dr. Dirk Lammers. Dazu gehöre aber, den Lebensstil anzupassen.
Viermal am Tag sollte die Schwangere ihren Blutzuckerspiegel messen: Morgens beim Aufstehen sowie jeweils nach den Hauptmahlzeiten. Sind die Werte über mehrere Tage im Normbereich, reicht eine Messung am Tag, zu jeweils unterschiedlichen Zeiten. Ist einmal ein Wert über dem Grenzwert, sollte die Patientin wieder viermal am Tag messen und sich bei Bedarf in der diabetologischen Schwerpunktpraxis melden.
Insulin ist selten nötig
„In etwa 70 % der Fälle erreichen die Schwangeren allein durch eine bewusste Ernährung und viel Bewegung normale Blutzuckerwerte“, stellt Dr. Lammers fest. Klappt das nicht, ist eine Insulintherapie nötig. In der Regel verordnet er dann ein kurzwirksames Insulin, das zu den Mahlzeiten gespritzt wird. Ist jedoch der Nüchternwert zu hoch, sollte die Frau morgens und abends ein langwirksames Insulin injizieren.
Für die Entbindung rät der Diabetologe den Frauen, eine Klinik aufzusuchen. Denn es kann vorkommen, dass das Kind nach der Geburt zunächst unterzuckert.
Risiko für Diabetes bleibt erhöht
Nach der Entbindung normalisieren sich die Blutzuckerwerte bei der Mutter zwar sehr schnell. Doch das Risiko, nach einem Schwangerschaftsdiabetes in den nächsten Jahren Diabetes Typ 2 zu entwickeln, ist drei- bis viermal höher als bei anderen Frauen.
Die Mutter kann aber vorbeugen. Die wichtigste Maßnahme ist, Normalgewicht anzustreben. Dafür sollte sie sich weiter gesund ernähren und viel bewegen. „Dann sinkt das Diabetes-Risiko fast bis auf das der Normalbevölkerung“, sagt Dr. Lammers. Eine gute Präventionsmaßnahme ist auch das Stillen. Es beugt einer Diabeteserkrankung bei der Mutter und beim Kind vor.
Auf jeden Fall sollte die Frau etwa sechs Wochen nach der Entbindung erneut einen Glucosetoleranztest machen. Zusätzlich empfiehlt der Mediziner, einmal pro Jahr beim Hausarzt den Nüchternblutzuckerwert und den sogenannten HbA1c, einen Blutzuckerlangzeitwert, überprüfen zu lassen.
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