Ob im Schweinestall, auf dem Trecker oder beim Arbeiten mit der Kettensäge – die Gefahr durch Lärm am Arbeitsplatz wird oft unterschätzt. Dabei gehört die Berufskrankheit Lärmschwerhörigkeit zu den häufigsten anerkannten Berufskrankheiten in Deutschland. Betroffene bemerken die Schädigung meist erst dann, wenn das Hörvermögen bereits nachgelassen hat, warnt die Berufsgenossenschaft Holz und Metall. Dann sei die Erkrankung schon fortgeschritten und in jedem Fall irreversibel. Deshalb ist es wichtig, das Gehör schon in jungen Jahren zu schonen.
Lärm am Arbeitsplatz reduzieren
Dazu gehört in erster Linie, Lärm zu reduzieren. Das kann durch bauliche Maßnahmen oder den Einsatz geräuscharmer Maschinen geschehen. Ist das nicht in ausreichendem Maß möglich, wird ein persönlicher Gehörschutz erforderlich.
Ab etwa 65 Dezibel (dB) können bei längerer Lärmeinwirkung gesundheitliche Schäden auftreten, wie Lärmstress oder Spannungszustände.
Direkte Gehörschäden sind zu befürchten, wenn oft wiederkehrend Lärm im Bereich ab 85 dB auf den menschlichen Organismus einwirkt. Zum Vergleich: In einer ruhigen Wohnung liegt der Schallpegel bei etwa 40 dB, starker Straßenverkehr kommt auf 80 dB.
Hier wird’s oft zu laut
In der Landwirtschaft wird ein Schallpegel von 85 dB (A) oft erreicht oder überschritten. Wie die Sozialversicehung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau zeigt, ist das zum Beispiel der Fall bei bei Arbeiten mit
- Motor- und Kreissägen, Freischneidern, Heckenscheren oder Rasenmähern,
- Trennschneidern, Hochdruckreinigern oder Heißvernebelungsgeräten,
- Zweitakt-Maschinen, wie Spaltenschiebern im Kuhstall,
- Baggern, Ladern, Planierraupen, Rüttelplatten oder Kompressoren,
- Erdaufbereitern, Buschholzhackern oder Kranzzerreißmaschinen,
- Traktoren und Geräteträgern,
sowie bei
- Arbeiten in Sauen- und Schweinemastställen,
- der Jagd mit Schusswaffen.
Gehörschutz ab 85 dB verpflichtend
Arbeitgeber sind verpflichtet, ihre Mitarbeiter vor Lärmeinwirkung zu schützen. Per Gesetz ist ab 80 dB (A) ein Gehörschutz dringend empfohlen, ab 85 dB (A) ist er verpflichtend. Bei der Angabe des Schallpegels in dB (A) wird zusätzlich berücksichtigt, dass das menschliche Ohr in einem bestimmten Frequenzbereich empfindlicher ist. Das ist der Bereich, der im Alltag für die Kommunikation und die Erfassung von Gefahren am wichtigsten ist. Aus dB wird dann dB (A).
Wird der gesetzlich vorgeschriebene Grenzwert erreicht oder überschritten, müssen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern kostenlos einen persönlichen Gehörschutz zur Verfügung stellen.
Arten von Gehörschutz
Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Gehörschutzes:
- Gehörschutzstöpsel, die aus Watte oder aus Kunststoff bestehen. Sie werden in den Gehörgang eingesetzt.
- Kapsel-Gehörschutz, umgangssprachlich auch als „Mickey Mäuse“ bezeichnet. Sie werden über dem Ohr getragen. Die Kapseln können an einem Bügel oder an einem Schutzhelm befestigt sein.
- Otoplastiken, das sind maßgefertigte Gehörschützer, die im Gehörgang getragen werden. Sie werden individuell angepasst.
Stöpsel für den langen, Kapseln für den kurzen Einsatz
Welche Form von Gehörschutz jeweils geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Stöpsel sind beispielsweise sinnvoll, wenn es sich um länger dauernde Arbeiten im lauten Umfeld handelt, erklärt Eckhard Beste, Gehörschutzexperte aus Köln. Allerdings dichten sie das Gehör ab, sodass auch wichtige Geräusche, wie Signale, schlecht gehört werden und Kommunikation nur schwer möglich ist. Unterschieden wird zwischen Stöpseln aus Watte für den einmaligen Gebrauch und solchen aus Kunststoff, die mehrmals verwendet werden können.
Kapsel-Gehörschutz ist praktisch, wenn der Gehörschutz nur für kurze Zeit erforderlich ist und häufig abgenommen wird. Nachteil ist, dass es unter den Kapseln schnell sehr warm wird.
Otoplastiken bieten mehr Komfort
Am komfortabelsten, aber auch am teuersten, sind Otoplastiken. Sie werden anatomisch an den Gehörgang und das Ohr angepasst. Otoplastiken können mit Filtern ausgestattet werden, die die Kommunikationsfähigkeit des Trägers erhalten. Darüber hinaus lassen sich zusätzliche Module ergänzen, sodass der Nutzer zum Beispiel, mit einem Kopfhörer telefonieren kann. Für Jäger gibt es Otoplastiken, die leise Geräusche verstärken und trotzdem beim Schuss den Schall auf eine gesunde Dosis abdämpfen können.
Letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Empfindens, welcher Gehörschutzam besten ist. Sicher ist: Genutzt wird er nur, wenn er angenehm zu tragen ist.
Das könnte Sie auch interessieren: