Blasenentzündung

Dauergast auf der Toilette

Eine chronische Entzündung der Blase ist unangenehm und schmerzhaft. Betroffen sind zu 90 % Frauen. Meist beginnt die interstitielle Zystitis im mittleren Lebensalter. Heilbar ist sie derzeit nicht, aber individuell zu therapieren.

Vermehrter Harndrang und Brennen beim Wasserlassen sind typische Anzeichen einer Blasenentzündung. In 30 bis 50 % aller Fälle heilt eine unkomplizierte Zystitis jedoch innerhalb von einer Woche von allein aus. Es gibt aber auch Patienten, die ständig eine Blasenentzündung entwickeln, der scheinbar gar nicht beizukommen ist. In dem Fall entscheidet der Arzt, ob ein Antibiotikum nötig ist.

Therapie hilft nicht allen

Das klingt recht einfach. Trotzdem gibt es Menschen, die Dauergast auf der Toilette sind, weil sie eine chronische Blasenentzündung haben. Die herkömmliche Therapie bringt ihnen überhaupt nichts. Die Betroffenen leiden unter ständigem, starken Harndrang mit häufigem Wasserlassen. Bis zu 60 mal tags und nachts suchen sie die Toilette auf, was eine Nachtruhe unmöglich macht. Dazu kommen heftige Schmerzen in der Harnblase, die bis in den Darm, das Becken und den ganzen Unterleib ausstrahlen.

Auslöser für dieser chronischen interstitiellen Zystitis (IC) sind allerdings keine Bakterien, sodass Antibiotika wirkungslos sind. In manchen Fällen stellt sich die IC als Folge einer entzündlichen Erkrankung ein. In anderen Fällen scheint sie im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder auch ohne scheinbaren Auslöser aufzutreten.

Schleimschicht durchlässig

Bei gesunden Menschen ist die Harnblase innen mit einer Schutzschicht ausgekleidet. Diese schirmt sie gegenüber dem darin befindlichen Urin ab. Sie besteht aus Glykosaminoglykanen (GAG). Das sind Moleküle, die aus Zucker- und Aminosäurebausteinen bestehen. Bei IC-Patienten ist die GAG-Schicht durchlässiger, sodass Urinbestandteile in tiefere Gewebeschichten gelangen können und dort Reizungen und Schwellungen hervorrufen.

Die Schwellungen locken wiederum weiße Blutkörperchen – die „Abwehrpolizei“ des Immunsystems – herbei, was die chronische Entzündung auslöst. Als Folge davon bilden sich mehr Nervenfasern, was die Schmerzempfindlichkeit erklärt.

Weitere Mechanismen halten die Entzündung aufrecht. Dadurch wird die Schleimhaut in der Harnblase immer durchlässiger. Die Blasenwand wird in Bindegewebe umgebaut und das Füllvolumen der Blase verkleinert sich.

Heilung derzeit unmöglich

Nach derzeitigem Stand der Medizin ist die IC nicht heilbar, aber individuell behandelbar:

  • Um die Schmerzen zu lindern, wird das WHO-Stufenschema zur Therapie chronischer Schmerzen angewendet. Dabei werden verschiedene Schmerzmittel und andere Strategien wie ein Baukasten miteinander kombiniert.
  • Der Wirkstoff Natriumpentosanpolysulfat wird als Tabletten eingenommen oder direkt in die Harnblase eingebracht. Er soll die dünne oder beschädigte Schicht reparieren.
  • Daneben gibt es weitere Wirkstoffe wie Hyaluronsäure oder Chondroitinsulfat, die nach einem ähnlichen Mechanismus die Schicht instand setzen sollen. Mittels solcher Blasenfüllungen lässt sich eine Erfolgsrate von 80 % erzielen. Sie bringen den Patienten die größte Erleichterung, gefolgt von einer gut eingestellten Schmerztherapie. Leider übernehmen die meisten Krankenkassen nicht die Kosten für die Blasenfüllungen.
  • Auch Lokalanästhetika, die die Blasenwand betäuben oder antientzündlich wirkende Corticoide, werden als Blasenfüllung angewendet und mit Hilfe elektrotherapeutischer Maßnahmen in die Blasenwand transportiert.

Was sonst noch bei einer IC helfen kann, lesen Sie auf den Gesundheitsseiten der Wochenblattausgabe 46/2018.

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