Akute Schmerzen lassen sich meist gut therapieren. Doch kehren Schmerzen immer wieder zurück oder halten über einen Zeitraum von mindestens drei bis sechs Monaten an, sprechen Mediziner von einem chronischen Schmerz. Häufig werden chronische Schmerzen durch Faktoren wie Stress oder Bewegungsmangel aufrechterhalten, die sich wechselseitig verstärken. Die Ursachen dafür sind ebenso verschieden wie die Behandlungsmöglichkeiten.
Multimodale Schmerztherapie lehrt Schmerz zu bewältigen
Vielfach führen Therapien nicht zum gewünschten Erfolg. Schmerzfreiheit kann niemand garantieren; auch nicht die „Multimodale Schmerztherapie“ wie sie beispielsweise am Marienkrankenhaus Schwerte im Kreis Unna angeboten wird. Doch nach dieser Therapie bessern sich Schmerzzustände oftmals und Patienten haben Strategien entwickelt, um ihren Dauerschmerz besser bewältigen zu können. Das fördert die Lebensqualität und erhält oft auch die Arbeitsfähigkeit.
{{::tip::standard::Einrichtungen, die schmerztherapeutisch tätig sind bzw. interdisziplinäre multimodale Schmerztherapien anbieten, hat die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. auf ihrer Internetseite aufgeführt. Näheres dazu über https://www.schmerzgesellschaft.de/einrichtungen
Adressen von Selbsthilfegruppen (SHG) für Schmerzpatienten sind zu erfahren bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), Tel. (0 30) 31 01 89 80, E-Mail: selbsthilfe@nakos.de, Internet: www.nakos.de::}}
„Rund 60 bis 70 % der Patienten, die zu uns kommen, leiden an chronischen Rückenschmerzen“, sagt Dr. Matthias Heintz vom Marienkrankenhaus Schwerte. Hier leitet der Facharzt für Anästhesie das Zentrum für Multimodale Schmerztherapie.
Häufig sind es Erkrankungen oder Fehlhaltungen des Bewegungs- und Stützapparates bedingt durch degenerative Wirbelsäulenerkrankungen, wie Facettengelenkarthrose oder Osteochondrosen, die hier behandelt werden. Etwa 5 bis 10 % der Patienten in Schwerte klagen über chronische Kopfschmerzen. Aber auch Menschen mit Rheuma, Fibromyalgie oder Nervenschmerzen aufgrund von Herpes Zoster, Trigeminusschmerzen oder Polyneuropathie zählen zum Patientenkreis.
Die meisten sind zwischen 40 und 65 Jahre alt. Viele von ihnen leiden nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Vor allem Stress lässt den Schmerz chronisch werden. „Stress ist einer der stärksten chronifizierenden Faktoren“, erklärt Dr. Matthias Heintz. Chronische Schmerzen sind häufig so komplex, dass nur eine Therapie helfen kann, die verschiedene therapeutische Verfahren miteinander kombiniert. Die interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie hat genau diesen Ansatz.
An Multimodaler Schmerztherapie sind viele Experten beteiligt
Neben einer medikamentösen Schmerzbehandlung sind Patienten dabei gefordert aktiv mitzuarbeiten. Es werden aktivierende Verfahren eingesetzt wie Physio- und Ergotherapie, Kraft- und Ausdauertraining sowie ein alltags- und berufsbezogenes Training. Gleichzeitig lernen Patienten auch Entspannungsverfahren und psychotherapeutische Maßnahmen kennen.
Im Zentrum für Multimodale Schmerztherapie in Schwerte unterziehen sich jährlich 250 bis 300 Patienten dieser Therapie.
Wer sich eignet
Die multimodale Schmerztherapie in der Tagesklinik ist an Voraussetzungen gekoppelt:
- es ist eine Überweisung vom Arzt erforderlich;
-die chronischen Schmerzen bestehen seit mehr als sechs Monaten und beeinträchtigen Alltagsfunktionen deutlich;
-es besteht keine körperliche oder seelische Erkrankung, die zunächst einer anderen spezifischen Diagnostik oder Behandlung bedarf;
-bisherige Schmerzbehandlungen waren nicht ausreichend;
- Patienten sind kognitiv und körperlich – können mindestens 500 m gehen – in der Lage, an den Therapien teilzunehmen;
-Patienten sind motiviert und beteiligen sich an dem Gruppentherapieprogramm mit bewegungs- und psychotherapeutischem Schwerpunkt.
Sie werden von einem Team aus Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten sowie Physio- und Ergotherapeuten und Pflegekräften betreut, das sich mit der Behandlung und Pflege von Schmerzpatienten auskennt.
Das Besondere aber ist: Bei der Multimodalen Schmerztherapie erfolgen die Behandlungen der unterschiedlichen therapeutischen Disziplinen gleichzeitig und sie sind eng aufeinander abgestimmt. „Wir treffen uns dazu täglich einmal im Team“, erklärt Dr. Matthias Heintz.
Die Behandlungen finden überwiegend in einer festen Gruppe mit sechs bis acht Patienten statt und das über einen Zeitraum von drei Wochen. Schmerzexperte Dr. Matthias Heintz beobachtet: „Die letzte Woche ist oft entscheidend dafür, wie gut der Patient das Gelernte auch später in seinem Alltag umsetzen kann.“
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